Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
Vom Netzwerk:
zum Beispiel mit Klimaregeltechnik beschäftigen, für die Gewächshäuser. Und mit der Partikelfilterpflicht für die dieselbetriebenen Baumaschinen, die wir einsetzen. Neulich war wegen eines Förderbandes für die Eintopfungsarbeiten ein Vertreter da, der mir stundenlang was von der ›Distribution kleinvolumiger Güter‹ erzählt hat.« Sie lachte. »Also, wenn der Laden auch ohne so was laufen würde, und ohne Buchhaltung und den ganzen grässlichen Steuerkram – wunderbar! Nur auf die Rhodos könnte ich niemals verzichten.«
    Es war nicht einfach, im Kurort einen Parkplatz zu finden. Mehrere hundert Leute hatten sich auf dem Vorplatz des großen Bauernhauses im Museumsdorf versammelt, und die Jugendtrachtengruppe löste gerade die Kindergruppe ab.
    »Das ist ja unglaublich! Ich fühle mich in eine andere Epoche versetzt!«, rief Max.
    Das Publikum schunkelte. »Im Teeniealter ist das natürlich besonders spannend«, erzählte Julia vergnügt. »Drei junge Männer bewachen bis zum Morgen den Maibaum bei einem Lagerfeuer. Die Jugendlichen des Nachbardorfes versuchen, ihn zu stehlen. Und die Mädchen helfen, die Jungs abzulenken.« Sie giggelte in Erinnerung daran, wie sie die Bewacher des Nachbarortes einst gemeinsam mit ihrer Freundin Louise zu so viel Alkoholgenuss verleitet hatte, dass sie einschliefen – und der Raub für Westerstede gelang. Eine Schmach für das Nachbardorf!
    Max zwinkerte ihr zu. »Ich kann mir gerade gut vorstellen, wie du als Teenie warst! Sicher die Wildeste von allen!«
    Julia streckte ihm die Zunge aus.
    »Dafür bist du heute die vollendete Dame«, bemerkte Max spöttisch.
    Sie hatte sich für die Party mehr geschminkt als sonst. Dichte, schwarz getuschte Wimpern betonten das leuchtende Blau ihrer Augen, der dunkelrote Lippenstift ließ ihre Lippen glänzen wie pralle Süßkirschen. Das blonde Haar trug sie offen, nur am Hinterkopf etwas antoupiert. Es wellte sich und schmeichelte ihrem leicht gebräunten Teint.
    Julias Freunde, die einen hochmodernen Industriebetrieb führten, wohnten in einer historischen weißen Villa direkt am See. Ihr Garten war mit herrlichen Rhododendren bestückt.
    »Fast alles Züchtungen meines Großvaters«, bemerkte Julia stolz, als sie zur Blauen Stunde über den knirschenden Kies der Auffahrt fuhren. Fackeln wiesen ihnen den Weg.
    Nachdem sie ihre Garderobe abgelegt hatten, betraten Julia und Max das mit duftendem Birkengrün geschmückte Wohnzimmer. Auf der Treppe, die sich von hier aus in den Garten zur Seeseite hinabschwang, verbreiteten Windlichter eine heimelige Stimmung. Sie prosteten sich mit einer Begrüßungsmaibowle zu.
    »Du siehst umwerfend aus!«, sagte Max. Julia trug ein Wickelkleid mit einem psychedelischen Muster in allen Blau- und Grüntönen, die man sich nur vorstellen konnte, es war zudem verführerisch tief ausgeschnitten. »Ich werd schon vom Hingucken high!«
    Julia dankte lächelnd. Sie fand, dass auch Max richtig was hermachte – ausgewaschene Blue Jeans, feine Lederschuhe, cooler Gürtel, dunkelblaues Hemd und dunkelblauer Blazer – nicht overdressed, trotzdem mit Stil. Außerdem hatte auch er durch das morgendliche Joggen eine leichte Bräune bekommen. Wenn er heute mal nicht gegen Stehtische stolperte und Gläser umstieß, konnte sie sich sehr gut mit ihm sehen lassen.
    Die Party war schon in vollem Gange. Ein DJ sorgte für Musik, einige Gäste tanzten Discofox zu Popklassikern, andere bedienten sich am Buffet mit mediterranen Spezialitäten. Auf dem Rasen plauderten kleine Grüppchen mit Rauchern in weißen, halb offenen Zeltpavillons. Daneben stand ein Riesentrampolin.
    Als Teenager hatte Julia hier mit Schulfreunden das Ansegeln gefeiert. Die Clique hatte sich auf einige Boote segelkundiger Mitschüler verteilt, mit einer Kiste Bier im Schlepptau waren sie dann über den See auf die Nordseite nach Dreibergen gekreuzt und wieder zurück. Sie hatten flirten und knutschen geübt und viel Spaß gehabt. Völlig überdreht hatten sie dann bei Maritas Eltern im Garten Schnittchen vertilgt und abends auf dem Trampolin große Sprünge in den Sternenhimmel gemacht. Zuletzt im Sommer vor der Jahrtausendwende … Solche Unbeschwertheit hatte Julia seitdem nie wieder empfunden.
    »Ach, das waren Zeiten! Wir sind stundenlang auf dem Ding hier herumgehüpft … Hallo, Marita! Danke für die Einladung. Das ist Max Whitewater. Ein Journalist von Park & Garden aus London. Ich beichte ihm gerade nach und nach all meine

Weitere Kostenlose Bücher