Die Rose von Asturien
mehr zu sagen und dabei laut zu werden. Diese Frau hatte sich ihm hingegeben, wie nur ein Eheweib sich ihrem angetrauten Mann hingeben sollte, und wollte nun den anderen heiraten.
»Du darfst mir nicht böse sein, Konrad. Doch ich kann nicht gegen mein Herz entscheiden. Ich liebe euch beide, aber Philibert ein winziges Stück mehr als dich.«
»Schon gut! Ich habe es nicht anders erwartet. Und jetzt habe ich Sehnsucht nach einem großen Becher Wein.« Konrad wollte sich abwenden, doch Ermengilda hielt ihn mit beiden Händen fest.
»So darfst du nicht von mir scheiden. Ich liebe dich, wie ich einen Bruder lieben würde. Auch wenn du jetzt zu Recht enttäuscht und zornig bist, so bitte ich dich doch um einen Gefallen.«
»Soll ich dir und Philibert vielleicht das Brautbett aufdecken?«, fragte Konrad bissig.
Ermengilda schüttelte den Kopf. »Es hat nichts mit mir zu tun. Es geht um Maite. Ich bitte dich, kümmere dich um sie. Da ihr Onkel sie verraten und gegen alles Recht an die Mauren verkauft hat, ist sie heimatlos und hat keinen Ort, an dem sie sich niederlassen kann.«
Konrad glaubte, sich verhört zu haben. Wollte Ermengilda ihn, der eben einen Edelstein verloren hatte, etwa mit einem Batzen Lehm abfinden? Am liebsten hätte er sie ausgelacht und das getan, was Philibert vorgehabt hatte, nämlich sein Pferd satteln, nach Süden reiten und dort so viele Mauren wie möglich erschlagen.
Ermengilda spürte seinen Zorn und seine Verzweiflung und klammerte sich an ihn. »Bitte! Ich flehe dich an, tu es für mich. Ohne Maites Findigkeit wäre ich noch immer eine Sklavin im Harem des Emirs und damit Philibert und dir gleichermaßen entzogen!«
»Vielleicht wäre es besser so!«
Konrads Worte ließen Ermengilda erbleichen. Sofort hob er beschwichtigend die Hände. »Verzeih mir, ich habe es nicht so gemeint. Dafür bin ich viel zu glücklich, dich wieder in Freiheit zu sehen.«
»Das verdanke ich nur dir und Maite. Verstehst du jetzt, warum ich sie gut versorgt sehen will? Geh sanft mit ihr um. Das eine Mal, das sie Fadl Ibn al Nafzi zu Willen sein musste, war eine Qual für sie. Ich habe gesehen, wie sie hinterher ausgesehen hat. Sie war am ganzen Körper grün und blau geschlagen.«
»Deshalb hat sie ihm also die Kehle durchgeschnitten!«
»Nein, du Narr! Sie tat es, um dir das Leben zu retten. Oder hast du vergessen, dass sein Schwert dich im nächsten Augenblick durchbohrt hätte?« Ermengilda verlor allmählich die Geduld. Irgendwie hatte Maite recht, dachte sie. In gewissen Dingen war Konrad wirklich ein hirnloser Ochse.
»Fadl war ein Tier«, sagte Konrad mit leiser Stimme.
Ermengilda nickte. »Er war selbst in den Augen der anderen Mauren zu blutgierig, und sie haben ihn als Schlächter gefürchtet. Doch nun komm! Sonst glauben die anderen noch, wir hätten sonst was getan.« Sie lachte ein wenig, um ihre Anspannung loszuwerden, und führte Konrad in die Kammer zurück.
Dort fanden sie die beiden anderen schweigend vor. Maite hatte Philiberts Verbände kontrolliert, sie für gut befunden und ihm noch einmal mit Mohnsaft versetzten Wein eingeschenkt. Jetzt saß sie in einer dunklen Ecke und starrte vor sich hin.
Ermengilda musste ihre Freundin erst anstoßen, damit diese auf sie aufmerksam wurde. »Ich habe es Konrad gesagt. Nun ist er völlig verzweifelt. Wenn du ihn nicht beruhigen kannst, wird er die Burg noch heute verlassen, und wir werden ihn niemals wiedersehen«, raunte sie ihr ins Ohr.
Maite nickte und stand auf. Ohne Konrad anzusehen, ging sie an ihm vorbei, packte dabei seine rechte Hand und zog ihn mit sich. »Komm mit! Ermengilda will, dass ich bei dir bleibe und auf dich aufpasse!«
»Vor allem habe ich Durst, und du könntest mir einschenken!« Konrad stieß einen Laut aus, der ebenso ein Knurren wie ein grimmiges Lachen sein konnte, und folgte ihr.
Philibert, der mit seinen Schmerzen und dem Schlaf kämpfte, sah den beiden erstaunt nach und versuchte, sich aufzurichten. »Was ist denn los? Ihr seid alle so seltsam.«
»Ich habe Konrad gesagt, dass ich ihn nicht heiraten werde, und Maite gebeten, die nächsten Stunden bei ihm zu bleiben, damit er keinen Unsinn macht. Wer weiß, vielleicht wird sogar etwas daraus.« Um Ermengildas Lippen spielte ein versonnenes Lächeln. Sie war glücklich und wollte, dass auch ihre Freunde ihr Glück fanden.
Philibert stöhnte auf, weil er sich falsch bewegt hatte, grinste aber trotz seines schmerzverzerrten Gesichts. »Konrad und Maite? Das
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