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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Campbell zu dumm.«
    »Er repräsentierte das Empire in Darjeeling und war als Sanatoriumsleiter der Vorgänger von Dr. Apple, nicht?«
    »Er drohte mit dem Einmarsch von Soldaten.«
    »Ach, muss denn immer Gewalt die Lösung sein?«
    »In diesem Fall reichte die Androhung. Jedenfalls erhielt Hooker nach sechs Monaten Wartezeit doch die Genehmigung, Sikkim zu durchforsten. Allerdings mit der strikten Auflage, nicht die Grenze nach Tibet zu überschreiten. Hooker und seine Männer, einschließlich des inzwischen befreundeten Campbell, machten in den kommenden Monaten die wunderbarsten Entdeckungen. Allein sechsundzwanzig bislang nicht bekannte Rhododendronwildarten in Sikkim, über vierzig insgesamt auf dieser Forschungsreise. Aber was tat der Trupp an der Grenze?«
    »Ich glaube, diesen Teil der Geschichte kenne ich … Er überschritt sie!«
    »Genau. Hooker und Campbell landeten im Gefängnis. Die britische Regierung drohte mit einer Invasion, beinahe wäre es zu einem Krieg gekommen. Der König von Sikkim musste weitere Gebiete abtreten und finanzielle Einbußen hinnehmen. Und Hooker schrieb darüber Reisetagebücher, die er Darwin widmete.«
    »Dem Darwin?«
    »Eben jenem Charles. Sie waren gute Freunde. Hooker verteidigte sogar dessen revolutionäre Schriften über die Evolution vor den aufgebrachten Professoren an der Universität von Oxford!«
    »Ach! Und kennst du Hookers Reisetagebücher?«
    »Na klar. Sein Vater gab sie heraus, sie wurden Bestseller und lösten in Europa eine wahre Rhododendroneuphorie aus! Vor allem in den feinen britischen Kreisen.«
    »Damit fing es also an …«
    »Yep! Ohne Hooker wären wir beide jetzt nicht hier.«
    »Verrückt, oder? Was ist aus Joseph geworden?«
    »Oh, er unternahm noch viele Forschungsreisen. Unter anderem nach Palästina, nach Marokko und in die Vereinigten Staaten.«
    »Und immer hat er die Pflanzen erforscht?«
    »Ja, einige in Südafrika sind sogar nach ihm benannt. Er übernahm später von seinem Vater den Posten als Direktor der Botanischen Gärten in Kew und lebte noch lange hochangesehen. Er starb erst ein paar Jahre vor dem Weltkrieg mit vierundneunzig Jahren. Seiner Witwe bot man eine Beisetzung in Westminster Abbey neben Darwin an.«
    »Oh, welche Ehre! Der Traum eines jeden aufrechten Briten«, spottete Kathryn. »Wie reagierte Mrs Hooker?«
    »Sie lehnte ab.«
    »Wie konnte sie nur?«
    »Er sollte bekommen, was er sich gewünscht hatte: ein Grab nahe Kew Gardens und seinen geliebten Rhododendren.«
    »Ach, wie schön. Das gefällt mir.«
    Kathryns kalte Hand schlich sich in Carls Handschuh. Er umfing sie mit seiner Hand und streichelte sie mit dem Daumen.
    Nach langem Schweigen fragte er: »Wie war sie?«
    »Wer?«
    »Deine Mutter …«
    Kathryn zögerte. »Schön, lieb, zurückhaltend. Eine gute Mutter … Manchmal hatte sie etwas Trauriges …«
    Sie fehlte ihr so unsagbar. Gelegentlich, an belebten Orten, wenn Kathryn eine Frau sah, die ihrer Mutter glich, dann stellte sie sich vor, dass sie es wirklich sei. Kathryn wollte in diesen Momenten nichts von ihr. Sie wollte nur da sitzen oder stehen, wo sie gerade war, und zusehen, wie sich ihre Mutter bewegte, wie sie lebte. Sie erlaubte sich den Selbstbetrug, um wenigstens in ihrer Einbildung wieder deren Aura zu spüren.
    Carl strich eine Träne von ihrer Wange. »Glaubst du an Gott?«
    »Wer? Ich?« Kathryn wunderte sich, dass er ihr die Frage stellte, und dann wunderte sie sich auch wieder nicht. »Es wechselt. Ich bin mir nicht sicher. Aber wenn es ihn gibt, wie konnte er dann so etwas zulassen?«
    Carl seufzte. Er wusste keine Antwort.
    Heiser fragte sie: »Was glaubst du?«
    »Na ja … Mir geht’s ähnlich. Im Alltag, da …« Er unterbrach sich. »Aber manchmal, wenn ich mir eine einzelne Blüte ansehe, ein Wunder, das nie ein Mensch erschaffen könnte, dann bin ich ganz durchdrungen von …«, er räusperte sich, »… ja, dann weiß ich, dass es etwas Göttliches gibt.«
    Gustav, der eigentlich nicht an Gott glaubte, führte an diesem frühen Morgen ununterbrochen Zwiegespräche mit ihm, während er, Robbins und mehrere Träger nach Carl und Kathryn suchten. Ein Teil der Männer war bei den Pferden in einem Lager am Rande des Gletschers geblieben. In das unheimliche Brausen des Schneesturms hinein betete Gustav: »Lass sie bitte überleben, nimm mir nicht meinen besten Freund und meine zukünftige Frau. Nimm mir dafür irgendwas anderes, aber bitte nicht die beiden wichtigsten Menschen in

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