Die Rose von Asturien
rief einer der jungen Männer begeistert aus. »Du kommst doch mit, Maite? Wir können deine Schleuder gut gebrauchen.«
»Ich bin dagegen, ein Mädchen mitzunehmen!«, fuhr der junge Eneko auf, wurde jedoch vor allem von den Gascognern ausgelacht.
»Bei dem Überfall auf die Asturier hast du auch nicht gezögert, an Maites Seite zu kämpfen. Im Grunde war sie unsere Anführerin und nicht du. Wir wollen sie dabeihaben, nicht wahr, Freunde?« Waifar ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht bereit war, sich Enekos Willen zu beugen.
Zigor war klar, dass Maites Ansehen durch die Teilnahme an diesem Überfall wieder steigen und dies zu Lasten seines Herrn gehen würde, daher schüttelte er den Kopf. »Soll sie etwa mit ihrem Kurzschwert kämpfen, ihr Narren? Sie besitzt doch keine Schleuder.«
»Die ist schnell gefertigt, und Steine finde ich überall. Wenn es gegen die Franken geht, bin ich dabei!« Maite fühlte ihr Blutheiß durch die Adern rauschen. Es gab also immer noch Waskonen, denen sie und ihre Abkunft etwas galten. Wenn sie sich klug verhielt und Mut im Kampf bewies, würde sie genug Anhänger um sich versammeln, um ihren Anspruch auf die Häuptlingswürde ihres Stammes erheben zu können.
»Braves Mädchen. Zeige es diesem aufgeblasenen Kerl!« Waifar zwinkerte Maite zu. Als Gascogner hielt er wenig von Zigors Auftritt, denn für ihn war der Mann nur der Handlanger eines Waskonenhäuptlings unter vielen. Lachend nahm er einem Krieger neben ihm den noch fast vollen Weinbecher ab und reichte ihn Maite.
»Komm, Mädchen, trink auf die Gascogne und die Gascogner!«
Maite griff nach dem Becher und trank ihn in einem Zug leer. »Auf die Gascogne! Für Askaiz! Tod den Franken!«
Für Augenblicke sah sie Just vor sich, der sie mit erschrockenen Augen zu betrachten schien, und dann auch Konrad, diesen maulfaulen Kerl, der so von Ermengilda fasziniert gewesen war, dass er sie keines einzigen Blickes gewürdigt hatte. Doch sie verdankte ihm ihr Leben, und das legte ihr eine Verpflichtung auf, die sie in einen Zwiespalt stürzte. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken ab. Hier ging es um ihr persönliches Schicksal. Sie musste sich den ihr gebührenden Platz im Stamm erkämpfen.
14.
E
ndlich befanden sie sich wieder auf dem Marsch. Darüber war Konrad so froh, dass er die Hitze ebenso klaglos ertrug wie den Staub, den die vor ihm ziehenden Krieger aufwirbelten. Roland hatte sein Heer in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste wurde von Eginhard, dem Truchsess des Königs, angeführt,die mittlere kommandierte Anselm von Worringen, und Roland selbst hatte sich an die Spitze der Schar gesetzt, die Spanien zuletzt verlassen würde. Dieser Aufteilung waren einige lautstarke Auseinandersetzungen mit Eward und Hildiger vorausgegangen. Karls Verwandter hatte darauf bestanden, Eginhard und Anselm aufgrund seines Geburtsrechts vorgezogen zu werden. Daraufhin hatte Roland Eward noch einmal klargemacht, dass seine Aufgabe darin bestand, mit seinen Reitern den Tross zu bewachen und dafür zu sorgen, dass keine Lücken zwischen den einzelnen Truppenteilen entstanden. Aber der Einzige unter Ewards Männern, der sich an diesen Befehl hielt, war Konrad. Er tat alles, was in seiner Macht stand, doch bei den vielen Karren und Fuhrwerken konnte er nicht überall sein. Eben noch hatte er befohlen, die Ladung eines Karrens, bei dem ein Rad zerbrochen war, auf andere Karren zu verteilen und das beschädigte Gefährt beiseitezuschieben, da stockte der Zug ein Stück weiter hinten.
Fluchend zog er seine arabische Stute herum und bahnte sich an den Wagen entlang einen Weg zu der neuen Unglücksstelle. Dort begutachtete Rado bereits den Schaden.
»Wieder ein zerbrochenes Rad! Wenn das so weitergeht, werden wir den halben Tross verlieren«, meldete er Konrad.
Dieser warf einen kurzen Blick auf das kaputte Rad und wies nach vorne. »Nehmt eins von dem beschädigten Wagen dort und zieht es auf diese Achse.«
»Mach ich!« Rado war schon auf dem Weg, blieb aber dann noch einmal stehen und wies auf Eward und Hildiger, die mit ihren Begleitern weiterritten, ohne sich um die entstehende Lücke zu scheren.
»Der Teufel soll die beiden holen! Eigentlich wäre es ihre Aufgabe, sich um den Tross zu kümmern, doch die hohen Herren rühren keinen Finger, sondern lassen dich die Arbeit tun. Und so etwas wollte Markgraf in Spanien werden!« Angeekeltspie er aus und lief los, um das Rad zu holen. Doch da wurde Konrad bereits zu einer anderen Stelle
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