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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefund’n, das in der Nacht ein Pascher verloren hat; darauf steht geschrieb’n, daß heut punkt Neun eine große Meng’ von Gütern bei der Schießhütt’ über die Grenz’ geschafft werd’n soll. Da will er nun seine ganz’n Leut dort aufstell’n und hat davon auch schon dem Offizier Nachricht geschickt, der in Steinertsgrün im Quartier liegt.«
    »So denkt er wohl, den Waldkönig dort zu fangen?«
    »Er ist ganz sicher drauf.«
    »Ach so! Dann ist der Buschwebel ein gar kluger Bursch, wenn er Den schon nach so kurzer Zeit ertappt, nachdem hier Jahr’ lang trotz aller Müh’ vergebens gefahndet word’n ist. Aber paß auf, er kommt mit leeren Händen zurück!«
    »Woher weißt’ das?«
    »Ich denk s mir,« antwortete er ausweichend.
    »Ich wollt’ aber doch, er bekäm’ ihn gleich heut’!«
    »Warum?«
    »Dann käm’ er wieder fort!«
    »Das wünschest’ wohl?«
    »Von ganzem Herz’n. Er ist so – so eig’n mit mir, verfolgt mich Schritt um Schritt und weiß doch, daß ich dies net gern hab.«
    »Woher soll er das wiss’n?«
    »Ich hab’s ihm selbst gesagt. Er war schon einmal hier in Finsterwalde und hat es ganz gleich so gethan, bis ich mir’s verbat und ihm ausgewich’n bin.«
    »Was sagt der Vater dazu?«
    »Er gibt ihm Vorschub bei der Zudringlichkeit, und ich bekomm viel böse Wort’, weil ich sie mir net gefallen lass’. Er fängt schon an, Gewalt zu brauch’n, denn er hat mir befohl’n, heut Nachmittag zum Tanz zu gehn. Der Webel hat ihn darum ersucht.«
    »Und was wirst’ thun?«
    »Ich weiß net. Ich mag net hin, und dennoch muß ich wohl, wenn er darauf besteht. Ich dacht’, ich wollt’ Dich treff’n und Deinen Rath begehr’n.«
    Sie merkte nicht, daß sie sich jetzt widersprach. Also war sie doch zum Grab gekommen, weil sie Frieder hier zu finden hoffte.
    »Warum den mein’gen, Martha?«
    »Weil er der best’ ist, den ich find’,« antwortete sie einfach.
    »So geh nur immer hin. Es wird Dir nix gescheh’n!«
    »Aber wenn er mich zum Tanz auffordert?«
    »Willst’ wirklich net mit ihm tanz’n?«
    »Um keinen Preis!«
    »So sagst’ ihm, Du seist schon versagt.«
    »An wen?«
    »An mich, Martha.«
    »So wirst’ auch dort sein?«
    »Dir zu Lieb’. Oder willst’ Dich lieber an einen Andern versag’n?«
    »Nimmermehr! Ich hab’ noch nie getanzt, und Du bist der Einz’ge, mit dem ich es versuch’! Nun aber muß ich fort, der Vater will das Mahl beizeit’n hab’n.«
    Sie ging. Er blieb gedankenvoll stehen.
    »Wie schlau er seine Sach’ beginnt! Er macht den Buschwebel zutraulich und schiebt ihm sogar die schöne Tochter zu, um sein Vertrau’n zu erhalt’n und All’s zu erfahr’n, was er vornimmt. Jetzt bleibt er auch vom Schlaf’ weg, weil der Waldkönig gefeiert hat, und da dies doch net zu lang dauern darf, so hat er heut wieder einen Schlag beschloss’n. Der Zettel ist mit Fleiß in den Weg gelegt, um die Verfolger auf eine falsche Spur zu bringen, und während sie nach der Schießhütt’ gehn, wird das Gut ganz wo anders über die Grenz’ geschafft. – – Soll ich sie warnen? Nein, ich bin net ihr Spion und geh’ meinen eig’nen Weg. – –«
    »Das Mittagsmahl hat er so in der Früh bestellt, um heut eher als ein ander’ Mal zum Stein hinauf zu kommen. Die ganze Woch’ hat nix darunter geleg’n, doch heut find ich ganz sicher ein Papier und hab’ auch die best’ Gelegenheit, zu sehn, ob er’s auch wirklich ist, der es darunter legt.«
    Auch er ging jetzt, schützte daheim einen unaufschiebbaren Gang vor, bat, ihm das Mittagsmahl aufzuheben und begab sich auf einem noch weitern Umweg als vor acht Tagen in den Wald. Bei dem Steine angekommen, hob er ihn empor; es lag kein Zettel da, und nun verbarg er sich erwartungsvoll in seinem früheren Versteck.
    Seine Vermuthung bestätigte sich gar bald. Der Feldbauer kam, suchte erst vorsichtig, doch ohne den Lauscher zu bemerken, die Umgebung ab und legte dann ein Papier unter den Stein, worauf er sich schleunigst entfernte. Schnell war Frieder beim Granit, hob ihn empor und las: »Beim alten Stollen um 9.«
    Was nun geschah, konnte er sich denken; er verließ behutsam den Ort und ging nach Hause. Später besuchte er die Nachmittagskirche, um den Kantor an der Orgel abzulösen und begab sich dann, als nach beendigtem Gottesdienste die jungen Leute zu Tanze gingen, in die Schenke.
    Als er dort eintrat, war die Stube von den Soldaten und Ortsbewohnern so gefüllt, daß kaum noch ein leerer Platz zu

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