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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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verhandeln. Doch sein Blick wanderte zu dem Hügel, auf dem noch immer der Pfosten mit den Überresten des unglücklichen Suleiman Ibn al Arabi stand. Dieses Schicksal würde wohl jeder Mann teilen, den er zu den Franken schickte.

4.
     
    A
bgesehen von kleineren Scharmützeln mit maurischen Streifscharen erreichte das Heer ungehindert die Stadt Pamplona. Zur Verwunderung aller, die geglaubt hatten, der König werde hier nur kurz lagern lassen, um dann den Marsch in die Pyrenäen anzutreten, zog Karl mit seinen Kerntruppen in die Stadt und befahl, den Palast und alle wichtigen Plätze zu besetzen.
    Graf Eneko verfolgte Karls Handeln mit Sorge, wagte aber nicht zu widersprechen oder gar Widerstand zu leisten. Als er am Abend mit dem König und dessen Edlen in der großen Halle beim Mahl zusammensaß, erschien ihm die Situation sogar noch bedrohlicher.
    Karl stocherte mit seinem Messer scheinbar lustlos in dem Fleisch auf seinem Holzteller herum. Mit einem Mal hob er den Kopf und sah Roland an. »Wenn wir nach Spanien zurückkehren,benötigen wir einen festen Stützpunkt für die Versorgung unseres Heeres.«
    »Das könnte Pamplona sein!« Diese Idee gefiel Roland, und er maß Eneko, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte, mit einem spöttischen Blick. Seiner Meinung nach gab es genug, wofür der Waskone zu zahlen hatte, angefangen von den verweigerten Vorräten und den Behinderungen durch seine Leute beim Wasserholen bis hin zu der Tatsache, dass die waskonischen Krieger sich auf dem Marsch nach Saragossa eher als hinderlich denn als nützlich erwiesen hatten.
    »Ja, ich denke an Pamplona«, erklärte Karl.
    »Wenn du es wünschst, werde ich mit einer streitbaren Schar zurückbleiben und diese Stadt für dich halten, Vetter«, erklärte Roland bereitwillig.
    »Und wer soll dann meine Nachhut führen, Eward vielleicht oder gar Hildiger?« Karl lachte auf und bedachte seinen Halbbruder, der an diesem Tag zum ersten Mal wieder an der königlichen Tafel saß, mit einem verächtlichen Blick. Eine Wunde wie die, die Eward empfangen hatte, handelte sich jeder Krieger früher oder später ein. Aber er hatte sie nicht mannhaft ertragen, sondern vor Schmerzen gewimmert und gegreint wie ein kleines Kind. Außerdem, so war es Karl zugetragen worden, fragte sein Verwandter immer wieder, wann Hildiger zurückkehren würde.
    Nicht zum ersten Mal ertappte der König sich bei dem Wunsch, Silo von Asturien habe Ewards Schwertbruder einen Kopf kürzer machen lassen. Der Misserfolg hier in Spanien hatte seine Geduld erschöpft, und er sah in Eward nicht länger den jüngsten Sohn seines Vaters, den dieser ihm ans Herz gelegt hatte, sondern ein unfähiges Bürschchen, das härter angepackt gehört hätte.
    Roland nahm Karls Verärgerung über Eward und dessen Freund mit einer gewissen Zufriedenheit wahr, denn er kannteHildigers Bestreben, so viel Einfluss wie möglich auf Kosten anderer zu gewinnen. Kurz erwog er, dem König vorzuschlagen, Eward zum Statthalter von Pamplona zu machen und ihn samt seinem Liebhaber hier zurückzulassen. Dann aber sagte er sich, dass er den beiden keinen einzigen fränkischen Krieger anvertrauen würde.
    Unterdessen hatte der König sich wieder naheliegenden Dingen zugewandt. »Eine fränkische Garnison in Pamplona würde sich nicht lange gegen die Mauren halten können, zumindest nicht ohne gesichertes Hinterland und geregelten Nachschub. Doch ich weiß nicht, wann ich genügend Verstärkung hierherschicken kann. Also überlassen wir die Stadt Graf Eneko.«
    Die wenigen Waskonen, die für würdig erachtet worden waren, im selben Raum wie der König zu speisen, grinsten und stießen einander an. In dem Augenblick, in dem der letzte Franke die Stadt verlassen hatte, würden sie die Tore hinter ihnen schließen und sie nie mehr einlassen. Eneko Aritza aber starrte Karl beunruhigt an, denn ein Unterton in dessen Stimme hatte ihn aufhorchen lassen.
    »Wie willst du verhindern, dass Eneko noch einmal das gleiche falsche Spiel mit uns treibt und uns bei unserer Rückkehr vor der Stadtmauer verrotten lässt?«, rief Roland empört, der kaum glauben konnte, dass Karl den letzten Vorteil in Spanien aus der Hand zu geben bereit war.
    »Das wird er nicht«, antwortete Karl sanft lächelnd, »weil er nämlich keine mehr besitzen wird. Wir werden die Mauern und Türme von Pamplona schleifen. Ab morgen wird jeder Mann, jedes Weib und jedes Kind in dieser Stadt daran mitarbeiten. Wer es nicht tut, dessen Besitz

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