Die Rose von Asturien
würde dieses Schicksal jedoch blühen, und wenn Konrad hier umkam, würde sie ihre Schuld bei ihm nicht mehr abtragen können. Doch sie sah keine Möglichkeit, sein Leben zu retten.
Nun versuchte eine Gruppe Gascogner, ihn zu Fall zu bringen. Er aber hielt die planlos handelnden Krieger mit einigen gezielten Schwerthieben auf Abstand und blieb dennoch schützend vor Ermengilda stehen.
Zwei Angreifer sanken schreiend zu Boden, und ehe die Übrigen erneut auf ihn eindringen konnten, rief Tarter sie zurück. »Wartet, ihr Narren, bis die Mauren die meisten Kerle niedergeschossen haben!«
Fadl Ibn al Nafzis Krieger ließen ihre Pfeile von der Sehneschnellen, wagten es aber nicht, auf Konrad und jene Franken zu schießen, die dicht bei ihm standen.
»Den Rest müsst ihr erledigen«, erklärte einer von ihnen und winkte seinen Kameraden, ihm zu einer Stelle zu folgen, an der sie keine Rücksichten auf ein Weib nehmen mussten.
Das verschaffte Konrad etwas Luft. Kurz sah er zu den Gascognern hoch, die sich zwischen die Bäume zurückgezogen hatten. In der Hoffnung, dort den Ring der Angreifer durchbrechen zu können, winkte er den Männern seines Trupps, die noch auf den Beinen standen, ihm zu folgen.
Seine letzte Anweisung galt Ermengilda. »Halte dich dicht hinter mir, ganz gleich, was geschieht. Ich sorge schon dafür, dass kein Feind zu dir durchbricht.« Er hob sein Schwert, hieb mit einer beiläufig wirkenden Bewegung die Pfeilschäfte auf seinem Schild ab, und stürmte los.
Maite, die das Geschehen wie eine unbeteiligte Beobachterin verfolgte, bewunderte seinen Mut. Gerade traf er auf Tarter und stieß diesen mit dem Schild zurück. Seine Schwertklinge zuckte nach vorne. Da stolperte Tarter in der Rückwärtsbewegung über einen Stein und entging dem Hieb. Ein anderer Gascogner hatte weniger Glück. Konrads Schwert zerschlug ihm den Helm und zog eine blutige Spur über dessen Gesicht. Während der Getroffene schreiend zurückwich, griff Konrad bereits den Nächsten an.
Seine Gefährten versuchten, es ihrem Anführer gleichzutun, doch ihre Verluste waren ebenso groß wie die der Gascogner. Schon bald musste das Häuflein enger zusammenrücken und bildete schließlich einen Kreis um Ermengilda, die so bleich und leblos wirkte wie eine Statue.
Kurz darauf befanden sich die Gascogner im Vorteil. Konrad und seine Männer wehrten sich verbissen gegen die mit immer größerer Wucht anstürmenden Feinde. Doch während aus dem Wald immer mehr Gascogner und Waskonen auftauchten,kam den Franken niemand mehr zu Hilfe. Zuletzt standen außer Konrad nur noch Rado und zwei weitere Krieger auf den Beinen.
Tarter war wieder aufgestanden, hob Schild und Schwert und ging auf Konrad los. Aber als er nur noch wenige Schritte von dem Franken entfernt war, sah er in dessen eisgraue Augen. Der Franke wusste, dass er sterben würde, und er wollte den Feind einen hohen Preis dafür zahlen lassen.
Ein Speerstoß traf Rado, als er von drei Männern zugleich angegriffen wurde. Konrad sah seinen Getreuen fallen und stieß einen wilden Schrei aus. Bevor die drei Gascogner begriffen, wie ihnen geschah, zerschmetterte er dem, der Rado getötet hatte, den Schädel. Den beiden anderen erging es nicht besser. Ihre Freunde wollten noch eingreifen, sahen sich aber den bis zum Äußersten entschlossenen Franken gegenüber. Diese bluteten bereits aus etlichen Wunden, aber sie kämpften mit der Zähigkeit gereizter Bären. Durch Erfahrung gewitzt, vermieden die Gascogner den Nahkampf und hielten sie mit ihren Speeren auf Abstand. Die Franken versuchten noch, einander den Rücken zu decken. Da aber traf den Ersten von ihnen ein wuchtiger Speerstoß in die Hüfte. Noch während er zusammensank, war Tarter bei ihm und stieß ihm das Schwert in den Leib. Der andere Franke wurde gleichzeitig durch mehrere Speere getroffen und sank ebenfalls zu Boden.
Nun standen nur noch Konrad und Ermengilda aufrecht zwischen den Angreifern. Die junge Frau hatte den Schild eines toten Franken an sich gerafft und deckte damit sich selbst und Konrads Rücken.
Konrad lächelte. In Gedanken sah er die hügelige Landschaft seiner Heimat vor sich und hörte den Wind in den Birken rauschen, die dem Hof seines Vaters den Namen gegeben hatten. Wie gerne wäre er dorthin zurückgekehrt. Doch das Schicksal hatte es anders entschieden.
»Lebt wohl, Vater und Mutter, und auch du, Bruder. Wenn der König dich ruft, so kämpfe mit mehr Glück als ich.« Da er den Dialekt seiner
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