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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kräftig gebaut, ohne fett zu wirken. Bekleidet war er mit einer braunen Tunika, die Spuren des Rittes durch den Wald trug, ledernen Hosen und festen Stiefel. Seine Oberlippe zierte ein mächtiger Schnauzbart, und in den blonden Haaren, die ihm unordentlich ins Gesicht hingen, hatten sich Blätter und kleine Zweige verfangen. Auf Konrad wirkte er wie ein wohlhabender Freibauer, der seiner Jagdlust nachgegangen war, und so fiel es ihm leicht, von Gleich zu Gleich mit ihm zu sprechen.
    »Ist das hier dein Wald?«
    Der Jäger nickte. »So ist es.«
    »Aber warum bist du dann noch nicht beim Heer, wo doch der König alle Krieger zusammengerufen hat? Das wird Herrn Karl nicht gefallen.«
    Der Großgewachsene lachte erneut. »Keine Sorge, mein jungerFreund. Wenn es zum Kampf kommt, wird der König nicht auf mich verzichten müssen. Du aber solltest zusehen, dass du deine Leute einholst, sonst musst du dir die Seele aus dem Leib rennen. Aber denk daran: Du wirst heute Abend an meiner Tafel speisen! Das beste Stück dieses Keilers kommt auf deinen Teller.«
    Das zähe Fleisch eines alten Ebers war nicht gerade ein Genuss, doch die Ehre, das Tier allein und ohne Unterstützung durch andere Jäger erlegt zu haben, machte dieses Gefühl wieder wett.
    »Soll ich dir helfen, das Tier auf dein Pferd zu laden?«, bot er dem Fremden an.
    Der Jäger schüttelte den Kopf. »Meine Knechte sind gleich bei mir. Du kannst also unbesorgt gehen.«
    »Also dann, Gottes Segen mit dir!« Konrad wandte ihm den Rücken zu und lief los. So ganz traute er der Einladung zum Wildschweinbraten nicht und wollte das Heer nicht erst eingeholt haben, wenn es lagerte und die Männer bereits gegessen hatten.

2.
     
    D
ie große Lichtung war mit Kriegern übersät. Hatte Konrad bis zu diesem Anblick geglaubt, viel mehr Männer als die, die mit Graf Hasso gezogen waren, könne der König kaum mehr zusammenrufen, so sah er sich eines Besseren belehrt. Es dauerte eine Weile, bis er in dem Gewimmel seine Leute entdeckt hatte und sich zu ihnen setzen konnte. Zum Glück war noch Brei im Topf. Zufrieden ließ er sich seinen Napf füllen, nahm ein Stück Brot, das an einem Stecken gebacken worden war, und setzte sich zu seinen Männern. Während des Essens sah er sich neugierig um.
    Im Lager befanden sich nicht nur Krieger und die Trossknechte, sondern auch Bauern, die geräuchertes Fleisch und Würste anboten, sowie etliche Frauen unterschiedlichen Alters, die wie Katzen umherschlichen und jeden ansprachen, der ihnen auch nur einen Blick zuwarf.
    Eine der Frauen kam mit den Hüften schwingend auf die Gruppe zu. Nach Konrads Schätzung war sie ein paar Jahre älter als er, aber weitaus hübscher als alle Mädchen, die er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte. Sie trug nur ein dünnes Leinenhemd, das ihren Leib wie eine zweite Haut umschloss und sowohl einen kräftigen Busen wie auch gut gestaltete Hinterbacken erkennen ließ. Eben strich sie einem Krieger über die Wange und lachte, als dieser sie mit einer ärgerlichen Handbewegung verscheuchte. Dann wandte sie sich Ermo zu. Dieser winkte zunächst ebenfalls ab, doch als sie sich vorbeugte und ihn auf die prachtvollen Brüste starren ließ, malte sich auf seinem Gesicht ein Ausdruck ab, der Konrad abstieß. Ermo verschlang die Frau mit seinen Blicken und redete leise auf sie ein. Aber sie schien ihn abzuwehren und tat so, als wolle sie weitergehen. Fluchend holte Ermo einen kleinen Beutel unter seinem Hemd hervor und zählte ihr mehrere Münzen auf die Hand. Mit einem Mal lächelte sie, nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu einem kleinen Zelt am Rand des Lagers, in dem sie mit ihm verschwand.
    Rado bemerkte Konrads verwunderten Blick und zupfte ihn am Ärmel. »Sieh nicht so hin, sonst glauben die Weiber, du willst etwas von ihnen.«
    »Was sind das für Frauen?«
    »Huren, mein Junge. Sie heften sich wie Schmeißfliegen an das Heer und ziehen mit, um den Männern das Silber aus den Taschen zu ziehen.«
    »Diebinnen?« Konrad konnte kaum glauben, dass der König solche Zustände in seinem Heer duldete.
    Rado musste lachen. »Junge, in manchen Dingen bist du wirklich noch ein Kind. Ich weiß ja nicht, ob du schon einmal einem Mädchen die Röcke hochgehoben und geschaut hast, was darunter ist? Die Weiber da lassen sich von den Männern dafür bezahlen.«
    »Nur um zu schauen?«, fragte Konrad spöttisch. So weltfremd, dass er nicht wusste, was Männer und Frauen miteinander trieben, war er nicht. Seine

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