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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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finden war. Der Bewohner des Gebirges kann der Natur ihre jährlichen Spenden nur unter doppeltem Schweiße und saurer Mühe abringen, und winkt ihm einmal das Vergnügen, so säumt er nicht, sondern giebt sich ihm ohne Zögern und Verweilen hin.
    »Sind die Musikant’n bald da?« frug der Buschwebel, welcher am großen Tische präsidirte, den Wirth. »Wie lang soll man hier wart’n, bis es losgeht? Wenn die Glock’ erklingt, geht’s in die Kirch’, und wenn der Tanz net sofort beginnt, werd’ ich Euch läut’n!«
    »Sie sind sogleich hinauf, und Madels sitz’n auch schon genug dabei,« lautete die Antwort.
    »So trinkt aus und kommt in den Saal!«
    Frieder konnte sich denken, daß Martha nicht gleich beim Beginn zugegen sein werde; er plazirte sich so, daß er ihr Kommen bemerken mußte, und wartete. Als er sie endlich erblickte, war’s nicht allein, sondern die Mutter befand sich bei ihr. Einige Minuten später erhob er sich und ging hinauf. Sie saßen an einem kleinen Seitentische ganz allein, und eben jetzt brachte der Webel einen Stuhl herbei, um an ihrer Seite Platz zu nehmen.
    Noch eine Seite des Tischchens war frei. Frieder schritt sofort hinzu, grüßte höflich und frug:
    »Ist’s erlaubt, mit Platz zu nehmen?«
    »Nix ist erlaubt,« erwiderte der Webel. »Schaff’ Dich auf die Seit’, es ist noch Raum genug im Saal!«
    Frieder maß ihn mit gleichmüthigem Auge vom Kopfe bis zu den Füßen herab.
    »Mir scheint, Sie befinden sich nicht allein hier am Tische, Herr Feldwebel, und die beiden Damen haben jedenfalls das gleiche Recht, über meine Frage zu entscheiden. Die Brüderschaft aber bringen Sie bei Ihresgleichen in Anwendung; bei mir kommt sie an die unrechte Adresse!«
    Er wiederholte seine Bitte den Frauen, und da diese zustimmend nickten, so winkte er dem Kellner, welcher eilig einen Stuhl herbeibrachte.
    »Sind Sie schon für den nächsten Tanz versagt, Fräulein?« frug er Martha.
    »Nein.«
    »Darf ich es wagen, darum zu bitten?«
    »Gern!«
    »Und dann die Uebrigen?«
    »Auch diese!«
    »Dank! Ich werde Sie nicht ermüden, sondern von Ihrer Erlaubniß nur dann Gebrauch machen, wenn ich bemerke, daß Sie es wünschen.«
    »Das geht net, das kann net gelitt’n werd’n!« fiel hier der Webel eifrig ein. Er kannte Frieder nicht, obgleich er von ihm gehört hatte, und war, da dieser sich in der Kleidung durch Nichts auszeichnete, der Meinung, einen gewöhnlichen Bauernburschen vor sich zu haben. »Kein Madel hat das Recht, sich für den ganz’n Tag an einen Einz’gen zu versag’n. Du hast den erst’n Tanz, und den zweit’n hol ich mir!«
    »Ich bitte nochmals, das Du hinwegzulassen, Herr Feldwebel! Sie hören, daß ich Ihnen Ihre Ehre gebe, verweigern Sie aber, hier an dieser Stelle anständig zu sein, so werde ich dafür sorgen, daß eine nothwendige Aenderung eintritt!«
    »Was, Kerl, Du willst mich von hier wegjag’n und hast Dich doch selber nur herzugedrängt? Soll noch vor dem Tanz das Geschlag’ losgehn, so ist’s am Best’n, es beginnt sogleich! Weich’ fort, sonst schlag ich Dir das Seidel an den Kopf!«
    Er hatte sich erhoben und griff nach dem Bierglase. Die beiden Frauen sprangen erschrocken auf, Frieder aber blieb ruhig sitzen und lächelte vornehm.
    »Es fällt mir nicht ein, mich an des Königs Rock zu vergreifen; werde ich aber zur Abwehr gezwungen, so kommt die Verantwortung nur auf Sie.« Und sich zu Martha und ihrer Mutter wendend, bat er: »Bleiben Sie nur immer sitzen; es geschieht Ihnen nicht das Geringste! Ich verstehe es schon, mit solchen Herren umzuspringen, die nicht zu wissen scheinen, was sie ihrer Kleidung schuldig sind.«
    »Was? Umspringen willst mit mir, mit dem Buschwebel, an den sich Keiner wagt? Da, hast’ den Topf ins Gesicht!«
    Er erhob das Glas zum Schlage. Im Nu aber hatte ihn Frieder beim Gürtel erfaßt, hob ihn hoch empor – ein lauter, vielstimmiger Schrei erscholl durch den ganzen Saal – der Webel flog in einem weiten Bogen zum Fenster hinaus, dessen Flügel offen standen. Der größte Theil der anwesenden Soldaten eilte aus dem Saale und zur Treppe hinab, um nach ihrem Vorgesetzten zu sehen; die Uebrigen jedoch machten Miene, die Niederlage desselben zu rächen. Sie drangen auf Frieder ein. Dieser trat ihnen furchtlos entgegen.
    »Wer noch durch’s Fenster will, der komm’ herbei!«
    Seine Augen blitzten, und seine Arme streckten sich drohend ihnen entgegen, von denen Keiner ihm bis an das Kinn reichte. Sie stockten; die

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