Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
Vom Netzwerk:
Geschäftsleitung herumschlagen. Nee, das kam überhaupt nicht in Frage.
    »Also, ich hab mich gefragt …« Max kämpfte immer noch mit sich.
    »Was hast du dich gefragt?«, half sie ihm auf die Sprünge.
    »Falls es klappt mit dem Buchprojekt, darf ich dich dann noch mal anrufen? Du könntest mir sicher gute Tipps geben …«
    Julia nickte gnädig. »Warum nicht? Wenn’s um Fachliches geht, bin ich gern behilflich.«
    Diese Zustimmung nahm Max als seine persönliche Siegestrophäe vom Schweinerennen mit ins Hotelzimmer und in seine Träume.
    Am nächsten Morgen checkte Max seine E-Mails: eine Aufsichtsratssitzung, ein Beirats- und ein Ausschusstreffen, zwei Empfänge und eine Party – allein für diese Woche. Außerdem warteten diverse Wohltätigkeitsprojekte, die seine Großmutter ins Leben gerufen hatte und die er fortführte, auf sein Erscheinen. Und dann häuften sich auch noch Anrufe und SMS -Botschaften von Freunden, die wissen wollten, wie er denn dieses Jahr den 1. Mai, seinen einunddreißigsten Geburtstag zu zelebrieren gedenke.
    Im Sommer wird nachgefeiert, ließ Max die Meute wissen.
    Bin ich so?, fragte er sich plötzlich. Wenn ein Fremder, wenn beispielsweise Julia sich aufgrund seiner Mails ein Bild von ihm machen sollte, dann müsste er beziehungsweise sie zu dem Ergebnis kommen, er sei ein vergnügungssüchtiger Verwalter seines künftigen Erbes. Ein Verwalter, kein Gestalter. Wenn es nach Max ginge, würde die Macht der Taintsworths genutzt werden, um die Steueroase Jersey von ihrem schlimmsten Makel zu befreien. Er würde sich politisch dafür einsetzen, dass Diktatoren nicht länger ihr Blutgeld – durch Ausbeutung, Kriminalisierung und Unterdrückung ihres Volkes angehäuft – in Finanzunternehmen auf der Insel Jersey reinwaschen konnten. Dort wurde nämlich nicht lange nachgefragt, woher große, oft von Strohmännern überwiesene Summen aus dem Ausland kamen. Sie legten das schmutzige Geld an und zahlten es nach einer Weile mit satten Gewinnen für beide Seiten als Ertrag aus seriösen Geschäften wieder aus. Max hatte oft mit seinem Vater darüber diskutiert. Doch der vertrat die Meinung: Hauptsache, wir Taintsworths verweigern uns solchen Geschäften. Was die anderen Banken machen, ist nicht unsere Sache.
    Ein Vorstoß wie er Max vorschwebte, würde sicherlich viel Unruhe auf die Kanalinsel bringen, und nicht nur dorthin. Max, der halb in London und halb auf Jersey lebte, wartete darauf, die Geschicke von Taintsworth zu übernehmen. Aus Respekt vor seinem Vater hielt er sich noch zurück. Na ja, sein Leben war gegenwärtig nicht gerade unerträglich, und er genoss es durchaus. Aber der Tag würde kommen. Die Welt wurde immer ungerechter, immer mehr gespalten in Superreiche und Superarme. Max wollte im System etwas ändern und eben nicht nur ab und zu Bedürftige unterstützen. Dafür würde er kein blaublütiges Püppchen und keine Londoner Partymaus an seiner Seite gebrauchen können, dann wünschte er sich eine zupackende Frau mit Herz und Verstand. Eine wie Julia Jonas.
    Max instruierte seinen Privatsekretär, er möge ihm den Rücken freihalten und erst wieder nach der Rhododendronausstellung Termine für ihn annehmen.
    Im Linsweger Rhododendronpark der Familie Hobbie kam Max mit einem Landsmann ins Gespräch. Mr Douglas, ein seriöser älterer Herr aus London, schien eine Menge Ahnung von Gehölzen zu haben. Mit seinem Regenschirm wies er auf meterhohe blühende Rhododendren.
    »Wie in Yunnan, nicht wahr? Wunderbar angelegt, ich glaube die Hügel und der Teich sind ganz neu.«
    »Leider kenne ich Südchina nicht aus eigener Erfahrung«, erwiderte Max lächelnd. »Mich erinnert’s an die Paradiesdarstellungen in der Mormonenbibel, der perfekt gepflegte Garten Eden. Waren Sie schon öfter hier?«
    »O ja, viele Male. Er ist nicht nur der größte, sondern nach meiner Meinung auch der schönste Rhodopark Europas.«
    Sie plauderten über die Skulpturen, die in diesem Zauberwald ausgestellt waren, und Mr Douglas empfahl Max, unbedingt den »Park der Gärten« am Nordufer des Zwischenahner Meeres aufzusuchen.
    »Dort wurde vor zehn Jahren eine fantastische Idee realisiert, ein ganzer Park aus vielen kleinen unterschiedlichen Themengärten. Leider machen sie dieses Jahr erst am 1. Mai auf. Sie haben doch sicher davon gehört, oder?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Max wohlerzogen. »Gibt es dort nicht einen Bereich mit historischen Rhododendren?«
    »Ich weiß nur, dass es einen ›Garten

Weitere Kostenlose Bücher