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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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anderes übrig, als die Heilige Jungfrau zu bitten, ihr die sündhaften Gedanken zu verzeihen. Zugleich flehte sie den Heiland an, sie so rasch wie möglich in die Heimat zu führen.

5.
     
    N
och war es Herbst und das Reisen erträglicher als in der heißen Zeit. Aber der kühle Wind, der immer heftiger über das bergige Land fegte, war ein Vorbote des Winters, der die Gipfel in leuchtendes Weiß hüllen würde.
    Nach einem prüfenden Blick in seinen Geldbeutel hatte Konrad darauf verzichtet, einen Esel für Maite zu kaufen. Die Münzen in seinem Beutel schwanden schneller, als sie es sich leisten konnten, und da er um Ermengildas willen weder bei der Nahrung noch bei der Unterkunft sparen durfte, rechnete er besorgt den Tag aus, an dem das Geld zur Neige gehen würde.
    Zu seiner Erleichterung nahm Ermengilda die weitere Reise so ruhig hin, als hätte sie ihren verzweifelten Ausbruch bereits wieder vergessen. Dennoch spannte die Zahl der Tage, die verstrichen, auch ihn auf die Folter, und er beneidete Ermo, der den Weg mit zwei schnellen Stuten gewiss in weniger als einem halben Monat zurückgelegt und längst fränkischen Boden erreicht hatte.
    Während er in Gedanken versunken auf seinem Esel saß, wurde es um sie herum auf einmal laut. Maurische Reiter sprengten heran und umringten sie und eine Gruppe christlicher Reisender, die gerade im Begriff gewesen waren, sie zu überholen.
    In dem Glauben, entdeckt und eingeholt worden zu sein, griff Konrad zu dem Bündel mit dem Juwelenschwert, so ungeeignet diese Waffe für den Kampf auch sein mochte.
    »Tu nichts Unbedachtes!«, zischte Maite warnend und deutete auf die Christen, in die ein noch größerer Schrecken gefahren zu sein schien als in sie selbst. Nun begriff Konrad, dass die Aufmerksamkeit der Mauren nicht ihnen galt, und betete im Geiste zum Heiland, auf dass er ihnen auch jetzt beistand. Unterdessen hielt Maite Ermengildas Esel am kurzen Zügel und versuchte, sowohl das Tier wie auch ihre Freundin zu beruhigen. Ermengildas Augen glichen hellen Teichen, aus denen bereits das Wasser rann, und ihre Lippen flüsterten ein christliches Gebet.
    Maite kniff sie in den Schenkel, um sie zur Besinnung zu bringen, und musterte die Mauren, die sie aufgehalten hatten, unter hängenden Augenlidern. Es mochten um die dreißig gut bewaffnete Reiter sein. Unterwegs hatte sie von anderen Reisenden erfahren, dass auch die Mauren in sich gespalten waren und es Gruppen gab, die sich bis aufs Blut bekämpften. Selbst Abd ar-Rahman als mächtigstem Fürsten gelang es nicht, im ganzen Land Ordnung zu schaffen, aber bisher waren sie unbehelligt vorangekommen.
    Einer der Mauren drängte einen der Christen, der einige Schritte weitergelaufen war, mit Hilfe seines Pferdes zurück und fuchtelte dabei mit seinem Schwert. »Hiergeblieben, du Hund, und her mit deinem Geld!«
    Der Mann warf sich zu Boden und hob die Hände über den Kopf.
    »Sei gnädig, edler Herr. Ich bin arm und besitze nur die paar Münzen, die ich brauche, um in meine Heimat zurückzukehren. Wenn du sie mir raubst, muss ich verhungern!«
    Der Maure versetzte ihm einen Schlag mit der flachen Klinge. »Woher kommst du, und wo willst du hin?«
    »Ich … ich stamme aus … aus Aranda. Das liegt am Duero, musst du wissen.«
    »Ich weiß selbst, was ich wissen muss, du Hund!« Ein weiterer Hieb mit der flachen Klinge folgte und ließ den Mann vor Schmerz aufkreischen.
    Dann wandte der Maure sich an die anderen Reiter. »Diese Christenhunde wollen nach Norden fliehen. Damit sind sie unserem Schwert verfallen!«
    »Nein, Herr, das wollen wir nicht«, schrie der Anführer der Gruppe in höchster Not. »Wir sind harmlose Reisende auf dem Weg in die Heimat. Nichts liegt uns ferner, als zu jenen barbarischen Visigoten zu fliehen, die sich in den Bergen Kantabriens und Asturiens versteckt halten. Was wäre das auch für ein Leben dort, wo wir doch hier unter der weisen Herrschaft des großen Abd ar-Rahman glücklich und zufrieden sind?«
    Ein Reiter schlitzte unterdessen einen der Packen auf, den die Gruppe auf ihre Esel geladen hatte. Kleider, Töpfe und sogar eine Puppe aus Holz und Stoff fielen heraus.
    »Ihr wollt aus dem Norden stammen? Da habt ihr wohl euren ganzen Hausrat mit auf die Reise genommen?«, höhnte der Maure. Die ängstlichen Gesichter der Überfallenen sagten genug. Er musterte die sechs Männer und vier Frauen, die mit drei kleinen Kindern unterwegs waren, und nickte seinen Leuten zu.
    »Nehmt sie gefangen.

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