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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ziehen, während unser Aufgebot von Osten her in dieses Land eindringt.«
    Konrad sah Hasso erstaunt an. »Sollen denn zwei Heere nach Spanien marschieren?«
    »Freilich! Auf diese Weise können sich die Männer besser versorgen, als wenn alle denselben Weg nehmen würden. In Spanien werden sich die beiden Truppen zusammenschließen und den Mauren zeigen, was ein Franke vermag.«
    »Wie lange werden wir bis dahin noch brauchen?«, fragte Konrad kleinlaut.
    Graf Hasso zuckte mit den Achseln. »Ich war noch nicht dort und kann es dir daher nicht sagen.«
    Während Konrad versuchte, sich vorzustellen, wie viele Monate er von zu Hause weg sein würde, spürte er ein Ziehen im Bauch. Schließlich wurde der Druck zu stark, und er sah Hasso bittend an.
    »Ich muss kurz in den Wald. Rado soll derweil meinen Hengst führen.«
    »Ohne Pferd wirst du aber rennen müssen, um wieder zu uns aufzuschließen.«
    Das war Konrad klar, doch die Macht der Natur erwies sich als stärker als alle Bedenken. Er schwang sich aus dem Sattel und warf Rado die Zügel zu. »Hier, nimm! Es wird nicht lange dauern!«
    Er sah schon nicht mehr, ob sein Begleiter die Riemen aufgefangen hatte, sondern drehte sich um und eilte davon. Um nicht vor den anderen die Hosen herunterzulassen und sich dabei etliche dumme Bemerkungen anhören zu müssen, lief er durch den an dieser Stelle arg lichten Wald, um eine geeignete Stelle zu finden. Die Geräusche des Heerzugs blieben hinter ihm zurück.Um ihn herum reckten mächtige Eichen und Buchen ihre Äste in den Himmel, weiches Moos dämpfte seine Schritte, und ein Stück weiter entdeckte er das frische Grün von Heidelbeersträuchern. Ein wenig bedauerte er es, dass es für Früchte noch viel zu früh im Jahr war, doch das Grummeln im Bauch brachte ihm rasch wieder den Zweck seines Abstechers in Erinnerung. Noch im Laufen löste er den Riemen der Hose und war froh, dass er seine Rüstung nicht angelegt hatte.
    Während er sich hinhockte, um sich zu entleeren, vernahm er vor sich Geräusche, als bahne sich etwas Großes in wilder Flucht den Weg durch das Unterholz. Dann klangen Männerstimmen und das schrille Wiehern eines Pferdes auf.
    Konrad hatte sich erleichtert und stand schnell auf, um die Hose hochzuziehen. Dazu aber kam er nicht mehr. Nur wenige Schritte vor ihm brach ein kapitaler Keiler aus den Büschen und stürmte mit Schaum vor dem Maul genau auf ihn zu.
    In Windeseile riss Konrad sein Schwert heraus und legte alle Kraft in den Hieb. Die Klinge zuckte herab und traf den Eber genau zwischen den Augen. Dennoch rammte das Tier ihn wie ein lästiges Hindernis beiseite. Er flog durch die Luft und landete in einem Gebüsch. Zweige fingen seinen Sturz auf, hielten ihn aber gleichzeitig fest. Er geriet in Panik. Doch das Tier griff ihn nicht an, sondern quiekte nur ohrenbetäubend, torkelte noch ein paar Schritte und fiel um.
    Konrad befreite sich mühsam aus dem Geäst, kam etwas zittrig auf die Beine und starrte den toten Keiler fassungslos an. Dann erinnerte er sich an die Hose, die sich um seine Beine gewickelt hatte, und griff nach ihr. In dem Augenblick tauchte ein Reiter neben ihm auf, musterte das erlegte Tier und dann ihn mit einem ungläubigen Blick und begann schallend zu lachen.
    »Du hast dich diesem Untier entgegengestellt und es erlegt – nur mit dem Schwert in der Hand und mit herabgelassenen Hosen? Beim heiligen Eustachius, so etwas habe ich noch nieerlebt! Bursche, in deinen Adern muss Eiswasser fließen statt Blut, denn sonst wärst du die Beute des Keilers geworden!«
    Der Mann sprang ab, klopfte Konrad anerkennend auf die Schulter und blieb dann neben dem toten Wildschwein stehen. »Ein prachtvolles Tier! Schade, dass du den Kopf zerschlagen hast. So taugt er nicht mehr als Trophäe. Auf jeden Fall bist du heute Abend Gast an meiner Tafel. Wie heißt du eigentlich?«
    »Konrad, Sohn des Arnulf vom Birkenhof.«
    »Aus welcher Gegend und welchem Gau? Birkenhöfe gibt es etliche«, fragte der Fremde und deutete dann auf Konrads Hose, die dieser vor Überraschung wieder hatte fallen lassen. »An deiner Stelle würde ich die jetzt wieder anziehen. Meine Begleiter werden bald erscheinen, und du willst doch sicher nicht, dass sie dich so sehen.«
    Konrad bekam einen hochroten Kopf und befolgte eilig den Rat. Während er die Hose richtete und mit der Schnur festband, versuchte er, den fremden Jäger unauffällig zu mustern. Der Mann war gut einen Kopf größer als er, breitschultrig und

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