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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sehen nur das, was sie sehen wollen. Es sei denn, du willst um ihre Gunst buhlen und mich verraten. Fadl Ibn al Nafzi würde sich darüber freuen. Er hat eine stattliche Schar zusammengetrommelt und wartet nur darauf, sein Schwert zu erproben. Pamplonas Frauen und Mädchen könnten ihm als Sklavinnen gefallen.«
    Jussuf Ibn al Qasi gönnte seinem einstigen Protegé die schmachvolle Demütigung durch die Franken, denn Eneko hatte zu lange geschwankt, ob er sich nun den Franken anschließen und sich in deren Schatten ein Reich aufbauen oder es lieber mit den Mauren halten sollte.
    »Natürlich verrate ich dich nicht. Immerhin sind wir Blutsverwandte.« Eneko packte den nächsten, locker gewordenen Mauerstein und warf ihn in die Tiefe. Nach einem prüfenden Blick auf die Franken, die in der Nähe standen, fragte er: »Was tust du hier?«
    »Ich bin gekommen, um dir mit meinem Rat beizustehen.«
    »Du hast mir schon einmal einen Rat gegeben, der mir zum Schaden ausgeschlagen ist. Ich sollte die Franken nicht unterstützen, sagtest du. Also habe ich die Tore versperrt und ihnen keine Vorräte geliefert. Zum Lohn darf ich die Mauern meiner Stadt niederreißen. Wenn wir in Zukunft angegriffen werden, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich in die Berge zurückzuziehen. Dort aber bin ich nur noch ein Häuptling wie die anderen, die mich jetzt als ihren Herrn anerkennen!«
    »Du brauchst Freunde, die dich unterstützen, Verwandter. Ich habe dir diese Stadt in die Hand gegeben und werde dafür sorgen, dass du sie behalten kannst. Allerdings hat das seinen Preis«, antwortete Jussuf Ibn al Qasi lächelnd.
    »Nenne ihn mir! Willst du Jungfrauen haben, du kriegst so viele, wie du willst, auch Sklaven …«
    »Das alles interessiert mich nicht! Mein Ziel ist es, den Franken das Rückgrat zu brechen, damit sie das Wiederkommen vergessen. Gelingt es uns, ein Fanal des Untergangs zu setzen, wird Karls Reich bald an vielen Enden brennen. Die Sachsen haben sich bereits erhoben. Ihnen werden andere Völker folgen, und bald schon wird das Banner mit der goldenen Flamme in blutigem Staub versinken. Dazu, mein Bruder, wirst du das Deinige tun.«
    Eneko lachte freudlos, hielt aber inne, damit kein fränkischer Wächter auf seinen Gesprächspartner aufmerksam wurde.
    »Wie stellst du dir das vor? Soll ich mit meinen Kriegern über das mir mindestens zehnfach überlegene Heer der Franken herfallen?«
    »Die Franken im offenen Feld anzugreifen, wäre Wahnsinn. Das hat selbst der Emir nicht gewagt. Etwas anderes ist es jedoch, ihr Heer oder wenigstens einen Teil davon in einen Hinterhalt zu locken, wenn es die Schluchten der Pyrenäen passiert. Oder willst du keine Rache dafür nehmen, was sie dir und deiner Stadt angetan haben?«
    »Und ob ich das will!«, rief Eneko unvorsichtig laut. Er hatte diese eisengepanzerten Männer aus dem Norden satt, die ihn wie einen Knecht behandelten. Dennoch fand er noch ein Haar in der Suppe. »Ich habe nicht einmal genug Krieger, um die Nachhut der Franken mit Erfolg angreifen zu können. Außerdem würde Karl sofort sein Heer wenden und Iruñea dem Erdboden gleichmachen.«
    »Karl wird nicht zurückkommen. Dafür liegen ihm die Sachsen zu sehr im Magen. Außerdem werdet ihr Waskonen nicht allein kämpfen. Ich sagte bereits, dass Fadl Ibn al Nafzi danach giert, sein Schwert in das Blut der Feinde zu tauchen. Seine Krieger werden oberhalb von Orreaga auf euch warten.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, kehrte Jussuf Ibn al Qasi Eneko den Rücken und ging. Einer der Franken wollte ihn aufhalten. »He, du da, du sollst arbeiten.«
    »Ich komme gleich zurück. Ich will nur ein wenig Wein holen, um mich zu stärken. Wenn du mich gehen lässt, bekommst du einen vollen Krug!«
    Jussuf Ibn al Qasi lächelte, als sich der Gesichtsausdruck des Franken wandelte. Der grimmige Zug machte einem erwartungsfrohen Ausdruck Platz. »Also gut! Bring mir einen Krug mit. Aber keinen zu kleinen, verstanden?«
    »Er wird so groß sein, dass du ihn nicht alleine wirst austrinken können!« Damit verließ Jussuf Ibn al Qasi die Stadtmauer und amüsierte sich über den fränkischen Trottel, der vergebens auf den Wein warten würde.

7.
     
    D
ie Geiseln mussten tatsächlich mithelfen, die Mauer zu schleifen, und sie bekamen die Verachtung der Franken für die Bergwilden, wie die Waskonen ganz offen genannt wurden, zuspüren. Daher sehnte sich nicht nur Maite danach, der Gefangenschaft zu entrinnen. Zu ihrem Glück war der Plan des

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