Die Rose von Asturien
eines Freibauern ist eben nicht gut genug für Deinesgleichen.«
Bevor Ermengilda etwas erwidern konnte, ließ er sie stehen und ging mit langen Schritten davon.
Die junge Frau sah ihm nach und spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen rannen. Durch ihr Zögern war es ihr gelungen, sowohl Philibert wie auch Konrad vor den Kopf zu stoßen. Dabei waren beide bereit gewesen, für sie ihre Heimat und ihre Familien zu verlassen und ihrem König, dessen Gunst sie sich mit ihrem Mut errungen hatten, den Dienst aufzusagen. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als mit Eward zu ziehen und das Schicksal auf sich zu nehmen, das er für sie bereithalten würde.
8.
M
aite und ihre Begleiter hatten Glück. Die Wachen meldeten deren Verschwinden zwar Eward, den König Karl mit der Aufsicht über die Geiseln betraut hatte, aber dieser fieberte Hildigers Rückkehr entgegen und interessierte sich nicht für deren Flucht. Daher gab er die Nachricht nicht an Roland oder Karl weiter. Als die Vorhut von Karls Armee am nächsten Tag nach Norden aufbrach, nahmen diejenigen, die die Geiseln vermissten, an, Eward habe sie dem abziehenden Heeresteil mitgegeben. Er bemühte sich nicht, diesen Eindruck richtigzustellen, sondern begrüßte Hildiger voller Freude und versuchte anschließend, seinem Schwertbruder beizustehen, der vor der schweren Aufgabe stand, König Karl das Scheitern seines Auftrags mitteilen zu müssen.
Hildiger war zwar bis nach Pravia geritten, der Stadt, die König Silo als Hauptstadt diente, hatte diesen dort jedoch nicht zu Gesicht bekommen. Nachdem er einige Wochen vergeblich gewartet hatte, war ihm zugetragen worden, dass König Karl vor Saragossa gescheitert war und Spanien wieder verlassen wollte. Danach hatte er sich beeilt, nach Pamplona zu kommen. Ihm war es wichtiger, von seinen Plänen zu retten, was zu retten war, als Vorräte heranzuschaffen. Als er endlich im Lager eintraf, meldete er sich nicht bei Roland zurück, sondern trat in Ewards Zelt und beratschlagte die halbe Nacht mit ihm, was zu tun sei. Dabei rang er seinem Geliebten etliche Versprechungen ab und wartete am nächsten Tag mit einiger Zuversicht darauf, was der König beschließen würde.
Karl interessierte sich im Augenblick nicht für seinen Verwandten oder dessen Bettgesellen, sondern starrte düster vor sich hin. Die Nachrichten von der Sachsengrenze wurden immer bedrohlicher. Und selbst wenn er mit seinem Heer in Eilmärschendorthin zog, würden sie Wochen unterwegs sein. Bis dahin waren die Aufgebote der Grenzgrafen auf sich allein gestellt, und das gegen einen Feind, für den es nur ein Ziel gab – jeden Franken zu töten, dessen er ansichtig wurde.
Nach einer Weile dumpfen Brütens hob der König den Kopf. »Ich werde mich umgehend mit der Hauptmacht auf den Weg machen. Roland wird die Nachhut anführen. Er ist als Erster nach Spanien gekommen und wird es als Letzter wieder verlassen.«
Roland nickte nur und streichelte seinen Schwertknauf. Auf diesem Feldzug hatte er seine gute Klinge nur wenig einsetzen können, doch wenn die Sachsen geschlagen waren, würde er zurückkehren.
Der König sah ihn ernst an. »Da ich so viele Krieger wie möglich mitnehmen will, um gegen die Sachsen vorgehen zu können, wirst du dich mit einer kleineren Schar zufriedengeben müssen als der, die du bis jetzt anführst.«
»Mir reicht die Hälfte meiner früheren Vorhut«, erklärte Roland nach kurzem Nachdenken.
Der König schüttelte den Kopf. »Das ist zu wenig! Du musst über genug Männer verfügen, um Eneko und seine Waskonen in Schach zu halten. So gerne reißen die ihre Stadtmauern auch nicht nieder.«
Roland lachte wie über einen guten Witz und warf dann einen prüfenden Blick in die Runde. Anführer und Krieger aus den von den Sachsen bedrohten Gauen wollte er nicht bei sich behalten, denn die würden nur an ihre Familien denken und auf einen raschen Aufbruch drängen.
»Ich werde mich auf keine größere Schlacht mit den Mauren einlassen, sondern mich notfalls hinter die Pyrenäen zurückziehen. Daher kann ich auf etliche gute Männer verzichten.«
»Ich lasse dir Eginhard mit seinen Leuten hier und auch Anselm von Worringen. Zusammen mit ihren Aufgeboten unddeinen Bretonen wirst du mit den Waskonen fertig werden.« Karl wandte sich den Genannten zu und sah sie nicken.
Auch Roland war zufrieden. Beide Männer waren mit ihm zusammen nach Spanien gekommen, und er hatte sie als fähige Anführer schätzen gelernt. Dafür hoffte
Weitere Kostenlose Bücher