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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wäre ein starkes Stück! Aber warum nicht? Er ist ein Kerl, der von Zeit zu Zeit einen Nasenstüber braucht, und Maite genau die Frau, um ihm diesen zu verpassen.«
    »Und was brauchst du?«, fragte Ermengilda lächelnd.
    »Erst einmal einen Kuss von dir und dann einen weiteren Becher Wein, damit meine Zunge geschmiert wird. Es gibt ja so viel zu sagen!«
    Da Philibert Anstalten machte, trotz seiner fiebrig glänzenden Augen und der Wirkung des Mohnsafts aufzustehen, beugte Ermengilda sich über ihn und berührte mit ihren Lippen seinen Mund.
    Als sie sich wieder erhob, zwinkerte Philibert ihr zu und murmelte schon halb im Schlaf: »Das ist eine starke Medizin. Davon könnte ich noch mehr gebrauchen.«
    Diesen Wunsch erfüllte Ermengilda ihm gern, doch bei all ihrerGlückseligkeit dachte sie ein wenig ängstlich an Maite und Konrad und fragte sich, ob es diesen beiden gelingen konnte, sich zusammenzuraufen.

14.
     
    U
m ungestört mit Konrad reden zu können, hatte Maite ihn zu der Kammer geführt, die ihr neben Ermengildas Zimmer zugeteilt worden war. Sie war nicht besonders groß und enthielt außer einem Bett, das breit genug war für zwei Menschen, nur eine alte Truhe, die auch als Tisch diente, und zwei dreibeinige Hocker. Da diese ihnen zu hart und zu unbequem waren, setzten sie sich nebeneinander auf die Bettkante.
    Konrad brach das Schweigen. »Wolltest du mir nicht Wein einschenken?«
    »Aber nur, wenn du mir versprichst, dich nicht zu betrinken. Ich will nicht, dass du im Rausch lärmst und deine Wut hinausbrüllst.«
    »Warum sollte ich zornig sein?«, fragte Konrad in einem Tonfall, der genau dieses Gefühl verriet.
    »Wegen Ermengilda! Sie hat dir doch gesagt, dass sie sich für Philibert entschieden hat. In meinen Augen ist das eine seltsame Wahl, denn du hast deinen Wert als Krieger oft genug bewiesen, während dein Freund sich fast nach jedem Scharmützel im Wundbett wiederfindet.«
    Diese Worte stärkten Konrads angeschlagenes Selbstbewusstsein ungemein. »Du hältst mich also für besser als Philibert? Ich finde Ermengildas Wahl auch seltsam, denn bis er wieder in der Lage ist, seinen Mann zu stehen, dürfte ihr Bauch so angewachsen sein, dass er nur noch wenig Freude daran finden wird, mit ihr das Lager zu teilen.«
    »Das war gemein!«, rief Maite, obwohl sie selbst über dieseVorstellung lachen musste. »Da die beiden sich lieben, wird auch das ihr Glück nicht stören.«
    Nach Konrads Meinung hatten sie genug über Ermengilda und Philibert geredet. »Ermengilda sagte, dein Oheim hätte dich betrogen. Willst du mir sagen, was geschehen ist?«
    Maite nickte nach kurzem Zögern, legte die Arme um den Brustkorb, als friere sie, und begann stockend zu berichten.
    Konrad blickte erstaunt auf, als sie erzählte, dass Graf Roderich, in dessen Burg sie sich befanden, ihren Vater getötet hatte. Als er sie unterbrechen wollte, sah sie ihn mit einem traurigen Lächeln an. »Ich habe Ermengilda versprochen, keine Rache an ihrem Vater zu üben. Sie ist meine beste Freundin geworden, und ich will sie nicht betrüben.«
    »Verstehe! Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass er dir das Blutgeld zahlt, das dem Tod eines großen Anführers angemessen ist«, antwortete Konrad. »Bitte sprich weiter!«
    Obwohl es ihr schwerfiel, weder ihrem Zorn mit Flüchen Luft zu machen noch in Tränen auszubrechen, berichtete sie von den Intrigen, mit denen ihr Onkel sie beiseitegeschoben hatte, um selbst Herr des Stammes zu werden. Sie erzählte so anschaulich, dass Konrad Maite als kleines Kind mit blutig geschlagenem Rücken durch die Wildnis irren zu sehen glaubte, und er fühlte die Einsamkeit ihrer Jugend mit ihr.
    All das, was für ihn selbstverständlich gewesen war, die Liebe der Mutter, das aufmunternde Schulterklopfen des Vaters und die kindlichen Streitereien mit seinem Bruder, hatte Maite niemals erlebt.
    Sie berichtete auch von der Flucht der waskonischen Geiseln aus Pamplona, dem Überfall bei Roncesvalles sowie ihrer Gefangenschaft bei den Mauren. Nur das, was zwischen Fadl Ibn al Nafzi und ihr geschehen war, verschwieg sie. Der schmerzliche Ausdruck in ihrem Gesicht verriet Konrad jedoch genug,und er bedauerte es, dass er Fadl nicht mit eigener Hand hatte töten können.
    Als Maite schließlich schwieg, war es draußen bereits dunkel geworden. Sie zündete eine Öllampe mit dem Kienspan an, den eine Magd zu diesem Zweck vor der Tür in eine Halterung gesteckt hatte, und stellte sie auf die Truhe.
    Dabei

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