Die Rose von Asturien
dass sein Denken und Sehnen einzig dem Mann galt, dessen Name allein ihr Übelkeit bereitete.
Unterdessen trat Markgraf Roland auf den König zu und legte die Hand auf dessen Sattel. »Du hast weise gesprochen, und die Männer scheinen es leichter aufgenommen zu haben, als ich es mir hätte vorstellen können. Doch was machst du, wenn die Asturier doch noch kommen?«
Karl verzog verächtlich den Mund. »Das werden sie nicht. König Silo dürfte sich weiterhin mit dem Aufstand in Galicien entschuldigen. Doch der ist, wie mir meine Gewährsleute berichtethaben, nur ein besserer Ringelreihen. Hier und da gibt es kleine Scharmützel, doch im Grunde tun sich die Krieger des Königs und die Rebellen nicht weh. Meiner Ansicht nach unterstützen die Mauren diesen Aufstand nur deshalb, um Silo von Asturien einen Grund zu geben, nicht zu uns stoßen zu müssen.«
»Dann sollten wir diesen verräterischen König bestrafen, bevor wir Spanien wieder verlassen«, stieß Roland zornig hervor.
Karl schüttelte den Kopf. »Das würde uns zu lange aufhalten. Oder willst du die Sachsen ungestraft sengen und brennen lassen? Nein, diesmal kann Silo sich in Sicherheit wiegen. Doch wenn wir unsere Grenzen im Osten gesichert haben, werden wir mit der Erfahrung zurückkehren, die wir auf diesem Zug gewonnen haben.«
»Also kommen wir hierher zurück und wetzen die Scharte aus!« Rolands Miene hellte sich auf, aber er war noch nicht ganz zufrieden. »Es wird den Männern nicht gefallen, den ganzen Weg erneut marschieren zu müssen, ohne dabei auch nur ein einziges Silberstück als Beute in die Taschen stecken zu können.«
»Keine Sorge! Sie werden auf ihre Kosten kommen. Es gibt nämlich noch jemanden, dem eine Lektion erteilt werden muss.« Karls Blick fiel dabei auf Eneko Aritza, der seine Zufriedenheit darüber, dass die Franken Spanien wieder verlassen mussten, kaum verbergen konnte.
3.
J
ussuf Ibn al Qasi stand auf dem höchsten Turm von Saragossa und sah den abziehenden Feinden nach. Doch er empfand keine Erleichterung, sondern nur Verblüffung und Ärger. Erhatte erwartet, die Franken wären so gereizt, dass sie seine Stadt belagern würden, bis Hunger und Seuchen ihr Heer geschwächt hatten. Stattdessen zogen sie sich vollkommen geordnet zurück. Beklommen fragte er sich, welche Absichten sie hegten, und war auf eine List gefasst.
»Soll ich die ungläubigen Hunde verfolgen?«, fragte Fadl Ibn al Nafzi und streichelte den Knauf seines Säbels.
»Nein! Es sei denn, du willst das Schicksal deines Bruders teilen. Abdul hat mehr als ein Mal geprahlt, wie er diese fränkischen Hunde abschlachten würde, und am Ende haben sie ihn getötet. Das Heer der Franken ist noch immer ein scharfes Schwert in der Hand ihres Königs. Ich spüre förmlich ihren Zorn, weil sie weichen müssen. Jeder der Unseren, der in ihre Hände fällt, wird ebenso grausam zu Tode gefoltert wie der Verräter Suleiman.«
»Ich fürchte die Franken nicht!«, fuhr Fadl auf.
»Das solltest du aber. Als sie kamen, habe ich diese plumpen Bauern verachtet. Aber nun, da sie gehen, fürchte ich sie. Ihr König handelt völlig anders, als ich es erwartet habe, und ich bin sicher, dass dies nicht Karls einziger Ritt nach al Andalus bleiben wird. Nur wird er sich beim nächsten Mal besser auf diesen Krieg vorbereitet haben.«
»Wenn das so ist, sollte ich ihm mit meinen Männern folgen und ihm zeigen, was ihn erwartet, wenn er noch einmal hier erscheint!«
Jussuf Ibn al Qasi wandte den abziehenden Franken den Rücken zu und blickte dem Berber in die Augen. »Ich sagte: Nein! Die Franken sind zumindest jetzt kein Problem mehr für uns. Ich brauche dich und deine Männer, um Silo von Asturien und Eneko von Pamplona unter Kontrolle zu halten. Die beiden warten nur darauf, dass ich Schwäche zeige!«
Der Wali von Saragossa spürte, wie sein Magen sich bei dem Gedanken verkrampfte. Die Angst, zwischen Abd ar-Rahmanund König Karl zu geraten wie zwischen Hammer und Amboss, hatte ihn ebenso wie die meisten anderen Walis des Nordens dazu gebracht, sich dem Emir zu unterwerfen. Nun, da die Franken gekommen und gegangen waren wie der Wind, der über die Felder streicht, würde der Emir ihn seine Macht noch stärker spüren lassen.
Mit einem Mal wünschte Jussuf Ibn al Qasi sich, die Franken würden zumindest einen Teil Spaniens besetzen, um ein Gegengewicht zu Abd ar-Rahmans Ansprüchen zu bilden. Am liebsten hätte er Boten zu Karl geschickt, um doch noch mit ihm zu
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