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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dir das: aan junges Ding, das kaane Mutter kennt und sich net am Geschwister bild’n kann, bleibt Eigensinn und Goldkind all sein Lebtag’.«
    Heiner schwieg; es lag in den Worten des Vaters eine Wahrheit und Lebenserfahrung, der er augenblicklich nichts zu entgegnen vermochte.
    »Unter all den Bursch’n, die sie kennt, hat sie Dich am gernst’n; aber laß ihr erst ‘was Fremd’s schaun, so ‘was mit Flitterkram und Tändelwerk, dann fällt sie ab und Du bist nachher trotz aller Lieb und Treu, trotz aller Klugheit und Vorsicht der Betrog’ne und der Narr’.«
    »Da laß mich nur sorg’n, Vater! Die Lieb ist stark und kann All’s.«
    »Ja, die Lieb’ ist stark und kann All’s, sogar betrüg’n, fortlauf’n und abspenstig werd’n, und dageg’n vermagst Du net zu sorg’n und gar niemand net. Der Lug und Trug kommt über Nacht, ganz eh’ wir’s uns versehn, und dann ist’s geschehn, noch eh’ wir daran denk’n und es verhüt’n können. Wieg’ nur aan einzig Mal ihre Red’, wenn sie mit Dir spricht, und Du wirst sehn, sie ist zu leicht. Das Madel ist ja von leichtem Sinn und ohne inn’re Stütz’; sie fällt und bricht um, sobald der widre Wind geflog’n kommt.«
    Heiner mußte an ihre gestrige Aeußerung: »Mir ist der Hof net halb so lieb wie mein Gesicht« denken, ebenso an das zerknitterte Band. Sie hatte zum Balzer gesagt, daß ihr der Silberheiner lieber sei als er, weil dieser hübscher sei. Und warum hatte sie nicht einmal den Anfang jenes Gedichtes gemerkt, welches er auf ihre eigne Aufforderung hin hatte fertigen müssen. Eine Andre hätte es auswendig gelernt und es sich tausendmal im Stillen hergesagt. Und nun fiel es ihm auch jetzt erst auf, daß sie sich in den ungerechten Befehl des Vaters so leicht gefunden und den Verlust so schnell durch Andre ersetzt hatte, während ihm nicht einmal der Gedanke gekommen war, den Tanz mit Andern fortzusetzen. Er schwieg auch jetzt, obgleich er eifrig nach Gründen suchte, die zur Widerlegung geeignet sein könnten.
    »Ich könnt’ noch viel sag’n, aber es ist mehr als g’nug,« fuhr der Vater fort; »jetzt kommt nun auch der Kantor. Es ist wahr, wir sind gut’ Freund’ gewes’n so lang als ich ihn kenn’, und er hat gar groß’n Dank mit Dir erworb’n. Doch was er that, ist auch net stets umsonst geschehn. Du bist ihm beigesprungen zu aller Zeit; gar mancher Dienst ist ihm von uns geschehn, und in seiner Vogelstub’ und in seinem Taubenschlag steckt viel, was ich ihm geschenkt oder um den halben Preis abgetret’n hab. Er ist trotz seiner Freundlichkeit zu Dir der rechte Eigennutz und thut nur Gut’s, um seine Ausbeut’ d’ran zu hab’n. Freundschaft ohne Nutzsinn hab nur ich gehalt’n, und wenn ich mit ihm rechnen wollt’, so könnt’st Du sehn, daß ich die Quittung hab. Sobald er merkt, wie’s mit Euch steht, ist’s aus mit der Nachbarschaft, d’rauf kannst’ Dich nur verlass’n. Dem steht die Nas’ weiter, als bis nur zu uns herüber; sein Sinn geht nur nach Ruhm in der Musik und dann nach Geld und Gut. Hätt’st’ von diesem genug, so könnt’st anfrag’n, so aber net. Wenn aan reicher Bauerssohn, der mit der Chais’ oder dem Amorikeng im Land herumkutschirt, den Freier schickt, der ist willkommen, den armen Vogelhändler aber schickt et fort. Ich glaub beinah’, daß sogar so aan Büdrian, wie der Teichhofbalzer, den Vorzug bekäm’ nur deshalb, weil er Vermög’n hat. Wenigstens hab ich am Freitag den Kantor nach dem Teichhof gehen sehn, was gewiß net ohne Grund geschehen ist.«
    »Der Balzer soll die Alwin’ heirath’n und der Kantor will ihnen die Bücher führ’n,« stieß Heinrich erbittert hervor.
    »Siehst’, daß ich Recht behalt’? Teichhofbäu’rin also soll sie werd’n, und der Alte will die Bücher schreib’n, damit sie dem Balzer die Stange halt’n! Laß sie fahr’n; Du verlierst nix dabei, wirst sehen, net das Mindest’, net so viel als man vom Nagel herunterschabt!«
    »Aber sie will den Balzer net.«
    »Mag sein. Doch gieb sie ihm nur immer hin, dann hast’ jetzt weder Zank noch Aerger und später weder Gram noch Täuschung!«
    »Ich kann net, Vater; ich hab’ sie zu innig lieb und sie mich auch. Ich lauf lieber in die weite Welt und komm nimmer wieder, als daß ich hier zuseh, daß aan Andrer sie bekommt.«
    »So lauf, Du Tausendsapperlot, wenn Dir der alte Vater nix mehr gilt! Bekommen wirst’ sie doch auf keinen Fall, so viel ist sicher und gewiß.«
    »Das mit dem

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