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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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verbrennt das Fleisch am Spieß, und ihr Brot wird so hart, dass man einen Hammer braucht, um es zu brechen.«
    Maite zog ihr Messer mit einem heftigen Ruck aus dem Türpfosten, drehte sich zu den Spottdrosseln um und zeigte mit der Klinge auf sie. »Ich kann mit meinem Messer auch etwas anderes schneiden als Brot und Braten!«
    Die Mädchen quiekten auf und rannten davon. Lachend steckte Maite ihr Messer wieder ins Futteral und wollte eben die Hütte verlassen, als Eneko sie aufhielt.
    »Da du die übrigen Frauen und Mädchen verjagt hast, wirst dujetzt für uns kochen. Ich hoffe, du kannst es besser, als man dir nachsagt.« Lachend und mit einer überheblichen Geste kehrte er ihr den Rücken.
    Zunächst begriff Maite nicht, was ihn so handeln ließ, dann ging ihr auf, dass das Zusammenleben mit den Franken ihn verändert hatte. Dort hatte er gesehen, wie die hohen Herren sich verhielten, und nahm sie sich zum Vorbild. Das Gefühl der Kameradschaft, das während ihrer Gefangenschaft unter den Geiseln geherrscht hatte, war verschwunden. Zudem erinnerte Eneko sich nun wieder daran, dass sie Ikers Tochter war und ihr Ehemann einmal die Herrschaft über ihren Stamm fordern würde. Damit stellte sie für den Herrn von Iruñea eine Gefahr dar, weil sie ihm den Westteil des Gebiets streitig machen konnte, welches Eneko Aritza seiner Meinung nach für sich gewonnen hatte.
    Als Eneko merkte, dass Maite sinnend stehen geblieben war, drehte er sich um und versetzte ihr einen heftigen Rippenstoß. »Ich sagte, du sollst dich ans Kochen machen!«
    Dann grinste er zweideutig und klopfte ihr auf das Hinterteil. »Du bist ein rassiges Füllen, Maite. Bei dir würde ich gerne einmal im Sattel sitz…«
    Zu mehr kam er nicht. Maite schnellte herum und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Noch in derselben Bewegung zog sie das Messer und setzte es ihm an die Kehle.
    »Du magst hundertmal der Sohn Enekos von Iruñea sein, doch in dem Augenblick, in dem du mir zu nahe trittst, steche ich dich ab!« Mit der freien Hand stieß sie ihn zurück und verließ mit hocherhobenem Kopf die Hütte.
    Eneko sah ihr nach und zischte einen Fluch. Dann warf er seinen Kameraden einen auffordernden Blick zu. »Wir müssen den Hochmut dieses Weibsstücks brechen. Heute Abend werden wir sie überwältigen und unter jedem von uns stöhnen lassen.«
    Tarter aus der Gascogne schüttelte den Kopf. »Das sollten wir nicht tun. Ich habe Maite bei dem Überfall auf Ermengildas Trupp erlebt. Behandeln wir sie so, wird sie uns hinterher allen die Kehle durchschneiden.«
    »Feigling!«, verspottete ihn Eneko. Gleichzeitig aber dachte er daran, dass Maite aus einer ähnlich alten Blutlinie von Häuptlingen stammte wie sein Vater und er. Auch wenn Iker von Askaiz langsam in Vergessenheit geriet, so vernahm man auch heute noch die Lieder über Maites Flucht aus Roderichs Burg. Ein Mädchen, das als kleines Kind mehr als hundert Meilen weit gelaufen war und dabei Wölfen und Bären getrotzt hatte, durfte er nicht mit der gleichen Elle messen wie die kichernden Dinger, die ihm oft genug angedeutet hatten, dass sie nichts gegen einen gemeinsamen Spaziergang im Wald einzuwenden hätten. Daher gab er seinen Plan widerwillig auf.
    »Meinetwegen kann der Teufel Maite haben. Es gibt genügend andere Weiber hier.«
    Da fiel Tarters Hand schwer auf seine Schulter. »Pass nur auf, dass du nicht an die Falsche gerätst! Die meisten Mädchen hier haben Brüder oder Verwandte, die deren Ehre zu verteidigen wissen.«
    Da eine von Tarters Cousinen zu den Mädchen gehörte, die ihm Avancen gemacht hatte, biss Eneko die Zähne zusammen, um den Mann nicht weiter zu reizen.
    Tarter grinste. »Du hättest bei den Franken bleiben sollen, Eneko. Bei denen gab es genug Huren, die bereit waren, ihre Schenkel für dich zu spreizen. Unsere waskonischen Mädchen werden dir nicht als Spielzeug dienen.«
    »Tarter hat recht. Du wirst die Hände von den Mädchen lassen«, rief ein junger Bursche, der ebenfalls eine Verwandte in der Gruppe wusste.
    Mit einem Laut, der Wut, aber auch Resignation bedeuten konnte, wandte Eneko sich um und deutete auf den Herd, dessenFeuer fast heruntergebrannt war. »Seht zu, dass ihr ein paar von diesen Weiberröcken hierhertreibt und sie ans Kochen bringt, sonst dürft ihr euch selbst an die Töpfe stellen.« Sofort sprangen ein paar Burschen auf und liefen zu der Wiese, auf der helle Stimmen erklangen. Eneko begriff jedoch, dass sie seinem Befehl nur deshalb

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