Die Rose von Asturien
zukünftiger Held sollte nicht verabschiedet werden wie ein kleiner Junge. Daher schob er seine Mutter mit einem entschuldigenden Lächeln beiseite und trat zu seinem Vater.
Arnulf beäugte ihn kritisch. Auch wenn Konrads Rüstung vom heimischen Schmied gefertigt worden war, konnte sein Sohn sich darin sehen lassen. Der Meister der Esse hatte unzählige Schuppen aus Eisen auf eine lederne Tunika genietet und einen schüsselartigen, weit nach hinten reichenden Helm geschmiedet, wie ihn des Königs Panzerreiter trugen. Der Wehr fehlte jeglicher Schmuck, aber sie war fest und würde ihrem Träger im Kampf gute Dienste leisten. Das Gesicht unterdem Helm sah zwar noch jung und etwas unfertig aus, doch Arnulf stellte zu seiner Freude fest, dass sein Sohn an diesem Tag erwachsener wirkte als sonst.
»Du wirst es meistern, mein Junge. Und jetzt geh! Du wirst doch nicht wollen, dass König Karl Spanien ohne dich erobert. Und ihr, Männer, zieht mit Gott! Zwar kann ich heuer nicht mit euch kommen, aber mein Sohn wird ein ebenso guter Anführer werden wie ich.«
»Das wird er gewiss!« Rado, ein großer, breitschultriger Mann, der bereits mehr als zehn Kriegszüge unter Arnulf mitgemacht hatte, klopfte Konrad lachend auf die Schulter. Ich werde dem Jungen schon beibringen, was zu tun ist, sagte er sich und leckte sich die Lippen bei dem Gedanken an den schönen Schinken, den Hemma ihm geschenkt hatte, damit er auf ihren Sohn achtgebe.
Konrad wandte sich seinem kleinen Bruder zu, der ihn mit großen Augen anstarrte und nicht zu wissen schien, ob er traurig oder neidisch sein sollte. Bis Lothar in den Krieg ziehen konnte, würden noch etliche Jahre vergehen, und selbst dann war es nicht sicher, ob der Vater ihn fortlassen würde. Der Birkenhof hatte nur einen gepanzerten Reiter für das Heer des Königs zu stellen, und solange Konrad diesen Platz einnahm, würde Lothar zu Hause bleiben und als Bauer arbeiten müssen.
»Mach es gut, kleiner Bruder!«, rief Konrad dem Jüngeren zu. Lothar schluckte unter Tränen. Zwar vermisste er gewiss nicht die Hiebe und die blauen Flecken, die ihm das Kampftraining mit Konrad eingebracht hatte, aber es tat ihm leid, den Älteren scheiden zu sehen. »Komm wieder zurück, Konni!«
»Worauf du dich verlassen kannst!« Konrad schwang sich in den Sattel und hob den Arm. »Auf geht’s, Männer! Der König erwartet uns!«
Er ritt an, hielt nach einigen Schritten noch einmal an und sah sich um. Die zwölf Krieger folgten ihm in Zweierreihen undhatten den Trosswagen in die Mitte genommen. Bis auf drei waren es alte Veteranen, für die der Aufbruch zu einem Feldzug kaum anders war als für die Zurückgebliebenen der morgendliche Gang aufs Feld.
Die Wege waren um diese Jahreszeit noch weich und schlammig, doch die Zugochsen legten sich so kräftig ins Geschirr, dass die Räder kein einziges Mal stecken blieben. Ein Knecht saß auf einem Brett, das vorne quer über den Wagen gelegt war, und hielt den Stachelstab in der Hand. Er benutzte ihn jedoch nur, um die Tiere zu lenken, und nicht, um sie anzutreiben. Die Ochsen passten sich dem Schritt der Männer an und fanden dabei noch Zeit, das erste Grün des Jahres am Wegrand zu rupfen.
Zu Beginn war Konrad noch sehr aufgeregt und behielt sorgfältig die Umgebung im Auge. Rado sah ihm eine Weile zu und schloss dann zu ihm auf. »So nah der Heimat musst du noch keine Feinde fürchten, Konrad.«
Die anderen lachten, während Konrad seine Unsicherheit stumm verfluchte. »Ich habe nicht nach Feinden ausgeschaut, sondern nach Freunden. Wir müssten doch bald auf die Aufgebote aus den Nachbardörfern treffen.«
»Das kann bis Mittag oder gar in den Abend hinein dauern. Beim letzten Kriegszug haben wir Ermo und seine Leute erst am Sammelplatz getroffen. Dabei ist ein flinker Bursche wie du schneller drüben in seinem Dorf, als eine alte Frau ihr Mittagessen kaut.« Rado lachte erneut und nahm seinen Platz in der kleinen Schar wieder ein.
Doch bereits kurz darauf sahen sie einen kleinen Trupp von der Seite auf sich zukommen und trafen am nächsten Kreuzweg mit ihm zusammen. Es handelte sich tatsächlich um Ermo und seine Leute. Er war der größte Bauer im Nachbardorf, nur wenig jünger als Konrads Vater und ebenfalls ein erfahrener Krieger.
Konrad sah mit einem Blick, dass Ermo nur sieben Krieger statt der vom Gaugrafen geforderten zehn bei sich hatte. Auch wurde der zweirädrige Karren, den er mit sich führte, von einem einzigen mageren Öchslein
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