Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten
wollt’ ich gern um gut’n Rath frag’n, ob ich ihr net aan Vögle kauf’n könnt’.«
»Warum denn net? Was willst’ denn für aan’s? Ich werd’ Dich gut bewahr’n!«
»Ja, grad was ich für aan’s will, dies waaß ich eben net; drum wollt’ ich frag’n.«
»So setz Dich doch ‘mal nieder! Waaßt wohl auch net, was die Mutter gern hat?«
»Nein.«
»So nimm aan’n Kanaris!«
»Der schnattert zu sehr, und Mutter ist net wohl.«
»Oder aan Rothkehlchen?«
»Das dauert mich. Es ist den Wald gewohnt, und da mag ich’s net in die Stub’ sperr’n.«
»Ja, du Schalk, da darfst ja gar kaan Vögele kauf’n!«
»Dies hab ich auch gedacht; aber ich wollt doch ‘mal sehn, was Ihr für welche habt.«
»O, Alles kannst’ bei mir bekommen, Alles; aber bei Tag’ mußt’ da sein, weil sie des Abends schlaf’n und da darf man sie net stör’n.«
»So will ich jetzt gehn und ‘mal wiederkommen!«
»Warum gleich gehn? Kannst immer bleib’n, so lang es Dir gefällt. Oder fürchtest’ Dich vor mir?«
»Vor dem Silberpapa? O nein, der thut mir nix, der ist grad so lieb und gut wie der Heiner!«
»Ach so, da ist der Heiner lieb und gut? Davon hab ich noch nix gemerkt. Woher hast’s denn erfahr’n?«
»Ich hab’s gehört und auch gesehn, drob’n auf dem Fichtler und nachher, als wir in die Stadt gefahr’n sind.«
»Was! Auf dem Fichtler bist mit ihm gewes’n?«
»Freilich!«
»Und in der Stadt?«
»Ja. Er hat den Schlitt’n gefahr’n und dann sind wir den ganz’n Tag drin herumgelauf’n.«
»Was ich da All’s hör! Und davon hat er mir kaan Sterbenswort gesagt. Na wart’ nur, Bursch’; bin ich der Unnütz zu Haus’, der von nix zu wiss’n braucht, so sollst nun auch net erfahr’n, wer heut Abend bei mir ist!«
»Gut, vortrefflich! Wir woll’n jetzt die Verschwörung mach’n geg’n ihn, daß er nix erfährt, wenn ich ‘mal hier bin. Schlagt ein, Papa Silbermann!«
»Auf der Stell! Hier ist die Hand, und das Komplott ist fertig. Aber willst denn wirklich wiederkommen?«
»Wenn ich darf!«
»Ob Du darfst? Komm nur immer, Du liebs Vögle Du! Freilich, gefall’n wird Dir’s net sehr bei mir in der Männerwirthschaft. Aber das ist nun ‘mal net anders; denn wo kaane Frau im Haus’ ist, da giebts nur eitel Unordnung und Aergerniß. Erst hab ich net gewollt, daß er mir die Schwiegertochter bringt, und nun will er net.«
»Warum denn net?«
»Nun warum denn anders, als weil ihm die Alwin’ noch im Kopf herumgeht!«
»Ist sie denn so gar aan absonderlich Madel gewes’n?«
»Das will ich meinen! Aan Madel wie aane Bachstelz, tipp tipp, zipp zipp, so wippt und schwippt sie auf und nieder, so glatt und schlank, aan Federle wie’s andre, aan Schwänzle wie aane Schmerl, und aan Füßchen, aan Schnäbele, so fein und sauber, daß man nur das Netz gleich hinleg’n möcht, um das Ding zu fangen. Aber, aber – ich will weiter gar nix sag’n! Wie das von auß’n so zierlich, so adrett wippt und schnippt, so ists dann auch von innen, und der einfachst’ Hänfling ist mir lieber als so aan unstät Geschöpf, wenn er auch zuweil’n ‘mal auf den ›Zapp‹ verfällt.«
Der gute Alte war auf sein Lieblingsthema gekommen, und verbreitete sich so ausführlich darüber, daß Alma nur selten ein Wort oder eine Frage einflechten konnte. Endlich aber fand sie doch Gelegenheit, sich zu erheben und Abschied zu nehmen. Er begleitete sie vor die Thür.
»So komm ja recht bald wieder und fall’ mir net! Es ist glatt’ auf der Straß’!«
»Will mich schon vorsehn! Also bei dem Komplott, da bleibts?«
»Versteht sich, versteht sich!«
Sie ging. Er trat nicht eher in das Haus zurück, als bis ihre Schritte vollständig verhallt waren.
»Sapperlot, ist das aan Madel! Dageg’n ist selber die Alwin’ nur kalt Wasser. Fürchtet sich net vor der Nacht und kommt so weit herauf, um der Mutter aane Freud’ zu mach’n, und ist doch so zärtlich und fein, daß man’s einwickeln möcht’ wie Marzipan. Ja, wer so ‘mal diese Art bekommen könnt! Aber daran darf Aaner vom Dorf gar net denk’n!«
Er verschloß die Hausthür und ging schlafen.
Kaum war sein Kammerfenster erleuchtet, so erhob sich Balzer. Er hatte im Garten gesteckt und nur auf diesen Augenblick gewartet. Er kannte die Bauart des Häuschens nicht genau und hatte sich deshalb einen Lichtstumpf mitgebracht. Diesen brannte er an, sobald er in dem unverschließbaren Schuppen angekommen war. Der letztere war bis unter
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