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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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überzogen waren. Fingerkräuter, die er noch nie gesehen hatte, blühten neben Enzian, Steinbrech, Mohn und Eisenhut. Eine Taube mit grünen Flügeln labte sich an einem Bach.
    Und er war verliebt!
    Doch eine feine kleine Stimme in ihm störte das Paradies. Sein Gewissen wisperte: Du musst es Gustav sagen.
    Carl hatte keine Vorstellung, wie tief Gustavs Gefühle für Kathryn gingen, nur dass er sich auch Hoffnungen machte, war ihm klar. Und dass es schwierig werden würde.
    Ach, sagte Carl zu sich, noch nicht jetzt. Es hat Zeit.
    Lieber schaute er weiter in den Garten Eden. Sein Blick blieb auf einer Anhöhe an einem allein stehenden prächtigen Strauch hängen. Dessen Proportionen wirkten geradezu perfekt. Carl erstarrte. Das war er! Der Rhododendron, der wahrscheinlich den Namen Rhododendron jonasii erhalten würde, war etwa drei Meter hoch und trug orangerote glockige Blüten, die an lichtdurchschimmertes hauchdünnes Wachs erinnerten.
    Ehrfürchtig näherte Carl sich und besah jedes Detail. Tatsächlich, er hatte eine bislang unbekannte Art entdeckt. Der aufrechte Blütenstand verlieh dem Busch etwas Stolzes. Die dunkelgrünen Blätter glänzten. Jede einzelne Blüte leuchtete auf geheimnisvolle Weise von innen heraus – wie Kathryn, wenn sie lächelte.
    Sorgfältig nahm er mehrere Reiser, und er verknotete sicherheitshalber gelbe Bänder im Geäst und um einen Baumstamm daneben. So würde der Lepcha Sonam ihn im Herbst wiederfinden können.
    Carl setzte sich mit einigem Abstand vor den Rhododendron, um sich dessen Bild für immer einzuprägen.
    Gustav zählte und überprüfte die Lasten samt Proviant. Er war am Morgen aus einem seltsamen Traum erwacht, der ihn immer noch beschäftigte. Zusammen mit Kathryn und Carl hatte er im Bett gelegen, und sie hatten sich alle drei ganz selbstverständlich geliebt. Was ihn daran erschütterte, war nicht eigentlich die Fantasie von Sex und Liebe zu dritt, sondern dass sein Körper im Traum sehr lustvoll auf den männlichen Körper Carls reagiert hatte. Selbst jetzt in der Erinnerung spürte er noch einen Nachhall …
    Aber er fühlte sich doch nicht vom eigenen Geschlecht angezogen, er doch nicht! Ja, er hielt viel von Freundesliebe, doch nur im edlen kameradschaftlichen Sinn. Alles andere kam niemals in Frage. Mal ganz abgesehen davon, dass solcherlei Andersartigkeit verboten war und mit Gefängnis bestraft wurde.
    Gustav schüttelte den Kopf und ging weiter seiner Arbeit nach. Über dieses Thema wollte er vorerst nicht weiter nachdenken.
    »Was riecht hier eigentlich so verfault?«, rief Kathryn.
    Ihre feine Nase erschnupperte eine heiße Schwefelquelle. Wie Sonam wusste, galt diese Quelle neben zahlreichen anderen im Yumthang-Tal als heilig und heilend.
    »Das Wasser hilft besonders gut bei Rheuma und Ischiaserkrankungen«, übersetzte Robbins.
    Es gab eine offenbar des Öfteren genutzte, von Büschen geschützte Stelle, an der sich die heiße Mineralquelle mit Flusswasser in einer natürlichen Gesteinswanne vermischte.
    »Und gegen Frostbeulen?«
    Kathryn wartete die Antwort nicht ab. Sie zog sich hinter einem Gebüsch aus und hängte ihre Sachen darüber. Zuerst tunkte sie nur vorsichtig die Zehenspitzen ins Wasser, dann glitt sie ins Becken.
    »Ahhh!«, entfuhr es ihr.
    Es roch wirklich nicht besonders, aber wie wohl es tat! Dass ihr ganzer Körper von den Anstrengungen schmerzte, wurde ihr erst in diesem Augenblick bewusst, doch bald schon fühlte sie sich herrlich entspannt.
    »Jiehar!«
    Kathryn konnte in dem vielleicht fünf Quadratmeter großen Becken an einer Seite sitzen wie auf einer Steinbank im Wasser oder sich mit den Händen am Rand festhalten und den Körper treiben lassen. Beides bescherte ihr den größten Genuss.
    Sie schaute zum Himmel hoch. Eine blasse Sichel ließ sich blicken, obwohl es noch hell war. Wie hoch wohl der Mond sei, das ging ihr jetzt durch den Kopf, hatten Carl und Gustav sich als Kinder immer gefragt und von Orten wie diesem geträumt … Bestimmt konnte man von hier aus auch wunderbar die Sterne beobachten.
    Kathryn hörte ein Plätschern und wandte sich um. Mit dem Lächeln eines Faun tauchte Gustav in seiner ganzen männlichen Pracht in das Becken ein.
    Er grinste sie an. »Hallo, Schönheit!«
    Kathryns Scham währte nur kurz. Sie kniff ein Auge zu und grinste zurück. »Es ist wunderbar!«
    Sein Blick verdunkelte sich. »Du bist wunderbar!«
    Gustav begehrte sie mehr denn je. Mochte sie Carl ruhig anhimmeln, zwischen ihnen war

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