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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Herrin, die sie in die Fremde entführte.
    Dabei war Ermengilda nicht minder unglücklich. Angesichts der Reise ins unbekannte, dem Vernehmen nach wenig einladende Frankenreich wäre es ihr sogar lieber gewesen, ihr Vater hätte sie mit einem der maurischen Walis in der Nachbarschaft vermählt. Dort wäre sie zwar nur eines von mehreren Weibern dieses Mannes gewesen, doch sie hätte ihren christlichen Glauben behalten und weiterhin den Duft des Landes atmen dürfen, in dem sie geboren worden war. Das Frankenreich aber war nach allem, was sie darüber gehört hatte, eine kalte und bedrohliche Welt, in die sie nicht gehörte.

13.
     
    G
egen Mittag erreichte Ermengildas Reisezug eine schmale Schlucht mit steil aufragenden Wänden. Obwohl sie nach Gosperts Aussage nicht besonders lang war, ängstigte Ermengilda sich, als sie ihre Stute zwischen die steinernen Mauern lenkte und sich in einem kalten, sonnenlosen Einschnitt wiederfand. Sie erinnerte sich an Geschichten von Geistern und Dämonen, die Felsen auf Reisende herabstürzen ließen, und erschauerte. Ihren Begleitern schien die Schlucht ebenfalls unheimlich zu sein, denn sie formierten sich, als drohe Gefahr. Sechs Asturier übernahmen die Spitze, ihnen folgten Gospert und seine Franken, die Ermengilda und ihre Leibmagd in die Mitte nahmen, die restlichen Begleiter bildeten die Nachhut.
    Während die Franken sich misstrauisch umsahen, scherzten die Asturier und waren guter Dinge. Niemand von ihnen fürchtete, dass die in dieser Gegend wohnenden Waskonen es wagen würden, eine Gruppe ihrer Größe anzugreifen. Schließlich antwortete auch Gospert wieder recht entspannt auf einebissige Bemerkung eines seiner Begleiter. Dennoch trieb er den Hengst so stark an, wie es das Geröll am Boden und die glatten Felsstufen erlaubten. Selbst Ebla, die mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihrem Maultier hockte, beschwerte sich diesmal nicht über die Eile.
    Mit einem Mal vernahm Ermengilda ein Geräusch, das wie ein leiser Ruf klang, und als sie nach oben blickte, sah sie Staub und ein paar kleine Steine herabrieseln. Dann entdeckte sie gut zehn Schritte hoch in der Wand ein dunkelhaariges Mädchen, das auf einem Felsvorsprung stand und auf sie herabstarrte. Im ersten Augenblick erschrak sie, dann aber lachte sie über sich selbst. Das Ding da war gewiss nur eine Ziegenhirtin, die neugierig näher gekommen war. Noch während Ermengilda sich fragte, ob es mit ihrer Würde vereinbar war, eine Hirtin zu grüßen, schwang diese einen Stoffstreifen wie eine Schleuder und ließ ein Ende los.
    Ein Stein schoss durch die Luft, ein metallisches Krachen ertönte, und der vorderste Reiter kippte aus dem Sattel. Als wäre es ein Zeichen gewesen, spien die Felswände nun Dutzende von Kriegern aus. Bevor einer der Asturier oder Franken zur Waffe greifen konnte, ließen die Angreifer sich zu zweit und zu dritt auf Ermengildas Begleiter herabfallen und rissen die Männer aus den Sätteln. Zwei Männer entwanden Ermengilda die Zügel ihrer Stute, ein Dritter hielt Eblas Maultier fest. Während Ermengilda noch zu begreifen versuchte, was hier geschah, war die junge Waskonin bereits behende wie eine Ziege die steile Felswand herabgeklettert und stand nun vor ihr.
    »So sieht man sich wieder, Roderichs Tochter!« Dann wandte das Mädchen sich mit einer heftigen Bewegung zu ihren Gefährten um. »Sie gehört mir, verstanden! Auf diese Beute habe ich viele Jahre gewartet!«
    Ohne sich um die verblüffen Mienen um sich herum zu kümmern,packte sie Ermengilda, riss sie mit einem heftigen Ruck aus dem Sattel und hielt sie so vor sich, dass sie ihr ins Gesicht sehen konnte. Nach einer kurzen Musterung stieß sie die junge Asturierin von sich, hielt sie aber mit der linken Hand fest und schlug ihr mit der Rechten mehrmals heftig ins Gesicht.
    »Was soll das, Maite?«, rief Eneko und drängte das Mädchen zurück.
    Der Name ließ die vor Schreck erstarrte Ermengilda aufhorchen. Hatte so nicht die kleine Waskonin geheißen, die aus dem Ziegenstall geflohen war und die man für tot gehalten hatte? Das Mädchen sah der Kleinen von damals tatsächlich ähnlich. »Maite?«, fragte sie eher verblüfft als verängstigt.
    »Maite von Askaiz? Aber das ist unmöglich!«
    »Und ob es möglich ist!« Maites erste Wut war verraucht, doch ihr Gesichtsausdruck warnte ihre Begleiter davor, ihr in die Quere zu kommen. Sie ging einmal um Ermengilda herum und zupfte an deren kostbarem Kleid.
    »In Zukunft wirst du so einen

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