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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Spaniens würden uns die Tore öffnen und uns willkommen heißen.
    Ich war ein Narr, diesen Schwüren zu glauben. Nun stehe ich mit leeren Händen da! Ich habe euch in die Ferne weitab unserer Heimat geführt und vermag euch kaum genug Brot zu essen zu geben, geschweige denn, euch für eure Treue zu belohnen.«
    Karl schwieg einige Augenblicke, als wolle er abwarten, wie das Heer auf seine Worte reagierte.
    Ein Mann trat vor und reckte die Faust gen Himmel. »Lass uns stürmen, Karl! Wir werden diese Stadt für dich erobern.«
    »Jawohl, das tun wir!«, schrien andere. Weitere Krieger stimmten lautstark zu, und dann schlugen die Männer mit ihren Schwertern und Speeren gegen die Schilde.
    Der König ließ sie eine Weile gewähren, dann hob er die Hand und gebot Ruhe. »Meine Freunde! Gerne würde ich euch diesen Wunsch erfüllen. Doch nicht diese Maurenstadt ist unser Problem. Ob sie steht oder fällt, ist für unser Reich ohne Belang. Anders ist es jedoch mit den Sachsen. Sie haben ebenfalls heilige Eide geschworen, den Frieden zu halten, den ich mit ihnen geschlossen habe. Doch der Schwur eines Sachsen ist ebenso viel wert wie der eines Mauren, nämlich einen Hundedreck! Nur weil ich den Schwüren der Sachsen vertraute, habe ich euch bis nach Spanien geführt. Doch kaum weilen wir in der Ferne, wetzen die Eidbrüchigen ihre Schwerter und überfallen unsere Dörfer.
    Ich weiß, dass euer unerschütterlicher Mut diese Stadt bezwingen könnte. Doch der Preis dafür wären brennende Dörfer und ermordete Kinder und Frauen im Osten unseres Reiches. Franken, ich bekenne mich schuldig, einen Fehler begangen zu haben, indem ich auf die Versprechungen dieses Mauren und die Friedensschwüre der Sachsen gebaut habe.«
    »Du trägst keine Schuld, Karl, sondern all jene verräterischen Hunde!«, rief der Anführer eines Aufgebots, das von der Sachsengrenze kam, und etliche fielen ein.
    »Wir folgen dir, König, wohin du uns führst!«
    »Tod den Mauren und den Sachsen!«
    Diesmal schrien die Männer noch lauter als zuvor und schlugen so heftig gegen ihre Schilde, dass es von den Mauern Saragossas widerhallte. Konrad empfand schrankenlose Bewunderungfür seinen König, der vor seinen Leuten einen fatalen Fehler zugegeben hatte und dennoch von ihnen bejubelt wurde.
    Karl ließ den Männern Zeit, ihre Meinung zu äußern. Erst als sie ruhiger wurden, ergriff er erneut das Wort. »Franken, wir werden dieses Land, in dem die Freunde von gestern sich in Feinde verwandelt haben, verlassen und in die Heimat zurückkehren, nach Franken, wo die Mädchen euch mit Blumen und Brot begrüßen werden …«
    »… und mit Wein«, rief ein Krieger dazwischen.
    Um Karls Lippen zuckte ein Lächeln. »… und mit Wein, meine Freunde. Wenn wir uns dann gestärkt haben, ziehen wir weiter ins Sachsenland und lassen dieses Volk für seinen Verrat bezahlen!«
    »Tod den Sachsen!«, erscholl der Ruf aus Tausenden Kehlen.
    »Tod allen Verrätern!«, antwortete Karl ihnen und lenkte sein Pferd ein Stück zur Seite. Mehrere Knechte schleppten einen Baumstamm herbei und rammten ihn auf der höchsten Stelle des Hügels in die Erde. Auf ein Zeichen des Königs hin rissen die Wachen Suleiman Ibn al Arabi die Kleider vom Leib und banden ihn an den Pfahl.
    Karl zeigte mit der Spitze seines Schwertes auf den Mauren. »Dieser Mann hat uns mit seinen falschen Versprechungen beinahe ins Verderben gelockt. Jetzt wird er für diesen Verrat bezahlen.«
    Der Maure wand sich in seinen Fesseln und begann zu flehen. »Übe Gnade, oh mächtigster Herrscher im Weltenrund! Nicht ich bin an diesen Dingen schuld, sondern das Schicksal. Lasst mich leben, und ich lege dir die Schlüssel von Barcelona vor die Füße, dazu übergebe ich dir Kisten voller Gold und Silber und hundert schöne Jungfrauen, die noch bei keinem Mann gelegen sind. Ich …«
    »Schweig!«, fuhr Karl ihn an. »Nach dem Empfang, der mirhier in Spanien zuteilgeworden ist, gilt mir dein Wort weniger als der Staub unter meinen Sohlen. Fangt an!« Die letzten beiden Worte galten zwei vierschrötigen Kerlen in ledernen Hemden und Hosen.
    Die Männer zogen lange Messer aus den Scheiden an ihren Gürteln und begannen, dem Mauren die Haut abzuziehen. Nicht lange, da brachen sich Suleiman al Arabis Schreie an den Stadtmauern von Saragossa und kehrten als Echo zurück. Karl sah mit grimmiger Miene zu, wie der Mann, der ihm den Norden Spaniens versprochen hatte, zu Tode geschunden wurde. In seinen Augen war es die

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