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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nimmermehr dazu! Der, welcher mich hab’n will, muß ordentlicher sein und feiner als Du. Merk’s und pack Dich nun von dannen!«
    »Er muß sein feiner – – So wie der Heiner – – siehst’, daß ich auch Vers’ machen kann, fast gerade wie er? Aber zier’ Dich net umsonst! Ich hab’ bereits mit dem Kantor gesproch’n, und der hat gesagt, ich soll’ ihm nur den Freier schicken. Von dem Heiner ist dabei die Red’ auch gewes’n; er mag sich ja nix einbild’n, sonst giebts aan falsch Exempel!«
    Das Mädchen stand wortlos da und wußte nicht, ob sie ihren Ohren trauen solle; dann aber trat sie auf ihn zu und rief ihm zornig in das Gesicht:
    »Du lügst, Du Schelm! An so ‘was denkt der Vater all sein Lebtag’ net.«
    »Er braucht auch net mehr dran zu denk’n und zu grübeln; es ist schon fix und fertig gemacht. Er war schon am Freitag auf dem Teichhof, um sich die Gelegenheit zu betracht’n. Er wird als Schwäher meine Bücher leit’n, so daß ich freie Zeit behalt’ für die Lieb’ und für die Frau.«
    Dem Mädchen entfuhr ein Laut der Bestürzung. Der Vater war wirklich auf dem Teichhof gewesen, das wußte sie, und nun wurden ihr auch die verschiedenen Andeutungen klar, die ihr seit vorgestern von ihm unverständlich gewesen waren.
    »Nun, stimmt die Sach? Morg’n zum Kirmeßmontag schick ich den Freier, Alwin’, und auf das, was dann passirt, will ich mir jetzt den Abschlag nehmen!«
    Er umfaßte sie, und versuchte, sie zu küssen. Da brannte ihm eine schallende Ohrfeige im Gesicht.
    »Hier hast’ den Abschlag, der auch Zuschlag ist, Du zuwiderer Mensch! Glaubst etwa gar, Du bist der Goliath und ich hab Furcht vor Dir? Ich flieh auch net, sondern hier steh ich und geh net von der Stell’, bis Du von hinnen bist. Geh fort!«
    »Alwin’, ich will – – –«
    »Geh fort, sonst ruf ich um Hülf’!«
    »Es fällt mir gar net ein, daß – – –«
    »Zum letzt’n Mal, geh fort!«
    Er wollte nach ihr langen; da raschelte es hinter ihm, er wurde ergriffen, in die Höhe gehoben und lag, ehe er nur an Vertheidigung denken konnte, draußen vor dem Zaune an der Erde. Dort raffte er sich empor und überlegte. Sollte er gehen oder zurückkehren? Wer hatte ihn über den Zaun herübergeworfen? Drüben war Alles still, und kein Geräusch ließ sich vernehmen. Er horchte noch einige Minuten, dann wandte er sich und schritt langsam das Dorf hinab.
    Alwine war bei dem so unerwarteten Erscheinen eines Dritten überrascht, ja beinahe erschrocken gewesen. Dann aber hatte sie ihn erkannt.
    »Heiner!« flüsterte sie freudig, als er zu ihr zurückkehrte. »Wie kommst hierher?«
    »Ich war schon eher da als Du, und stak hier in der Laub’. Seit dem Galopp bin ich aufgewes’n im Dorf, im Hain und auf dem Feld. Ich mußte wart’n bis Du kommst, damit ich mit Dir red’n könnt’.«
    »So hast auch die Red’ des Balzer vernommen?«
    »Von Anfang bis zu End’.«
    »Was sagst dazu, Heiner?«
    »Daß der Balzer net gelog’n hat.«
    »Woher ist Dir dies bekannt?«
    »Vom Vater; ich hab mit ihm gesproch’n, als er nach Haus’ ging. Hör, was er sagt’!«
    Er erzählte ihr wortgetreu seine Unterhaltung mit dem Kantor. Sie hörte an dem Beben seiner Stimme, wie aufgeregt er war, und legte begütigend die kleine Hand auf seinen Arm.
    »Laß Dich’s net anfecht’n, Heiner; es ist noch lange net so schlimm, als wie Du meinst. Dem Vater sticht der Teichhof in die Aug’n und dem Balzer mein Gesicht; mir aber ist der Hof net halb so viel werth wie das Gesicht. Willst wiss’n, warum?«
    »Sag’s, Alwin’!«
    »Weil’s vielleicht Jemand giebt, dem’s auch gefällt.«
    Er schwieg. Er wußte nicht warum, aber die Worte des Mädchens fielen nicht warm und wohlthuend, sondern schmerzhaft brennend in sein Herz.
    »Aber wenn morg’n der Freiersmann kommt?« frug er endlich.
    »So bin ich net daheim.«
    »Ist’s wahr?«
    »Gewiß!«
    »Wenn er nun net das Dorf und die Straß’ herauf, sondern die Straß’ gerade herüberkäm’?«
    »Von wem?« frug sie, als ob sie ihn nicht verstehe.
    »Von – von – vom Vogelsteller.«
    »So blieb ich vielleicht zu Haus’.«
    »Soll er kommen, Alwin’?«
    »Wie kann ich dies sag’n, Heiner? Dazu fehlt noch gar viel.«
    »Was denn?« frug er, sie an sich ziehend und sich mit überquellender Zärtlichkeit zu ihr niederbeugend.
    »Geh, frag doch net. Ich bin bös auf Dich!«
    »Doch aber net im Ernst!«
    »Ganz und gar im Ernst.«
    »So sag, warum?«
    »Weil – weil –

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