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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tschako lag neben dem Steine. Mit einigen raschen Sprüngen war der Unteroffizier zurück, eilte bis in die Mitte der Aufstellung und rief die Leute zusammen.
    »Sie haben den Lieutenant gefangen! Wir müssen – –«
    Da kam es den Weg herauf gekeucht, als stehe etwas Hochwichtiges auf dem Spiele.
    »Wer da!« unterbrach sich der bestürzte Sprecher.
    »Der Grenzer! Ist der Herr Lieutenant hier? Ich habe soeben erst erfahren, daß er sich am Schacht befinde und ihm eine außerordentliche Mittheilung zu machen!«
    »Sie sehen uns grade seinetwegen in der größten Bestürzung. Er hatte sich abseits von uns postirt und ist von den Paschern aufgehoben worden. Wir müssen augenblicklich zur Verfolgung schreiten.«
    »Aber wissen Sie, nach welcher Richtung? Nein? Ja, das kann ich mir wol denken! Doch seien Sie außer Sorge; wir werden ihnen den Coup sofort vergelten, es soll ihr letzter sein!«
    Er berichtete nun von der Anzeige des Thorbauers, welche auch hier eine außerordentliche Wirkung hervorbrachte. Es wurde schnell Berathung gehalten, und in Kurzem war der Platz verlassen.
    Die Gefangennahme des Lieutenants war vollständig unbemerkt, wie die Pascher vermeinten, gelungen. Er wurde in lautloser Stille, gebunden und geknebelt, nach »Im Sonnenthau« geführt, wo heute große Versammlung sein sollte.
    Der Grenzmeister schritt voran. Trotz der Vorsicht, welche zu beobachten war, hatte er ein Zündholz hervorgezogen und sich eine seiner Cigarren angebrannt. Es war sein Stolz, nie mit einer Pfeife gesehen zu werden. Sie nahmen nicht den gewöhnlichen Weg, sondern schritten durch den lichten Wald in grader Richtung auf ihr Ziel los. Sie hatten hier noch nie etwas Verdächtiges bemerkt und stiegen daher ohne vorherige Recognition in die Schlucht hinab.
    Oppermann bückte sich und faßte einen sorgfältig mit Moos bekleideten Stein, welcher auf einer unsichtbaren Rolle lief, aber sich fest in die Schluchtwand einlegte. Er zog ihn zurück und schickte sich an, durch das so entstandene Loch zu kriechen. Schon befand er sich halb im Innern der Höhle, als er einen fürchterlichen Schrei ausstieß und zurückfuhr. Er hatte mit dem brennenden Cigarrenende den Boden gestreift und war damit in das Pulver gerathen, welches Pauline grade vor dem Steine verschüttet hatte. Es war explodirt und ihm in das Gesicht und die Augen geflogen. Alle Vorsicht vergessend, schnellte er sich empor und rief:
    »Ich bin geblendet, die Aug’n sind mir verbrannt! Es hat Pulver vor dem Loch geleg’n und ist mir an die Cigarr’ gekommen!«
    In der nun entstehenden Aufregung bemerkten die Pascher nicht, daß sie umzingelt wurden. Da erscholl es über ihnen:
    »Halt! Ergebt Euch!«
    Im Scheine des Mondes sahen sie die blanken Läufe zahlreicher Gewehre auf sich gerichtet; im Nu hatten sie auch die ihrigen erfaßt. Die Schüsse krachten von oben und unten, dann erfolgte ein Zusammenprall, der sich nach und nach in einen erbitterten Einzelkampf auflöste.
    Oppermann war bei dem Rufe des Unteroffiziers zusammengeschreckt. Er konnte nichts sehen und wußte sich rettungslos verloren. Aber wie, wenn er dennoch zu entkommen vermochte! Durch listiges Entschleichen war dies nicht möglich, da ihm das Augenlicht geraubt war. Er vergaß seine Schmerzen, zog das Messer und stürzte sich vorwärts. Der Zufall wollte, daß er auf eine Lücke stieß, durch welche er gelangte, unbehindert zwar, aber doch nicht unbemerkt. Der Grenzer sah ihn und eilte ihm nach. Der Fliehende vernahm die Schritte. In weiten Sprüngen stolperte er nach rechts hinüber, um das junge Tannicht zu erreichen, aber er hatte die Richtung verfehlt; noch ein Sprung, der Boden verschwand unter seinen Füßen und mit einem gräßlichen Schrei stürzte er in die Tiefe des Steinbruches.
     
    Nach dem Abendessen hatte Pauline ihren Eltern gesagt, wer heute kommen werde. Der Thorbauer hatte aufgehorcht und dann nichts gesagt als:
    »Der Bursch’ ist mir willkommen; er soll net entgelt’n, was der Vater thut. Aber, Paulin’, sag’ ihm nix von heut!«
    Heiner war dann auch gekommen und von den Eltern seines Mädchens freundlich empfangen worden. Er hatte erzählt, daß er sich mit dem Vater verfeindet habe und bis zum Austrage der Sache in Dienst gehen werde. Noch saßen sie beisammen, da klopfte es und der Grenzer trat ein.
    »Thorbauer, ich muß Euch berichten, daß wir sie haben.«
    »So? Wirklich? Gott sei Dank! Den Meister auch?«
    Heiner horchte auf.
    »Ja. Und wißt Ihr, wer es ist? Der

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