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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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jungen Eneko ebenso einfach wie genial. Er schickte zwei der Mädchen in den Palast, um Wein zu holen. Dafür musste er den Franken, die sie bewachten, versprechen, ihnen einen Krug mitzubringen. Als die Waskoninnen mit zwei Körben voller Krüge zurückkehrten, forderten die Wachen als Erste ihren Anteil. Danach brauchten Eneko, Maite und die anderen nur noch zu warten, bis der betäubende Sud zu wirken begann, der unter den Wein gemischt worden war.
    Als die Franken schnarchend am Boden lagen, winkte Eneko den Geiseln, ihm zu folgen, und tauchte im Gewirr der engen Gassen unter. Die anderen folgen ihm so schnell, als hätten sie Angst, zurückgelassen zu werden. Nur Maite wandte sich in eine andere Richtung und eilte zu der Stelle, an der Ermengilda auf sie wartete.
    »Komm mit!«, rief sie ihr zu.
    »Wie willst du aus der Stadt kommen? Die Franken bewachen doch alle Ausgänge«, fragte Ermengilda besorgt.
    »Eneko kennt einen Geheimgang, der noch aus alter Zeit stammt. Am anderen Ende warten Pferde auf uns. Wir reiten so tief in die Berge hinein, dass die Franken uns nicht finden werden. Jetzt komm!«
    Erst in diesem Moment begriff Ermengilda, dass sie im Grunde gar nicht fliehen wollte. Zumindest nicht, ohne vorher mit Philibert und Konrad gesprochen zu haben. Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Ich komme nicht mit. Dir aber wünsche ich alles Glück der Welt!«
    Maite starrte sie verärgert an. »Was soll das? Gestern warst du noch bereit zu fliehen.«
    »Es geht nicht!«, antwortete Ermengilda, wagte aber nicht, Maite ins Gesicht zu sehen.
    Diese zuckte mit den Achseln. »Es ist deine Entscheidung.Aber beschwere dich hinterher nicht, wenn dein Mann dich von sich stößt oder gar umbringen lässt!« Damit wandte sie der Asturierin den Rücken zu und ging.
    Ermengilda blickte ihr seufzend nach und machte sich dann auf den Rückweg zum Palast. Dabei bemerkte sie nicht, wie jemand auf sie zutrat. Erst als sich eine Hand auf ihren Mund legte und sie in einen düsteren Torbogen gezerrt wurde, schrak sie auf und versuchte, sich zu wehren. Doch sie hing fest in den Armen eines Mannes, der sie immer tiefer in die Dunkelheit hineintrug. War dies bereits der Mörder, den Hildiger ihr geschickt hatte?, fragte sie sich. Wenn ja, dann war es ihre eigene Schuld, wenn sie hier starb. Maite hatte ihr einen Ausweg gezeigt, und sie hatte ihn ausgeschlagen.
    Plötzlich liefen ihre Überlegungen in eine andere Richtung. Was aber war, wenn der Kerl nur ein Weib suchte, dem er Gewalt antun wollte? Würde er ihren Worten glauben, dass sie Graf Ewards Gemahlin sei, oder sie trotzdem schänden?
    Nach wenigen Schritten blieb der Mann stehen und ließ sie los. »Verzeiht, dass ich Euch überfallen habe. Aber ich wusste mir keinen anderen Rat!«
    Jetzt erkannte sie ihn. »Konrad? Hast du mich aber erschreckt!«
    »Das wollte ich nicht. Aber ich habe die ganze Zeit überlegt, was für ein Leben Euch erwarten wird, wenn Eward Euch in seine Heimat mitnimmt. Das will ich Euch ersparen.«
    »Deine Besorgnis in allen Ehren, doch weshalb überfällst du mich und schleppst mich hierher?« Ermengilda war nun mehr empört als verängstigt.
    »Bitte nicht so laut«, flehte er sie an. »Ich will Euch in Eure Heimat bringen. Meine beiden maurischen Stuten warten auf uns. Es ist kein Problem, aus der Stadt zu kommen, denn an ein paar Stellen ist die Mauer bereits zusammengebrochen.«
    »Du willst mit mir fliehen?«
    Der junge Franke nickte. »Ja, das will ich.«
    Ermengilda strich gerührt über seine Wange. Gerade weil das Schicksal ihr übel mitgespielt hatte, tat es gut, Freunde zu haben, die ihr helfen wollten. Mit Konrad an ihrer Seite würde sie ihre Heimat erreichen. Er war ein guter Krieger und besaß schnelle Rosse. Außerdem war er ein Mann, von dem sie glaubte, mit ihm leben zu können.
    Da schob sich auf einmal Philiberts Bild in ihre Gedanken. Bevor sie Konrad folgte, musste sie unbedingt mit dessen Freund sprechen und ihm erklären, weshalb sie nicht mit ihm hatte fliehen können. Mit einer entschlossenen Geste schob sie daher Konrad zurück.
    »Es tut mir leid, aber ich … es geht nicht – zumindest noch nicht!«
    Der junge Mann starrte sie zuerst fassungslos an. Dann verzog sich sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse. »Also willst du bei Eward bleiben, der kein Mann, sondern eine Memme ist. Ja, natürlich! Ich verstehe! Er ist Graf und stammt aus königlicher Familie. Damit ist er natürlich etwas Besseres als ich. Der Sohn

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