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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ende seines Reiches bedeuten.
    »Bringt den Mauren hierher!« Die Stimme des Königs verhieß nichts Gutes für Suleiman. Dieser krümmte sich in Konrads hartem Griff und wagte es nicht, dem König ins Gesicht zu sehen.
    Karl musterte Suleiman wie einen ekelhaften Wurm. »Du hast versprochen, Saragossa, Barcelona und die anderen Städte würden mir die Tore öffnen und Jungfrauen mich mit Blumen willkommen heißen. Deine Jungfrauen stecken jedoch in eisernen Rüstungen, ihre Blumen haben scharfe Spitzen, und ihr Willkommen ist eher rauh als herzlich zu nennen.«
    »Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Als ich losritt, um dich aufzusuchen, waren alle Walis des Nordens bereit, sich dir zu unterstellen.«
    »Und warum sind sie es jetzt nicht mehr?«
    Der Maure zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich müsste mit einigen meiner Freunde sprechen, um mehr zu erfahren. Wenn du erlaubst, werde ich aufbrechen und sie aufsuchen.«
    »… und nie mehr zurückkommen!« Karl versetzte dem Mauren einen Stoß. »Nicht einmal die Stadt, in der du angeblich herrschst, hat sich meinen Scharen geöffnet. Bildest du dir wirklich ein, ich würde dir noch einmal vertrauen?«
    »Lass uns nach Barcelona reiten! Du wirst sehen, dort werden die Männer meinen Befehlen gehorchen.« Suleiman klammertesich verzweifelt an diese Hoffnung, doch Karl hatte sich bereits anders entschieden. Der Marsch nach Barcelona würde ihn wertvolle Wochen kosten, in denen die Sachsen die Kriegsfurie tief in den östlichen Teil seines Reiches tragen konnten. Außerdem war es ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
    Bereits jetzt reichten die Vorräte kaum aus, das Heer zu ernähren. Noch bevor sie Barcelona erreicht hätten, würden sie das letzte Getreidekorn gegessen haben und auf die Hilfe von Suleimans Leuten angewiesen sein. Blieb diese aus, musste er einen hungrigen, erschöpften Haufen nach Norden führen, der unter dem ständigen Beschuss von maurischen Bogenschützen dezimiert und entmutigt werden würde.
    Mit einer energischen Bewegung wandte er sich zu Roland um. »Lass das gesamte Heer antreten! Ich will zu den Männern sprechen.«
    Roland nickte, obwohl ihm die Angst vor dem, was auf sie zukommen mochte, den Atem nahm. Wäre er einem überlegenen Feind gegenübergestanden, hätte er der Kraft seines Schwertarms vertraut. In dieser Situation fühlte er sich jedoch so hilflos wie ein kleines Kind. Bedrückt fragte er sich, was Karl tun konnte, um sich die Treue seiner Männer zu erhalten, obwohl diese zum ersten Mal seit vielen Jahren ohne Beute den Rückzug antreten mussten.

2.
     
    D
er Anblick des versammelten Heeres war überwältigend, und Konrad fragte sich, weshalb der Mut all dieser Männer nicht ausreichen sollte, eine Stadt wie Saragossa einzunehmen. Zwar hatte Rado, der bei Pavia dabei gewesen war, ihm erzählt, dass sie die Hauptstadt der Langobarden monatelang hatten belagern müssen, bis die Vorräte in der Stadt zur Neigegegangen waren. Doch die Mauern von Saragossa wirkten angesichts des davorstehenden Heeres nicht unüberwindlich. Allerdings gab es im weiten Umkreis keine Lebensmittel, und daher würden sie schneller verhungern als einen Weg in die Stadt finden.
    Die Ankunft des Königs unterbrach sein Sinnieren. Karl war nun mit einer roten Tunika und einem dunklen Mantel bekleidet und ritt auf seinem Lieblingshengst. Auf dem Kopf trug er den Kronreif, und in der linken Hand hielt er sein Banner, die Goldflamme, die ihm in so vielen Siegen vorausgetragen worden war. Immer wieder zügelte er sein Pferd und wechselte ein paar Worte mit Männern, die er kannte.
    Die Spannung stieg, als er den Hengst auf einen kleinen Hügel lenkte. Für etliche Augenblicke herrschte eine Stille, als wage nicht einmal mehr ein Vogel, Atem zu schöpfen.
    Karls Blick glitt über die Männer. Die Muskeln seiner Wangen spannten sich, als er das Banner hob und es im Kreis schwang. Mit einer heftigen Bewegung rammte er es dann in die Erde, zog sein Schwert und hob die Klinge, bis sich das Sonnenlicht gleißend in ihr spiegelte.
    »Männer!«, rief er. Seine Stimme klang etwas zu hell für seine wuchtige Gestalt, drang aber so weit, dass ihn auch die hinteren Reihen verstehen konnten.
    »Meine Krieger, ich habe euch nach Spanien geführt, weil dieser Mann«, er zeigte auf Suleiman den Araber, der von Karls Leibwachen auf den Hügel geschleift wurde, »heilige Eide geleistet hat, diese Stadt hier und die anderen Städte im Norden

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