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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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er Eward und dessen Anhang mit Ausnahme von Konrad loszuwerden. Doch bevor er etwas sagen konnte, kam ihm der König zuvor.
    »Du wirst die Verwundeten und Kranken, für die der Marsch zu beschwerlich ist, bei dir behalten. Sie sollen sich hier in Pamplona erholen. Das gilt auch für Eward. Mein Verwandter würde den Gewaltmarsch nach Sachsen nicht durchstehen.«
    Hildiger versetzte Eward einen Stoß. »Wenn du noch etwas zu unseren Gunsten erreichen willst, musst du es jetzt tun.«
    Mit einem unsicheren Blick auf den König stand Eward auf. »Mein Bruder, du hattest mir versprochen, mich hier in Spanien als Markgrafen einzusetzen. Jetzt aber lässt du die Mauern der einzigen Stadt niederreißen, die ich übernehmen könnte! So werde ich nicht in der Lage sein, Pamplona zu halten.«
    »Das sollst du auch nicht. Sobald deine Wunde ausgeheilt ist, wirst du mit Roland und seiner Nachhut ins Reich zurückkehren. Markgraf kannst du auch später noch werden …« … wenn du dich bewährt hast, ergänzte der kühle Blick des Königs.
    Eward kämpfte gegen die Tränen, die in ihm aufsteigen wollten. Bei seinem Gespräch mit Hildiger waren ihnen Dutzende Gründe eingefallen, um den König davon zu überzeugen, ihnen Pamplona mit einer entsprechend starken Kriegerzahl zu überlassen. Doch nun fehlten ihm dazu die Worte. Er sah Hildigers ärgerliche Miene und bedauerte es nicht zum ersten Mal, ein hochgeborener Herr zu sein.
    Unterdessen wurde Hildiger klar, dass sein Schwertbruder es nicht wagte, sich gegen Karls Entschluss aufzulehnen, und trat vor. »Mein König, Ihr habt meinem Herrn, Graf Eward, großeVersprechungen gemacht. Diese könnt Ihr nicht einfach zurücknehmen.«
    Einige Anwesenden murrten empört, doch Karl gebot ihnen zu schweigen. Ein paar Augenblicke lang musterte er Hildiger und Eward. Einige Wochen hatte er gehofft, sein junger Verwandter werde sich bessern. Aber seit Eward durch einen Pfeil verletzt worden war, hatte dieser sich benommen wie ein kleines Kind, und unter Hildigers erneutem Einfluss fiel er in die alten Gewohnheiten zurück. Der König bedauerte Ermengilda, die solch eine erbärmliche Ehe führen musste, und er fragte sich wieder, ob er nicht längst hätte hart durchgreifen müssen. Wenn er Eward und Hildiger beim ersten Anzeichen ihres unzüchtigen Verhaltens getrennt und seinen Halbbruder für einige Monate in ein Kloster gesperrt hätte, wäre es vielleicht anders gekommen.
    Karl seufzte, denn im Grunde waren diese Überlegungen müßig. Was geschehen war, konnte er nicht mehr ändern. Bemüht, sich seine Verachtung für die beiden jungen Männer nicht zu sehr anmerken zu lassen, nickte er. »Ich pflege meine Versprechen zu halten, Hildiger. Doch wenn du dich genau erinnerst, gab ich dieses mit dem Vorbehalt, dass mein Verwandter sich auf diesem Kriegszug auszeichnen sollte. Das hat er jedoch nicht getan.«
    »Ihr habt ihm auch keine Möglichkeit dazu gegeben«, rief Hildiger empört.
    Diesmal wurde die Unruhe unter den Anwesenden so groß, dass der König mit der Faust auf den Tisch schlug. »Seid still, und zwar alle! Eward wird sich gedulden müssen, bis ich ihm einen verantwortungsvollen Posten im Reich anvertrauen kann. Dir aber gebe ich die Gelegenheit, dich auszuzeichnen. Reite mit mir gegen die Sachsen und beweise deinen Wert.«
    »Ich kann meinen Herrn doch nicht verlassen!«, rief Hildigerentsetzt aus. Damit bestärkte er die Ansicht der meisten Anwesenden, die ihn für einen erbärmlichen Feigling hielten.

9.
     
    D
er junge Eneko brachte die mit ihm geflohenen Geiseln auf eine der Hochalmen, die zu den Besitzungen seines Vaters gehörten. Von Beginn der Flucht an hatte er sich zum Anführer aufgeschwungen und kommandierte die jungen Männer und auch die Mädchen herum, als wären es seine Untertanen. Zu Maites Bestürzung gehorchten ihm alle widerspruchslos. Umso mehr stellte sie selbst ihre Stacheln auf. Als er an diesem Vormittag auf sie zukam und von ihr verlangte, sie solle den anderen Mädchen helfen, das Essen zu kochen, zog sie blitzschnell ihr Messer und schleuderte es. Eneko zuckte erschrocken zusammen, als sich die Klinge nur wenige Fingerbreit neben seinem Ohr in den Türpfosten bohrte. Da stand Maite auch schon mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor ihm. »Was denkst du eigentlich, wer du bist? Es sind genug Weiberröcke hier, um das Essen zubereiten zu können!«
    Hinter ihrem Rücken kicherten die anderen Mädchen. »Maite kann doch gar nicht kochen! Bei ihr

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