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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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End’ ganz und gar noch auf. Nein, was mich der Fink und die Meis’n dauern! Bekommen hätt’n wir sie sicher, denn gerade heuer ist das Zeug ganz närrisch, sich fangen zu lass’n; nun aber sind die zwanzig Grosch’n, die mir gebot’n wurden, rein zum Kukuk!«
    »Das hat ja All’s noch Zeit bis morg’n, Vater, da geh ich gewiß hinaus; heut jedoch kann ich net, denn da hab ich aan’n ganz andern Fang vor.«
    »Aan’n andern? Was denn und wo denn, wenn man frag’n darf?«
    »Mach Feuer; ich will derweil’ die Vögel füttern, und dann beim Kaffee sollst den Handel hör’n!«
    Schweigend verfolgte jetzt Jeder sein Geschäft, aber sobald die Tassen gefüllt waren, frug der Vater:
    »Nun? Was willst’ fangen heut’?«
    »Für Dich ‘was Lieb’s und Gut’s.«
    »Heraus nur damit!«
    »Aane Schwiegertochter.«
    »Aane Schwie – schwie – schw – – Kerl, bist verrückt oder gar hinübergeschnappt?« Er nahm ganz erschrocken die Tasse vom Munde und schüttete sich dabei vor Ueberraschung die Hälfte ihres Inhaltes auf die Beine. »Was soll denn die Schwiegertochter hier im Haus? Wozu brauchst’ denn schon die Frau, Du zwanzigjähr’ger Grünschnabel Du? Bist ja selbst noch gar net flügge!«
    »Hast net selber vorhin erst gesagt, daß All’s drunter und drüber geht, seit die Mutter todt ist? Was giebts denn da für bess’re Hülf, als daß ich heirath’?«
    »Ja, sag nur vorerst, was willst’ mit der Frau? Sie soll wohl gar koch’n, wasch’n, scheuern, auskehr’n, die Wäsch verbessern und so weiter, he?«
    »Natürlich!«
    »Natürlich? Na, schau ‘mal an! Das ist ja Alles meine Sach’ und meine Arbeit, die von Rechts weg’n nur ganz allein mir zukommt! Was thu denn ich nachher, wenn die Frau da ist?«
    »Du hast’ dann immer noch genug zu schaff’n. Ich geb mein Sparniß her und Du Deine; wir bauen das Häusle aus und vergrößern das Geschäft; nachher geht nix mehr drunter und drüber und wir hab’n unsre Ordnung in Allem, wo es noth und bequemlich ist.«
    »Hm, das klingt ganz gut und wär’ recht schön; aber die Harmonie, der Vertrag mit dem Weibsvolk, ob der auch da sein würd’! Ich pfeif so, sie trillert anders und Du schlägst auch zuwider hinein, das könnt’ mir net behag’n.«
    »Das hast net zu befürcht’n, Vater, denn die ich mein’, mit der bist immer gut verkommen.«
    »So kenn’ ich sie? Wer ist’s?«
    »Die Alwin’ drüb’n in der Schul’.«
    »Die Al – al – wi – win’? – Himmeltausenddoria, Mensch, wie kommst’ auf die?«
    »Das fragst’ mich, Vater? Auf welch’ Andre soll ich denn etwa kommen?«
    »Auf welch’ Andre? Auf alle Andern, nur net auf die. Der steht die Nas’ gar hoch und dem Alt’n noch neunmal mehr; die mag Dich net.«
    »Sie mag mich, Vater.«
    »So? I, schau doch an! Wer hat Dir das denn weiß gemacht?«
    »Sie selber hat mir’s gesagt.«
    »Sie selber? Hör’, Heiner, Spaß bei Seit’, da hat sie Dich zum Narr’n gehabt.«
    »Mich? Bin ich etwa Der, der sich von Jemand foppen läßt?«
    »Bisher noch net; diesmal aber bist über’s Ohr gehauen.«
    »Wie so?«
    »Daß Du der Alwin’ gut bist, ist gar net zu verwundern, denn sie ist die Schönst’ im Dorf, das einz’ge Kind, und Ihr seid mit ‘nander aufgewachs’n von Tag zu Tag, von Stund’ zu Stund’. Daß sie Dich leid’n mag, ist auch ganz in der Ordnung, denn Du bist aan hübscher Bursch’, wie das ja so im Blut liegt, ordentlich, fleißig, verträglich und hast so Manches gelernt, wovon aan Andrer net ‘mal den Namen kennt. So weit also wär’ All’s in guter Ordnung. Aber weil Du zu jung bist und die Welt und Menschheit noch net kennst, siehst Du das Weitere net.«
    Er nahm einen tüchtigen Schluck, stand auf, griff zur Pfeife und steckte den im Kopfe niedergestoßenen Tabak bedächtig in Brand.
    »Da ist zunächst das Madel; die scheint Dir wie lauter Gold und Karfunkel; meine Aug’n aber sind älter als die Dein’gen, und darum kenn’ ich die Kantormamsell besser als Du. Sie ist ganz versess’n auf ihr zart Gesicht und also eitel und voll Gefallgernigkeit. Was thut das Gesicht und die schöne Stimm’, und wenn man noch so stolz d’rauf ist? Sie beid’ können weg sein wie der Wind. Und was das Schlimmst’ noch ist, sie hat kaan Herz, kaan Gemüth und ist deshalb voll Laune und Unverträglichkeit. Oder hast’ net schon als Kind beim Spiel immer nachgeben müss’n und giebst heut noch nach bei jedem Ding und jeder Angelegenheit? Und merk

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