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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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so elend zumute, dass sie sich am liebsten in eine dunkle Ecke verkrochen hätte. Doch sie hielt die eigenen Tränen mühsam zurück. »Was sind wir nur für Schwächlinge«, sagte sie, als sie sich dem Dorf näherten, in dem sieübernachten wollten. »Diese Leute gingen uns doch gar nichts an. Wir hätten ihnen sogar böse sein sollen, weil sie uns ebenfalls in Gefahr gebracht haben!«
    Ermengilda hob den Kopf und sah sie mit tränenblinden Augen an. »Du bist herzlos! Weißt du das?«
    »Ich bin lieber herzlos als eine Sklavin der Mauren, die von jedem Schwachkopf, der sich ihr Herr nennt, auf das Bett gezerrt und benutzt werden kann!«
    »Verzeih mir! Ich weiß doch, dass du es gut meinst.« Ermengildas Stimmung wechselte von einem Augenblick zum anderen, und nun strich sie Maite sanft über die Wange.
    Maite lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Ich bin dir doch gar nicht böse, meine Liebe. Unser Weg ist noch lang, und da dürfen wir uns von dem Gedanken an diese Unglückseligen nicht bedrücken lassen.«
    Die Worte der Waskonin schienen Ermengildas Stimmung ein wenig aufzuhellen. Doch ehe diese antworten konnte, warnte Konrad die beiden Frauen. »Still! Wir sind gleich da.« Gleich darauf begrüßte er einen Mann, der am Eingang der Herberge stand, mit einem freundlichen »Schalom!«.
    Der andere antwortete mit einer Verwünschung, die Maite nicht übersetzen mochte. Ohne sich weiter um den Knecht zu kümmern, traten sie durch das Tor der Umfriedung und sahen ein niedriges Gebäude vor sich, durch dessen offene Fenster der Geruch nach zu lange verwendetem Olivenöl drang.
    Ermengilda würgte es. »Hier kann ich nicht bleiben«, flüsterte sie.
    Konrad sah Maite fragend an, doch die schüttelte den Kopf.
    »Es würde auffallen, wenn wir wieder gehen. Suchen wir uns einen Platz, an dem der Wind günstiger weht als hier, so dass wir diesen Gestank nicht so stark in die Nasen bekommen. Für Ermengilda sollten wir uns allerdings Essen geben lassen, das nicht in Olivenöl gebraten worden ist.«
    »Ein guter Gedanke!« Konrad steckte seinen Zeigefinger in den Mund, befeuchtete ihn mit Speichel und hielt ihn dann in die Luft, um herauszufinden, aus welcher Richtung der Wind blies. Er freute sich, dass ihm die als Junge erlernte Fertigkeit jetzt nutzte. Als er seine Schritte zu einem Teil des umfriedeten Hofes führte, der der Küche gegenüberlag, nahm die Geruchsbelästigung so weit ab, dass Ermengilda sie zu ertragen vermochte.
    Ein Knecht kam heran, sah sie hochmütig an und zeigte auf die Esel. »Dort vorne findet ihr Futter und Wasser für die Tiere. Versorgen müsst ihr sie selbst!« Damit ging er wieder, um sich anderen Gästen zuzuwenden, vor denen er nun dienerte, als hinge sein Seelenheil davon ab. Es handelte sich um mehrere Mauren in prächtigen Kleidern mit langen, gebogenen Schwertern. Obwohl sie protzig auftraten, hielt Maite sie mehr für Händler als für Krieger. In den Augen dieser Männer waren Christen dazu da, ihnen zu dienen, und Juden nur Gewürm, das man nicht beachtete. Sie forderten den besten Platz im Hof, und so mussten Maite und ihre Freunde den ihren wieder räumen. Sie durften auch nicht mit den Eseln zur Tränke gehen, da die Pferde der Mauren Vorrang besaßen.
    Maite schenkte den hochnäsigen Mauren keine Beachtung, sondern schlich in die Küche und kehrte kurz darauf mit drei Tonschüsseln zurück, die aufgequollenen Weizen und Hammelfleischstücke enthielten. Obwohl Ermengilda beim Anblick dieser einfachen Mahlzeit erklärte, sie könne keinen Bissen davon über die Lippen bringen, schaufelte sie den warmen Brei so schnell in sich hinein, dass ihre Schüssel bereits leer war, als Maite und Konrad gerade die Hälfte geschafft hatten. »Ein Schluck Wein wäre mir jetzt willkommen«, sagte sie, nachdem sie zaghaft aufgestoßen hatte.
    Maite stellte ihre Schüssel beiseite und trat noch einmal ins Haus. Als sie zurückkehrte, hielt sie drei Becher in den Händen.Obwohl diese bis zum Rand gefüllt waren, gelang es ihr, keinen Tropfen zu verschütten.
    »Hier ist unser Sorbet!« Sie zwinkerte Ermengilda und Konrad dabei verschwörerisch zu. Erst als sie wieder saß und selbst einen Schluck von dem leicht säuerlichen, aber schmackhaften Wein getrunken hatte, deutete sie mit dem Kopf in Richtung der Mauren.
    »Der Wirt hält diese Kerle für ganz große Herren und hat Angst vor ihnen. Daher wagt er es nicht, Wein zu verkaufen, solange sie hier sind. Seine Frau aber wollte sich

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