Die Rose von Asturien
ein wenig tadelnd. Konrad glaubte sogar, Arnulfs Stimme in seinem Kopf zu vernehmen. »Auch wenn Ermo ein Lump ist, so hüte dich, vorschnell zu handeln. Er hat Verwandte, die für ihn einstehen und ihn rächen würden. Eine Fehde hier im Gau ist dieser Mann nicht wert.«
»Du hast recht, Vater«, murmelte Konrad.
Damit verwirrte er Rado. »Was hast du gesagt?«
»Ach, nichts! Nur dass dieser Kerl es nicht wert ist, durch eine gute Klinge zu sterben.« Konrad machte eine wegwerfende Handbewegung und ging weiter.
Einige der Zwangsverpflichteten arbeiteten ihm zu langsam, und so fuhr er mit einem Donnerwetter dazwischen. »Wollt ihr wohl schneller machen, ihr Kerle! So dauert es bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, bis wir fertig sind. Denkt daran, dass ihr uns so lange durchfüttern müsst!«
Die Leute zuckten zusammen und stierten auf sein Schwert. Da er den Griff umklammert hielt, glaubten sie, er würde es jeden Augenblick ziehen, um sie zu erschlagen, und wurden plötzlich fleißig. Sein bärbeißiger Spott, die Bewohner Pamplonas würden Rolands Schar so lange ernähren müssen, bis der letzte Stein abgetragen worden war, machte rasch die Runde. Jeder Einwohner der Stadt wünschte die verhassten Besatzer zum Teufel. Da es aber nicht in ihrer Macht stand, die Franken dorthin zu schicken, wollten sie sie wenigstens so schnell wie möglich vom Hals haben.
Nach einiger Zeit gesellte sich Just zu Konrad. »Müssen wir noch lange hierbleiben?«
Konrad blieb stehen und sah ihn forschend an. »Du hörst dich an, als hättest du Heimweh.«
»Nein, das ist es gewiss nicht. Ich weiß ja nicht einmal, wo ich zu Hause bin. Aber ich langweile mich. Früher hatte ich noch Maite, doch seit die fort ist, gibt es niemanden mehr, mit dem ich reden kann.«
»Du redest doch gerade mit mir!«
Der Junge verzog das Gesicht. »Ja, das schon. Aber das ist nicht das Gleiche, wie mit Maite zu reden.«
»Für solche Dinge bist du noch etwas zu jung«, wies Konrad ihn zurecht.
Just begriff zunächst nicht, was er meinte, musste dann aber lachen. »Oh Gott, an so etwas habe ich noch gar nicht gedacht! Vor allem nicht mit Maite. Mit ihr konnte ich über alles reden, was mich interessierte. Sie hat mir sogar beigebracht, Arabisch zu sprechen. Wollt Ihr es hören, Herr?« Ohne auf Konrads Antwort zu warten, gab er mehrere arabische Sätze von sich.
»Das soll eine Sprache sein? Was heißt das überhaupt?«
»Es ist der Anfang der Heiligen Schrift des Islam und heißt: Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen! Lob und Preis sei Allah, dem Herrn aller Weltenbewohner, dem gnädigen Allerbarmer, der am Tage des Gerichts herrscht. Dir allein wollen wir dienen. Und zu dir allein flehen wir um Beistand.«
Just blickte Konrad so stolz an, als erwarte er höchstes Lob. Der junge Krieger aber streckte abwehrend die Arme aus. »So ein heidnisches Zeug hat Maite dich gelehrt? Da ist es gut, dass König Karl sie und die übrigen Geiseln mitgenommen hat.«
Nun wirkte der Junge verwirrt. »Das hat er doch gar nicht! Maite ist schon zwei Tage früher fortgegangen als der König.«
»Dann ist sie eben wie die anderen Geiseln von der Vorhut mitgenommen worden.«
Just schüttelte den Kopf. »Ist sie nicht! Die Vorhut habe ich abmarschieren sehen. Da waren die Geiseln nicht dabei. Die sind zusammen mit Maite verschwunden.«
»Du musst dich täuschen. Hätte König Karl die Geiseln freigegeben, wüsste ich es.«
»Vielleicht sind sie geflohen«, wandte Just ein.
»Geflohen?« Konrad lachte. »Junge, du träumst! Schließlich befindet Graf Eneko sich in unserer Gewalt. Der Anführer der Geiseln war sein Sohn, und der würde doch nicht das Leben seines Vaters aufs Spiel setzen.«
»Wenn Ihr meint, Herr.« Just war enttäuscht. Zum einen hatte Konrad ihn wegen seiner Arabischkenntnisse gescholten,und nun tat er seine Überlegungen als Unsinn ab. Da konnte er genauso gut die Pferde striegeln. Die hörten ihm wenigstens zu.
12.
S
o ganz auf die leichte Schulter nahm Konrad Justs Worte jedoch nicht. Als er kurz darauf Roland in voller Rüstung auf die Stadt zukommen sah, eilte er ihm entgegen.
»Auf ein Wort, Herr Roland!«
Der Markgraf von Cenomanien blieb stehen. »Gibt es Probleme mit den Bewohnern?«
Konrad schüttelte den Kopf. »Nein, Herr! Die arbeiten neuerdings erstaunlich fleißig. Mir geht es um die Geiseln, die Graf Eneko stellen musste. Sie sind fort.«
»Das weiß ich. Der König hat sie mitgenommen.«
»Just, mein jüngerer Knecht,
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