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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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auch etwas! Und hatte sie nicht angedeutet, sie könnte auch zwei Männer lieben? Das wäre immer noch besser als ganz auf sie zu verzichten. Er würde um sie kämpfen, vielleicht könnte er sie doch noch für sich gewinnen.
    Gustav kam näher. Seine Hand suchte nach einem Halt und streifte ihre Taille. Dann blieb sie auf ihrem Rücken liegen. Er schwamm direkt vor sie. Ihre nackten Körper trennten nur noch Millimeter.
    Kathryn fand die Situation nicht unangenehm. Eher prickelnd und aufregend und verwirrend. Sie spürte unter Wasser sein Geschlecht, hart und weich zugleich, und es verschlug ihr den Atem.
    »Heureka! Ich hab ihn gefunden!«, jubelte Carl schon von weitem.
    Er lief ins Lager, schickte Sonam zur Fundstelle, damit er sie sich merkte, und fragte dann Robbins, wo Carl und Kathryn seien. Mit hochrotem Kopf wies der Colonel in Richtung der heißen Quelle.
    Carl war schlagartig alarmiert. Ohne auch nur einen Moment nachzudenken, lief er los. Was er sah, ließ sein Herz höher schlagen.
    Was sollte er tun? Gustav unter Wasser tauchen? Kathryn herausziehen? Sich hinter den Büschen verstecken und abwarten, wie sie sich verhalten würden?
    Während er noch überlegte, riss Carl sich schon die Kleidung vom Leib und sprang zu den beiden in die heilige Quelle.
    »Heureka!«, rief er noch einmal.
    Gustav sah ihn erst verdutzt an, dann spiegelte sich tiefe Enttäuschung in seinem Gesicht. Kathryn begann zu lachen. Plötzlich fand auch Carl die Situation komisch. Und dann prustete Gustav los. Alle drei lachten die Anspannung fort. Ihr hysterisches Gelächter erfüllte das ganze Yumthang-Tal. Sie tauchten sich gegenseitig unter, balgten sich, prusteten erneut los. Schließlich ließen sie sich einfach nur treiben. Kathryn versuchte, ihre Brüste mit den Armen zu verstecken, was ihr mit zunehmender Entspannung gleichgültiger wurde. Eine eigentümliche, wohlige Erregung erfasste alle drei. Das Glitzern ihrer Augen unter halb gesenkten Lidern sagte: Ich weiß, was du denkst, und ich fände das auch ganz prickelnd. Doch keiner wagte den nächsten Schritt, eine eindeutige Geste oder ein offenes Wort. Sie schwelgten einfach in dem erotischen Gefühl.
    Und sie sprachen weiter nur mit den Augen. Wir würden eine Grenze überschreiten, sagten sie, und das könnte alles kaputt machen. Lassen wir es also besser bleiben.
    »Du hast ihn gefunden?«, fragte Kathryn schließlich. »Wen hast du gefunden?«
    »Meinen Rhododendron!«
    »Nein« rief sie mit dunkler Stimme. »Wo? Wie sieht er aus, wie groß ist er, und welche Farbe hat er? Duftet er?«
    »Morgen«, antwortete Carl träge, »morgen zeig ich ihn euch.«
    »Oh … morgen erst?«
    Ein Kuckuck rief.
    »Hab ihn vorhin gesehen. Smaragdgrün war er, der Kuckuck. Nicht so grau wie bei uns. Hübsches Ding.«
    »Die Chinesen nennen den blutrot blühenden Rhododendron repens Kuckucksblume«, erinnerte Carl sich. »Sie sagen: Wenn er seine Kelche öffnet, ruft der Kuckuck einen ganzen Tag lang bis in die Nacht, bis seine Kehle so rot ist wie die Blüte.«
    »Wie poetisch«, seufzte Kathryn schwärmerisch. »Was heißt Rhododendron eigentlich?«
    »Es ist griechisch«, antwortete Carl. »Rhodo für Rose und dendron für Baum, also Rosenbaum.«
    »Das klingt wunderbar.«
    Das Schwefelwasser hatte seine Wirkung entfaltet, sie fühlten sich grenzenlos ermattet.
    Kathryn sah auf ihre Fingerkuppen. »Ich fange an zu schrumpeln, eindeutig zu früh für mein Alter.«
    »Steig du zuerst aus, wir gucken auch nicht«, schlug Gustav vor.
    »Du kannst doch nicht für mich sprechen«, entgegnete Carl empört. »Ich gucke.«
    »Also bitte!«, rief Kathryn energisch.
    Brav schauten die beiden weg, als sie aus dem Wasser kletterte. Kathryn zog sich rasch an. Und dann, als die Männer aus dem Wasser stiegen, hielt sie sich die Hand vor die Augen, aber sie sah zwischen den Fingern hindurch. Carl und Gustav waren gut gebaute, schöne Männer. Doch ihr Äußeres half ihr bei ihrer Entscheidung nicht weiter. Fühlen musste sie es. Körperlich und seelisch.
    Nachdenklich lief sie zum Lagerplatz zurück. Hatte sie denn nicht längst ihre Entscheidung getroffen? In sich hineinhorchen und wahrnehmen …
    Kathryn legte sich in ihr Zelt, obwohl es erst Nachmittag war. So gelöst wie nach diesem Bad hatte sich ihr Körper schon lange nicht mehr angefühlt. Und auch ihre Seele war von einer großen Anspannung befreit. Endlich wusste sie, weshalb sie diese melancholischen Phasen und diese Albträume überfielen.

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