Die Rose von Asturien
er und mit den Jahren mollig geworden. Ihr rundliches Gesicht wirkte besorgt, und sie strich sich die Haare aus der Stirn. Diese anmutige Geste hatte ihm an ihr schon gefallen, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war.
Bevor sie ihn fragen konnte, was ihn so verärgert hatte, quoll es aus ihm heraus. »Ecke und Lando haben die Heerfolge aufgesagt. Ich soll zwei Knechte an ihrer Stelle schicken.«
»Sonst noch was? Wer soll denn auf unserem Hof die Arbeit machen?« Hemma klang so empört, dass Arnulf am liebsten seinen Nachbarn gefolgt wäre, um sein halbes Versprechen zurückzunehmen.
Er blieb jedoch stehen und klopfte mit dem Stock auf den Boden. »Die beiden wollen für uns arbeiten, und zwar einen ganzen Tag in der Woche. Das behaupten sie zumindest.«
»Das ersetzt uns aber nicht die Knechte, welche die ganze Woche arbeiten können.« Hemmas Gesicht färbte sich dunkel, und Arnulf bedauerte, nicht vorher mit ihr gesprochen zu haben. Immerhin hatte sie seinen Hof in all den Jahren, in denener für seinen König in den Krieg gezogen war, mit fester Hand geführt.
»Es geht um unseren Jungen, nicht wahr? Sie trauen ihm nicht zu, sie so zu führen, wie du es getan hast.« Hemmas erster Zorn war verraucht und machte einer tiefen Enttäuschung Platz.
Arnulf nickte. »Natürlich ist es wegen Konrad. Dabei wäre es notwendig, dass er in seinem ersten Jahr als Anführer erfahrene Männer um sich hat, die ihm raten können.«
Während seine Frau bereits überlegte, welche Knechte sie mit ihrem Ältesten nach Spanien schicken konnte, sprach ihr Mann weiter. »Ecke und Lando sagten, Medard hätte seinen Ältesten ins Kloster geschickt, damit er nicht in den Krieg ziehen muss.«
»Das ist wohl der Dank für die Hilfe, die wir ihm letztes Jahr angedeihen ließen! Doch diesmal wird er bezahlen, das schwöre ich dir.« Hemma sah so wild entschlossen aus, dass Arnulf seine Nachbarn beinahe bedauerte. Seine Frau würde von Medard, aber auch von Ecke und Lando den Preis einfordern, der ihr richtig erschien.
3.
W
ährend die Eltern überlegten, wie sie sich zu der neuen Situation stellen sollten, übten sich ihre beiden Söhne auf einer Wiese im Kampf. Lothar starrte gerade auf seinen älteren Bruder und wartete auf dessen Ruf.
»Greif mich an!«
Im selben Augenblick schwang der Zwölfj ährige sein hölzernes Schwert. Er war flink und wendig, aber nicht schnell genug. Konrad parierte den Schlag und versetzte ihm einen Hieb auf die Schulter.
Mit einem Schmerzensschrei wich Lothar zurück und funkelte den Älteren empört an. »Musst du so wild zuhauen?«
»Ein Krieger muss das aushalten!«, antwortete Konrad mit der Überheblichkeit des sich bereits erwachsen fühlenden Bruders.
»Dann sollst du es auch spüren!« Lothar schwang wütend sein Holzschwert, und diesmal überraschte er Konrad. Der harte Schlag presste ihm die Luft aus den Lungen, und er knickte für einen Augenblick ein.
Lothar, der seinerseits etliche schmerzhafte Schläge hatte hinnehmen müssen, tanzte vor Freude um ihn herum. »Jetzt habe ich dich getroffen! Jetzt habe ich dich getroffen!«
»Das war gemein von dir! Ich hatte dir das Signal noch nicht gegeben.« Konrad presste den linken Arm gegen die geprellten Rippen und überlegte, ob er seinem Bruder nicht eine kräftige Tracht Prügel versetzen sollte.
Das Erscheinen des Vaters verhinderte weiteren Streit. »Lass es dir eine Lehre sein! Ein Feind wartet auch nicht, bis du ihm das Zeichen zum Angriff gibst«, erklärte Arnulf seinem Ältesten.
Konrad zog ein schiefes Gesicht. »Da hast du schon recht. Aber es war trotzdem hinterhältig von Lothar, mich so zu überraschen. Er ist schließlich mein Bruder!«
»Aber mich darfst du hauen, bis ich blau und grün bin!« Der Jüngere stemmte seine Arme in die Seiten und starrte Konrad zornig an.
Arnulf schlug mit seinem Stecken mahnend auf den Boden. »Lasst diese Kindereien! Konrad, du wirst in drei Tagen aufbrechen, und bis dahin gibt es noch viel zu tun. Sieh zu, dass du in die Schmiede kommst! Deine Rüstung müsste fertig sein. Hol sie dir und gewöhne dein Pferd an das zusätzliche Gewicht. Reiten kannst du ja, aber zu Pferd kämpfen ist etwas anderes, als gemütlich über unsere Wiesen zu traben. Es istbedauerlich, dass ich nicht mitkommen kann, denn ich könnte dir noch vieles beibringen.«
»Ich habe vorhin Ecke und Lando auf den Hof kommen sehen und kann mir denken, was sie wollten. Sie glauben nicht, dass ich unsere Schar
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