Die Rose von Asturien
gerufen, an der es Probleme gab.
Unterwegs kam er an Ermengildas Reisewagen vorbei. Die Asturierin hatte den Vorhang zurückgeschlagen und blickte heraus. »Weshalb kommen wir so langsam vorwärts?«
»Weil zu viele Räder brechen.« Konrad hatte weder Zeit noch Lust, sich mit ihr zu unterhalten, und ritt weiter. Als er sah, dass bereits der dritte Wagen an diesem Morgen ein Rad verloren hatte, begann er zu fluchen.
Da zupfte Just ihn am Ärmel. »Herr, ich habe mir den Karren angesehen. Jemand hat den Bolzen entfernt, mit dem die Räder befestigt werden. Bei diesem Karren dort ist es dasselbe. Dessen Rad wird auch gleich abgehen.«
Jetzt sah Konrad es selbst. »Verdammter Dreck! Wenn ich den Kerl erwische, geht es ihm schlecht.«
»Wenn Ihr mich fragt, Herr, so bin ich sicher, dass es Ermo war. Der Kerl will Euch schaden.« Just zeigte auf den Genannten, der halb hinter einem Karren verborgen zu ihnen herüberspähte. Selbst auf die Entfernung vermochte Konrad das hämische Grinsen auf Ermos Gesicht zu erkennen.
»Den hole ich mir!« Voller Zorn trieb Konrad seine Stute an und ritt auf Ermo zu. Dessen Miene erstarrte und zeigte blanke Furcht. Dann drehte er sich um und rannte an den anderen Wagen vorbei nach vorne.
Konrad verfolgte ihn unbarmherzig. Als Ermo sah, dass er ihm auf diese Weise nicht entkommen würde, wollte er den Hang hochklettern. Er kam jedoch nicht weit. Konrad holte ihn ein, packte ihn am Fuß und zerrte ihn wieder herunter. Zwei handfeste Krieger ergriffen Ermo und fesselten seine Hände auf den Rücken.
»Durchsucht ihn!«, befahl Konrad mit eisiger Stimme.
Die Männer rissen Ermo die Kleider vom Leib und filzten jedenSaum und jede Falte. Als Erstes kam ein Dolch mit vergoldetem Griff zum Vorschein, den der Mann in Pamplona hatte mitgehen lassen. Ein Tuch mit mehreren darin eingeschlagenen Münzen folgte, und dann reichte ihm einer der Männer ein längliches Päckchen, das in schmutziges Leinen gehüllt war. Hastig riss Konrad das Tuch auseinander und fluchte, als etwas die Finger seiner linken Hand ritzte.
Um einiges vorsichtiger machte er weiter und starrte dann auf eine kurze Säge, deren verbogene, aber blanke Zähne vom häufigen Gebrauch in letzter Zeit erzählten.
»Was hast du damit angestellt, Kerl?«, schrie Konrad Ermo an. Ermo sank in sich zusammen, während einer der Trossknechte empört auf die Zeltstangen wies, die auf dem Karren geladen waren. »Seht, Herr, die Stangen sind angesägt. Sie wären uns heute Abend beim Aufbau der Zelte zerbrochen.«
»Verfluchter Hund!« Konrad warf Ermo die Säge vor die Füße und wollte den Lappen um seine blutende Hand winden.
Da hielt Just ihn auf. »Der Lumpen ist zu schmutzig. Ihr müsst zum Verbinden ein sauberes Stück Leinen nehmen. Am besten ist es, wenn dieses vorher noch ausgekocht wird.«
»Woher weißt du das schon wieder?«, schnaubte Konrad ihn an.
»Von dem jüdischen Arzt in Pamplona, der Herrn Eward und Herrn Philibert behandelt hat. Er sagt, Schmutz sei gefährlich, da er die Wunde eitern lassen würde.«
»Auf das Wort eines Juden gebe ich ebenso wenig wie auf das eines Mauren.« Trotz seiner abschätzigen Bemerkung warf Konrad den dreckigen Lappen fort und wartete, bis Just mit einem Streifen weißgebleichten Leinens zurückkam.
»Das hat mir die Herrin Ermengilda gegeben!«
»Von der will ich nichts!« Konrad wollte die Hand, die er Just bereits hingestreckt hatte, wieder entziehen, doch der Junge hielt sie lächelnd fest.
»Bei einer so ernsten Sache wie einer Verletzung dürft Ihr Euch nicht von Euren Launen leiten lassen.«
»Das ist doch nur ein Kratzer«, tat Konrad die Wunde ab.
Das Lächeln des Jungen vertiefte sich. »Das werdet Ihr nicht mehr sagen, wenn Ihr dadurch die Hand verliert oder gar das Leben. Ich habe noch ein wenig von der Salbe, die mir der Arzt mitgegeben hat. Ich werde sie holen und damit die Verletzung behandeln. Es ist kein scharfer Schnitt. Die Zähne der Säge haben die Finger aufgerissen. Ihr könnt von Glück sagen, dass die Sehnen heil geblieben sind.«
»Schwafle nicht so viel, sondern hole deine Salbe! Ich habe zu tun.«
»Und was geschieht mit dem da?«, fragte ein Krieger und deutete auf Ermo.
»Bindet ihn an einen Wagen und bewacht ihn. Markgraf Roland soll später das Urteil über ihn sprechen«, befahl Konrad und wandte sich dringlicheren Problemen zu. Ermo hatte er im nächsten Augenblick vergessen. Er wies die Männer an, die anderen Karren zu kontrollieren, und
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