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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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das Geschäft nicht entgehen lassen und hat mich daher aufgefordert, so zu tun, als wäre es Fruchtsaft.«
    »Gegen ein gutes Sorbet hätte ich auch nichts einzuwenden.« Ermengilda erinnerte sich mit einem entsagungsvollen Seufzen an die ausgezeichneten Fruchtsaftmischungen mit zerstoßenem Eis, die ihr im Palast des Emirs von Córdoba serviert worden waren. Doch der Verzicht auf solche Leckereien war ein geringer Preis für die errungene Freiheit, und so nippte sie dankbar an ihrem Becher.
    Der Himmel begann sich von Osten her dunkler zu färben, und schon bald tauchten die ersten Sterne als kleine, glitzernde Punkte am Himmel auf. Maite und Ermengilda kuschelten sich eng aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen, und schliefen bald ein.
    Da Konrad keinen Schlaf fand, setzte er sich mit dem Rücken gegen die Umfassungsmauer und sah zu den Sternen auf. Viele davon kannte er aus seiner Heimat, doch einige waren ihm fremd und zeigten, wie weit er sich von seiner Familie auf dem Birkenhof entfernt hatte. Seltsamerweise fühlte er kein Heimweh. Ihm gefiel dieses Land mit seiner warmen Sonne und den betörenden Düften, und eine Weile gab er sich der Vorstellung hin, König Karl wäre es gelungen, Saragossa einzunehmen und den Norden Spaniens zu erobern. Vielleicht hätte der Königihm dann ein Stück Land verliehen, auf dem er wie ein edler Herr hätte leben können. Ermengilda würde es sicher besser gefallen, die Gemahlin eines Edelings zu sein, als das Weib eines besseren Freibauern zu werden.

7.
     
    A
m nächsten Morgen reisten die Mauren als Erste ab. Maite und ihre Begleiter weinten ihnen keine Träne nach, denn die Kerle hatten sich benommen, als wären sie hier die Herren und der Wirt nur ihr Knecht. Da sie bevorzugt bedient worden waren, konnten die anderen Reisenden erst nach ihnen das Frühstück einnehmen und ihre Tiere tränken.
    Während Maite bezahlte, weil sie besser zu feilschen verstand als Konrad, führte dieser die Esel zum Wasser und ließ sie saufen. Ermengilda stand bereits am Tor der Umfriedung, froh, diese Herberge bald verlassen zu können. Noch während sie ungeduldig zu Konrad hinüberblickte, hörte sie weiter vorne im Dorf einen zornigen Schrei und den Ruf: »Haltet den Dieb!«
    Fast gleichzeitig schoss ein dürres Kerlchen zwischen den Häusern heraus. Es hatte einen Laib flachen Brotes und ein Stück Käse unter den Arm geklemmt und versuchte, einem kräftigen Mann und einer keifenden Frau zu entkommen.
    Zunächst sah es so aus, als könne der Junge seinen Verfolgern entwischen, doch da trat einer der Reisenden, der eben die Herberge verließ, ihm in den Weg und brachte ihn zu Fall. Bevor das Bürschchen sich wieder aufraffen konnte, war das Paar über ihm.
    »Du elender Dieb! Jetzt erhältst du deine Strafe. Der Richter wird dir die Hand abhacken lassen«, schrie der vierschrötige Mann, während er mit aller Kraft auf den Jungen einschlug.
    Derjenige, der den Jungen zu Fall gebracht hatte, ließ sich von einem Herbergsknecht einen Strick reichen und band dem Kleinen Arme und Beine zusammen. Danach betrachtete er ihn und stupste den Bestohlenen an.
    »An deiner Stelle würde ich nicht darauf dringen, den Burschen zu verstümmeln. Lass ihn kastrieren und danach als Eunuchen verkaufen, dann hast du mehr davon.«
    »Ihm gehört die Hand abgehauen«, giftete die Frau, die jetzt ihr Brot und ihren Käse, die der Junge fallen gelassen hatte, wieder an sich raffte. »Sieh dir das an! Alles voller Staub! Selbst wenn ich den Käse wasche, kann ich ihn kaum mehr essen. Und das Brot erst! Das darf ich den Schweinen vorwerfen.«
    Der Junge hatte sich bis jetzt still verhalten, doch als nun auch noch die Frau auf ihn einprügelte und mit den Füßen nach ihm trat, schrie er auf.
    »Habt Gnade! Ich habe doch nichts von Wert gestohlen. Ich hatte doch nur Hunger!«, jammerte er.
    Ermengilda riss es hoch, und sie eilte auf den Jungen zu. »Just!« Es war tatsächlich der Junge, der bis Roncesvalles als Konrads zweiter Knecht gegolten hatte. Entsetzt presste sie die Hände auf den Mund, um sich nicht zu verraten. Dann aber wandte sie sich um und rannte mit wehenden Kleidern zur Herberge zurück und packte Konrad, der eben nach ihr Ausschau hielt, am Arm.
    »Sie haben den kleinen Just gefangen! Sie wollen ihm die Hand abschlagen und ihn dann als Sklaven verkaufen.«
    »Was sagst du da? Aber der Junge ist doch in Roncesvalles ums Leben gekommen!«, antwortete Konrad verdattert.
    »Es ist Just! Ganz

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