Die Rose von Asturien
Arnulf.«
»Ihr könnt jederzeit mit mir reden«, erklärte der Herr des Birkenhofs.
Da Ecke nicht die richtigen Worte zu finden schien, sprang sein Begleiter ihm bei. »Es ist wegen dem Feldzug, weißt du? Ecke und ich – wir waren im letzten Jahr bei den Sachsen mit dabei und davor im Langobardenreich. Jetzt fordert der König schon wieder Heerfolge, und wir wissen wirklich nicht mehr, wie wir das schaffen sollen. Mein Weib ist schwanger und mein Sohn noch zu klein, um wie ein Mann zufassen zu können. Dazu ist Ulmo, unser Knecht, im Winter gestorben. Wenn ich jetzt gehe, verdirbt mir der Hof.«
»Wenn du nicht mitkommst, bestraft dich der Gaugraf im Namen des Königs, und dann verlierst du deinen Hof ganz!« Arnulf versuchte, seinem Nachbarn ins Gewissen zu reden. Landos Knecht hatte bereits im letzten Jahr nicht mehr arbeiten können, und deswegen hatte er seine eigenen Leute zum Hof des Nachbarn geschickt, die Ernte einzubringen. Das würde er auch heuer wieder tun, und das wussten die Bauern genauso gut wie er.
Unter seinen vorwurfsvollen Blicken wanden sich die beiden Männer vor Verlegenheit. Ecke feuchtete sich die Zunge an, um sprechen zu können, wagte aber nicht, Arnulf ins Gesicht zu sehen. »Lando kann heuer wirklich nicht in den Krieg ziehen. Sein Weib braucht ihn. Sie würde sich zu Tode ängstigen, bliebe er lange fort. Der Weg ins Langobardenreich war schon schlimm genug, und nach Spanien soll es noch viel weiter sein! Da kämen wir nicht rechtzeitig zur Ernte nach Hause zurück.«
Arnulf fand, dass er genug Geduld mit den beiden aufgebracht hatte, und setzte Ecke die Spitze seines Stockes auf die Brust. »Sag frei heraus, was du willst! So wie du dich anhörst, möchtest du ebenfalls zu Hause bleiben.«
Der Bauer nickte. »Ich werde langsam zu alt für den Krieg.« Arnulf kommentierte seine Worte mit einem weiteren Schnauben. Ecke war ein Jahr nach ihm geboren worden, und er selbstwäre in jedem Fall mit dem Heer gezogen, hätte er sich nicht ein Jahr zuvor im Sachsenland eine schwere Verletzung zugezogen.
»Wir haben gehofft, dass du vielleicht zwei deiner Knechte an unserer Stelle mitschicken könntest, so wie du es im letzten Jahr für Medard gemacht hast …«, fuhr Ecke fort.
»Für Medard habe ich es getan, weil er sich das Bein gebrochen hatte und sein Sohn heuer statt seiner mitziehen kann. Aber euch beiden fehlt nichts außer Mut! Warum soll ich meine Knechte in die Ferne schicken, damit ihr zu Hause bleiben könnt? Wenn ich das tue, werden meine Felder nicht bestellt.«
Ecke hob zögernd die Hand. »Wenn du uns helfen würdest, könnten Lando und ich doch einen Tag in der Woche bei dir mithelfen. Das würden wir sogar vor dem Priester auf das Kreuz schwören.«
»Medards Junge wird ebenfalls nicht mitkommen. Sein Vater hat ihn ins Kloster gegeben, damit er ein Mönch wird«, warf Lando ein, der sichtlich froh war, dass Ecke und er nicht die Einzigen waren, die die Heeresfolge verweigern wollten.
»Bei allen dreifach geschwänzten Teufeln! Seid ihr denn alle verrückt geworden?« Arnulf reckte seinen Stock gegen die beiden Bauern und schüttelte ihn drohend.
Erschrocken traten die Männer einen Schritt zurück. »Du tust es aber doch! Nicht wahr, Arnulf?«
Der Herr des Birkenhofs begriff, dass ihm nichts anderes übrigbleiben würde, als anstelle der beiden Männer seine eigenen Knechte zu schicken. Bestand er darauf, dass die beiden mit seiner Schar zogen, würden sie bei erster Gelegenheit desertieren und ihn vor dem Gaugrafen und auch vor dem König blamieren. Aber mit ihrer Weigerung, Karls Ruf zu folgen, brachten sie ihn in eine Situation, die ihm ganz und gar nicht gefiel.
»Ich werde es mir überlegen. Doch sollte ich einschlagen, werdet ihr so viel auf meinem Boden arbeiten, dass ihr mir die Knechte ersetzt, die an eurer Stelle gehen!«
Das war ein harter Spruch, und doch atmeten die beiden Bauern auf. Ecke würde seinen eigenen Knecht schicken und Landos Junge das Vieh des Herrn vom Birkenhof hüten.
»Hab Dank, Arnulf! Wir wussten, dass du uns nicht im Stich lässt«, sagte Lando schmeichlerisch.
»Dafür lasst ihr mich im Stich und meinen Jungen auch! Verschwindet jetzt, bevor ich zornig werde.« Arnulf schwang erneut seinen Stock und kehrte den beiden dann den Rücken zu. Während er über den Hof zu seinem Wohnhaus humpelte, verfluchte er erst Ecke und Lando und dann Gott und die ganze Welt.
Sein Weib empfing ihn an der Tür. Hemma war nur wenig kleiner als
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