Die Rose von Asturien
anführen kann, nicht wahr? Und Medard ist auch nicht besser. Deswegen lässt er seinen Ältesten Mönch werden.« Konrad klang so mutlos, dass Arnulf ihn am liebsten an sich gezogen und getröstet hätte. Doch das wäre der falsche Weg, ihn zum Mann reifen zu lassen. In ein paar Tagen würde der Junge auf sich allein gestellt sein, und dann gab es keine Schulter mehr, an der er sich ausweinen konnte.
Arnulf rang sich ein Lachen ab und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du bist mein Sohn, und ich habe dich alles gelehrt, was du wissen musst. Was dir noch fehlt, ist Erfahrung. Nein, die Kerle fürchten bloß den weiten Weg nach Spanien. Aber wenn der König dorthin ziehen will, müssen seine Krieger ihm folgen!«
Der Herr des Birkenhofs ging großzügig darüber hinweg, dass er eben noch erklärt hatte, er hätte seinen Sohn gerne wenigstens ein Mal im Krieg an seiner Seite gehabt, um ihn weiter ausbilden zu können. Nun wollte er Konrads Selbstbewusstsein stärken. Daher hielt er ihn eine Armlänge von sich weg und sah ihn durchdringend an.
Konrad war eine Handbreit kleiner als er und wirkte im Vergleich zu ihm wie ein schmales Tuch. Doch seine Schultern waren breit und die Arme voller Muskeln, die von der harten Arbeit auf den Feldern und den Kampfübungen mit dem mit Blei gefüllten Holzschwert stammten. Kraft und Ausdauer besaß der Junge genug. In der Beziehung würde er ihm keine Schande machen. An Mut mangelte es ihm ebenfalls nicht, das wusste Arnulf. Immerhin hatte Konrad es vor zwei Jahren als Einziger gewagt, in die Strudel der Baunach hineinzuschwimmen, um Eckes kleine Tochter herauszuholen, die ins Wassergefallen war. Dies hatte sein Nachbar anscheinend vergessen. Diese Erinnerung ließ den Preis, den er von Ecke verlangen würde, weiter ansteigen.
Arnulf kniff die Augen zusammen und kämpfte gegen seine Verbitterung an. »Du wirst es schaffen, mein Sohn!«
Dabei schlug er Konrad aufmunternd gegen die Brust, ignorierte dessen schmerzverzerrte Miene und schob ihn in die Richtung, in der die Dorfschmiede lag. Heiner, der Schmied, beschlug zumeist die Pferde im Dorf und stellte Sensen und Pflugscharen her. Aber er vermochte auch Harnische und Helme zu fertigen sowie die Schwerter für die einfachen Krieger. Arnulf hatte sich jedoch vorgenommen, Konrad seine eigene Klinge mitzugeben. Damit würde der Junge Ehre einlegen, dessen war er sich sicher.
4.
A
ls Konrad drei Tage später mit seiner Schar aufbrach, lag auf den Höhen des langgestreckten Hügels, an dessen Flanke sich Arnulfs Dorf erstreckte, noch Schnee. König Karls Befehl zufolge sollten zwei mächtige Heersäulen nach Spanien ziehen, und die Krieger dieses Gaus zählten zum austrasischen Heerbann, der sich mit den Bayern und Alemannen vereinigen sollte. Sie hatten den längeren Weg zurückzulegen und mussten das Pyrenäengebirge im Osten überschreiten, während der Heerbann aus Neustrien die westlichen Pässe benutzen sollte. Von zwei Seiten angegriffen, würden die Mauren bald besiegt sein und die Krieger mit reicher Beute und Sklaven zurückkehren.
Dies erklärte Arnulf seinem Sohn, der kurz vor dem Aufbruch nicht eben den Eindruck erweckte, als freue er sich auf den Heerzug und die unbekannten Länder auf seinem Weg. Esüberwog die Furcht vor dem, was vor ihm lag, und Konrad kämpfte mit den Tränen. Schnell wischte er sich die verräterischen Spuren mit dem Ärmel weg und wandte sich den Männern zu, die sein Aufgebot bildeten.
Es handelte sich nur um Fußkrieger. Von den kleineren Freibauern nannte kaum einer ein Ross sein Eigen, und wenn es eins auf dem Hof gab, so wurde es dringend für die Arbeit gebraucht. Daher war Konrad nicht nur der Anführer, sondern auch der einzige Berittene des Trupps.
Sein Vater hatte auch die beiden Ochsen gestellt, die den Trosswagen der Gruppe zogen, und den größten Teil der Ausrüstung und der Vorräte beschafft. Neben dem Dutzend Bewaffneter würden auch zwei Knechte Konrad begleiten, und mehr als die Hälfte der Gruppe stammte vom Birkenhof.
Arnulf war klar, dass er die mitgeschickten Leute nur mit Müh und Not würde ersetzen können. Doch er war nie mit weniger als der vom Gaugrafen geforderten Zahl an Männern aufgebrochen, und das sollte auch für seinen Sohn gelten. Während er die Krieger musterte, umarmte seine Frau Konrad und ließ dabei ihren Tränen freien Lauf. »Pass gut auf dich auf!«
»Ja, Mama! Das verspreche ich dir.« Konrad war die Szene peinlich, denn ein
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