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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm gegenüber und eine Gestalt trat aus dem Dickicht, deren Gesicht mit einer dunkeln Maske verhüllt war. Nachdem sie die Umgebung aufmerksam gemustert hatte, stieg sie die steile Böschung hinab und verschwand in dem unten herrschenden Dunkel, welches der seitwärts über den Bäumen stehende Mond nicht zu erhellen vermochte. Ihr folgte bald eine zweite, eine dritte, und es konnte noch nicht ein Uhr geschlagen haben, so hatte er wieder Neunzehn gezählt wie am Nachmittage.
    Jetzt herrschte eine Weile tiefe Stille ringsumher; dann begann es sich unten wieder zu regen; Einer nach dem Andern stiegen die Männer aus dem Dunkel empor, der Erste als Führer und Lauscher ohne Last, die Andern aber alle mit schweren Paketen beladen, den Knotenstock in der Faust, das Messer an der Seite und die Büchse nach vorn über den Nacken gehängt. Nur einen Augenblick lang blitzte hinter dem Letzten ein Lichtstrahl auf, welcher aus dem Stollen kam, dann war es wieder finster.
    Als die Schritte der Schmuggler verschollen waren, erhob sich Frieder. Er hatte für heut genug gesehen und mußte für jetzt von allem Weiteren absehen, da die Untersuchung des Trichters nur am Tage vorgenommen werden konnte.
    »Waldkönig, Deine Herrschaft neigt sich zum End’. Dein größter Find ist hinter Dir her, und Du entgehst ihm net, denn der Zweig am Hut bringt ihm Glück und Schutz!«
    Dieselbe Vorsicht wie vorher anwendend, kehrte er in das Dorf und zum Bachhof zurück. – – –
III.
Der Buschwebel
    Eine volle Woche war vergangen; sie hatte Abwechslung in das Dorf gebracht. Die Kunde von der Ermordung Franzens und der Blendung seines Vaters war bis zu der obersten Behörde gedrungen, welche einsah, daß mit den bisher verfügbaren Kräften dem Treiben der Verbrecher nur schwerlich Einhalt gethan werden könne. Man beschloß daher, energischere Maßregeln zu ergreifen und schickte ein Kommando Soldaten in die Berge, um im Anschluß an das Forst-und Grenzpersonal dem Waldkönig, auf dessen Ergreifung, todt oder lebendig, ein namhafter Preis gesetzt wurde, das Handwerk zu legen.
    Frieder hatte sich gleich am andern Morgen wieder in den Forst begeben, um den Trichter einer möglichst genauen Untersuchung zu unterwerfen, war aber nicht auf die geringste Spur eines verborgenen Einganges gekommen. Von da ging er zum Förster, um ihm die gestern ausgesuchten Spannhölzer zu bezahlen.
    »Weißt’ auch, daß wir Besuch bekommen?« frug dieser, als das Geschäft abgeschlossen war.
    »Was für einen?«
    »Einen gar willkomm’nen für unsre Madels, Militär.«

    »Ah! Wozu?«
    »Weg’n dem Waldkönig. Ich hab’ schon gestern die amtliche Benachrichtigung erhalt’n und war vorhin beim Vorstand, der’s auch schon weiß und so eb’n die Quartierlist’ angefertigt hat. Zu uns nach Finsterwalde kommen zwanzig Mann unter einem Feldwebel, der zum Feldbauer gelegt wird.«
    »Zum Feldbauer? Warum zu dem?«
    »Weil er da drauß’n möglichst unbeachtet wohnt und ihn net Jedermann belauern kann. Er selber hat darum gebet’n und kann also net ganz unbekannt hier sein.«
    »Man wird wohl nur solche Leut’ herschick’n, die in der Näh’ zu Haus’ sind; das ist bei ihrer Aufgab’ ein großer Vortheil, den man net versäumen darf.«
    »Es wird doch net der Buschwebel sein! Der Brief war unterschrieb’n, daß man den Namen gar net les’n konnt’.«
    »Wer ist das, der Buschwebel?«
    »Das ist der zweit’ Sohn vom Buschbauer in Steinertsgrün. Er ist der wildest’ Bub’ gewes’n im ganz’n Gebirg und hatt’ sich mit seinem Vater so vollständig zerschlag’n, daß er vor Aerger freiwillig zum Militär ging. Dazu hat er ganz gut gepaßt, immer lustig und fidel, leicht im Sinn aber gewandt im Dienst und dazu ein hübscher Bursch’, dem Jeder gut sein muß, der die Wildheit net kennt, die still verborg’n in ihm wohnt. Im letzt’n Krieg ist er drauf und dran gegangen wie der böse Feind, und hat es auf diese Weis’ bis zum Feldwebel gebracht.«
    »Darum wohl nennt man ihn hier, den Nam’ und Grad zusammenfassend, den Buschwebel?«
    »Ja, darum! Bei seinen Vorgesetzt’n ist er hochbeliebt, weil sie wiss’n, daß er gradwegs in die Höll’ hinuntergeht, wenn sie ihn schick’n, und darum hat man grad ihn und keinen Andern zum Grenzdienst auserles’n. Mir ist dies gar net sehr genehm, denn ich weiß vorher, daß ich net mit ihm verkomm’, und doch gebietet’s der Dienst, daß wir gar oft mit ihm verkehr’n.«
    »So kennst’ ihn schon

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