Die Rose von Asturien
Wenn euch eines der Weiber gefällt, könnt ihr es haben.«
Diesen Worten folgten Entsetzensschreie aus etlichen Kehlen. Einer der Männer versuchte, den Mauren, der auf eine der Frauen zuritt, aus dem Sattel zu zerren, sank aber unter den Peitschenhieben der Krieger zusammen. Der Maure schwang sich vom Pferd, ergriff die Frau und schleifte sie zur Seite.
Zunächst stammelte die Frau wirre Gebete, doch als er sie zuBoden warf, ihr die Kleider vom Leib riss und sich auf sie stürzte, schrie sie, als stecke sie am Spieß.
Konrad blieb zunächst noch ruhig, doch als sich einer der Mauren Ermengilda näherte, entblößte er die Zähne wie ein angriffslustiger Hund. Bevor er jedoch etwas sagen oder tun konnte, schritt Maite ein.
»Wie ihr sehen könnt, sind wir Juden und gehören nicht zu diesen Leuten, sondern reisen allein.«
Der Maure ließ sich von diesen Worten nicht beeindrucken.
»Ich will das Gesicht des Weibes sehen!«, sagte er und streckte die Hand nach dem Kopftuch aus, das Ermengilda so hielt, dass nur ihre angstgeweiteten Augen zu erkennen waren.
Maite stellte sich ihm furchtlos in den Weg. »Sie ist hässlich wie die Sünde und zudem schwanger. Bei dem dicken Bauch würdest du wenig Vergnügen finden, und bevor du an mich denkst: Ich habe geblutet und bin derzeit unrein.« Das Letzte war ihr gerade noch eingefallen, um den Kerl auch von sich abzuschrecken.
»Fass mich nicht an!« Der Maure fuhr zurück und hieb ihr die Reitpeitsche über den Rücken. Maite keuchte vor Schmerz, lachte ihn aber trotzdem aus.
»Jetzt kannst du deine Peitsche wegwerfen, denn sie ist ebenfalls unrein geworden!«
Beinahe hätte der Maure erneut zugeschlagen, ließ dann aber die Peitsche sinken und starrte darauf, als überlege er wirklich, ob er sie behalten oder besser wegwerfen sollte. Er entschied sich dafür, die Peitsche mit ein paar kräftigen Hieben zu reinigen, die er einem der gefangenen Christen versetzte, dann packte er willkürlich eine der anderen Frauen und zerrte sie mit sich. Seine Gefährten fesselten unterdessen die Männer und banden sie mit Stricken aneinander, die sie ihnen um die Hälse wickelten. Auch die beiden Weiber, die der Schändung entgingen, wurden auf diese Weise gefesselt.
Es tat Konrad und seinen beiden Begleiterinnen in der Seele weh, dies mit anzusehen. Den Christen helfen zu wollen, wäre jedoch ein aussichtsloses Unterfangen gewesen und hätte sie selbst in größte Schwierigkeiten gebracht. Doch auch so waren sie der Willkür der maurischen Reiter ausgeliefert. Deren Anführer lenkte seine Stute zu Konrad und setzte ihm das Schwert an die Brust.
»Juden haben Geld. Gib her, was du hast, dann lassen wir dich und deine beiden Weiber laufen.«
»Wir besitzen nur unser Reisegeld, und darauf können wir nicht verzichten!« Maite übernahm die Antwort, und sie fühlte sich bei weitem nicht so mutig, wie ihre Worte glauben machen sollten.
»Wir können euch auch die Kehlen durchschneiden und das Geld dann mitnehmen«, erklärte der Maure gelassen.
»Der Emir würde euch dafür schwer bestrafen. Wir reisen nämlich unter seinem Schutz. Hier, sieh!« Im letzten Augenblick war Maite die Kamelhaut eingefallen, die Konrad von Eleasar Ben David erhalten hatte. Sie zerrte die Rolle aus dem Bündel, das Konrad auf seinen Esel gebunden hatte, und hielt sie dem Mauren hin.
Dieser zwang sein Pferd ein paar Schritte rückwärts und fuhr sie an. »Bleib mir vom Leib, du unreine Hure.« Trotz seiner harschen Worte starrte er auf die Kamelhaut und versuchte, die Schriftzeichen darauf zu erkennen. Der Text selbst nötigte ihm wenig Achtung ab, doch im Verein mit dem ins Leder geschnittenen Siegel des Emirs und dessen ersten Beraters wurde das Schreiben in Maites Händen zu einer scharfen Waffe.
»Du bist Sklavenhändler?«, fragte er Konrad mit erwachendem Interesse.
Da Konrad die maurische Sprache nicht verstand, meldete sich wieder Maite zu Wort. »So ist es, edler Krieger. MeinHerr ist Sklavenhändler und hat eben dem Emir zwei blonde Jungfrauen aus dem Frankenland überbracht, jede von ihnen so schön wie der volle Mond am Himmel und so strahlend wie die Sonne zur Mittagszeit.«
Der Maure wies auf das kleine Häuflein Christen, deren Weg nach Norden hier ein abruptes Ende gefunden hatte. »Kaufst du uns diese Leute hier ab?«
»Verzeih, mein Herr spricht deine Sprache nicht. Ich muss es ihm übersetzen.« Maite wandte sich an Konrad und gab ihm die Frage des Mauren weiter. Dieser hätte die
Weitere Kostenlose Bücher