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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hab’ Dich gesucht.«
    »Aber net gefund’n!«
    »Nein. Drum kannst’ mir gleich die Antwort geb’n auf Das, was ich dem Vater zu sagen hatt’.«
    »Hat er net selber die Antwort ertheilt?«
    »Nein, der Pfarrer kam dazwisch’n.«
    »So sollt Ihr sie hör’n!«
    »Waaßt’ denn, um was sich’s handelt?«
    »Doch um mich und den Balzer!«
    »Allzeit um nix andres.«
    »So sagt ihm, daß ich ihn net mag, und weil der Vater mich zwingen will, so bin ich zum Herrn Pfarrer gegangen und hab ihn gebet’n, sich meiner anzunehmen. Das hat er mir zugesagt, und darum ist er zum Vater gegangen.«
    »Was ich da hör’! Also Du magst ihn wirklich net?«
    »Nein, jetzt net und niemals net. Wer’s mit der Kart’ und mit der Flint’ hält und dabei noch so ungeleckt und zudringlich ist, mit dem hab’ ich nix zu thun.«
    »Soll ich ihm das wirklich sag’n?«
    »Wort für Wort, eher mehr noch als weniger!«
    »Das wird die schönste Supp’, die ich aufess’n muß. Ich glaub, er fährt mir mit den Fäust’n ins Gesicht!«
    Der alte Mann sah rathlos zu Heiner hinüber, als wolle er diesen um Hülfe bitten.
    »Ihr braucht Euch net zu fürcht’n,« lachte der junge Mann, »denn mit diesen Fäust’n ist’s net weit her. Sagt ihm auch noch von mir, daß ich gern wiss’n möcht’, wie ihm der Zaunschwung heut’ Nacht bekommen ist.«
    »Das versteh’ wer will, aber ich net!«
    »Und daß Ihr uns Beid’ hier getroff’n habt, das braucht Ihr ihm net grad zu verschweig’n. Er wird sich drüber freun.«
    »Hör ‘mal, Heiner, jetzt fang’ ich beinah’ an, zu wiss’n, wo ich bin. Na, Glück zu meinetweg’n, und ausricht’n werd’ ich jede Silb’, die Ihr mir aufgetrag’n habt. Adjes!«
    Er nahm seinen Weg wieder auf. Er traf den Balzer im Garten des Teichhofes, wo er bei der brennenden Pfeife an das sicherlich günstige Resultat der heutigen Werbung dachte. Als er den Boten erblickte, sprang er auf; fast wäre ihm dabei die Pfeife entfallen.
    »Schon wieder da? Ihr seid ja kaum erst fort! Was hat das zu bedeut’n?«
    »Das hat zu bedeut’n, daß nix aus der Sach’ werden wird.«
    Er stattete getreuen Bericht ab und verschwieg kein Wort von den Aufträgen Heiners und Alwinens. Die Stirnadern Balzers schwollen von Satz zu Satz immer stärker an, und als der Berichterstatter geendet hatte, warf er die Pfeife mit einem wilden Fluche zu Boden.
    »Also ohne Antwort kommt Ihr nach Haus’, und Schimpferei bringt Ihr mit dazu? Aber so ist’s, wenn man den Nixnutz schickt; hätt ich den Ochs oder das Kalb gesandt, so hätt ich Antwort erhalt’n, so aber ist – – –«
    »Gut, Balzer, schick den Ochs und das Kalb, mich aber bekommst’ niemals net wieder!« unterbrach ihn der Freiersmann, drehte sich um und verließ mit möglichst eiligen Schritten den Garten.
    Der Wüthende aber rannte in demselben umher wie ein losgerissener Stier und bemerkte dabei, über den Zaun blickend, den Silberheiner mit dem Mädchen, welche noch immer auf dem Felde standen. Beide Fäuste ballend, knirschte er:
    »Dort stehn sie mit’nander und lach’n mich aus! Also er ist’s gewes’n, dem ich den Wurf zu verdank’n hab; er hat auf sie geharrt und Alles gehört. Aber ich werd’s ihm vergelt’n, bald, so bald wie möglich. Wie hat sie gesagt? Er ist ihr lieber als ich, weil er hübscher ist. Nimm Dein Gesicht in Acht, Vogelheiner, sonst kommt’s so weit, daß sie davor erschrickt. Der Balzer waaß sich zu helf’n, und mit ihm hast’s nun zu thun! – – –«

V.
    Die schwere Zeit nach der Kirchweih war vergangen, Weihnachten war vorüber und auch die Osterglocken hatten ausgeklungen. Der Pfarrer hatte es damals durch seine Vermittelung so weit gebracht, daß der Kantor das Projekt verschoben hatte; aber nach sechs Monaten sollte die Verlobung und nach vollendetem Trauerjahr des Teichhofbauers die Hochzeit gefeiert werden.
    Der Letztere war ein fast täglicher Gast des Schulhauses geworden, wobei ihm Alwine so sorgfältig aus dem Wege ging, daß von einer Annäherung nicht die Rede sein konnte. Auch von einem Einflusse des Kantors auf den Wandel seines beabsichtigten Schwiegersohns war wenig oder nichts zu bemerken; der Teichbauer hieß der Kartenbalzer nach wie vor und machte diesem Namen keine Schande. Der Förster und noch Andere wußten von ihm zu erzählen, und es war wirklich zu verwundern, daß der Kantor so fest an dem einmal gefaßten Plane hielt. Nur seinem starren Kopf, der von keinem Weichen wußte, war dies

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