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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ich euch ein anderes Mal erzähle.«
    Marguerite nahm all ihren Mut zusammen, legte den Zeigefinger behutsam auf die Narbe und sprang mit einem leisen Aufschrei zurück.
    »Hast du dir etwas gewünscht?«, fragte Alexander.
    Marguerite nickte feierlich.
    »Sag nicht, was es ist, sonst funktioniert es nicht«, warnte er und legte einen Finger auf die Lippen.
    »Was ist, wenn der Wunsch nicht in Erfüllung geht?«, wollte Marguerite wissen.
    »Dann haben die Gezeiten gewechselt, als du nicht hingeschaut hast.« Alexander lächelte, klatschte in die Hände und scheuchte die Kinder zu ihren Kinderfrauen. Sie liefen widerstrebend davon. Nur Hugh, schon ganz Mann, blieb zurück und setzte sich still neben den Hafenmeister auf die Bank.
    Ida widerstand dem Drang, Alexander zu fragen, wie er wirklich zu der fürchterlichen Narbe gekommen war. Sie war für solche Geschichten ebenso empfänglich wie die Kinder. Alexander rollte den Ärmel herunter, strich seine smaragdgrüne Tunika glatt und erhob sich, um sich nachträglich zu verneigen. »Countess.«
    »Was führt Euch nach Framlingham, Master Alexander?«
    »Fässer mit Heringen, Erzeugnisse von den normannischen Landgütern und Holz für die Zimmerleute hier«, erwiderte er. »Und da dachte ich, ich bringe es selbst hierher und überzeuge mich davon, dass die Bauarbeiten Fortschritte machen. Manchmal tut es gut, aus einer Welt in eine andere zu flüchten, findet Ihr nicht auch?«
    »O ja.« Die Gelegenheit dazu hätte Ida auch gerne gehabt. »Ihr bleibt doch zum Essen?«
    Alexander bekundete durch eine leichte Verbeugung seine Zustimmung. Er war von ritterlicher Geburt, hatte aber als jüngster von sechs Söhnen wenig Aussicht auf ein Erbteil und war daher erst in den Diensten der Bigods zur See gefahren und hatte dann den Posten des Hafenmeisters von Ipswich übernommen. Er verfügte über ausgezeichnete Manieren, war nicht übermäßig ehrgeizig und nicht nur ein vertrauenswürdiger Angestellter, sondern ein Freund.
    »Ich hörte von einem Kapitän, dass der Earl Antwerpen sicher erreicht hat«, fuhr Alexander fort, nachdem ein Diener ihm einen Becher Cidre gebracht hatte.
    Ida nickte.
    »Dem Himmel sei Dank. Ich bete, dass auch der Rest der Reise ohne Zwischenfälle verläuft.«
    Alexander wischte sich Schaum von der Oberlippe.
    »Ja, fürwahr, Mylady! Ich habe ihn und Euren Sohn in meine Gebete eingeschlossen.«
    Ida schluckte.
    »Meinen Sohn«, wiederholte sie. »Welcher Sohn soll das sein, Master Alexander?«
    Ein verständnisloser Ausdruck trat auf sein Gesicht.
    »Es tut mir leid. Ich dachte, Ihr wüsstet Bescheid.«
    Ida schlug die Hände vor den Mund.
    »Sagt es mir«, bat sie. »Sagt es mir, damit ein Irrtum ausgeschlossen ist.«
    »Messire William FitzRoy befindet sich bei Eurem Mann, Countess. Soweit ich weiß, wurde er bei der Versammlung in Saint Albans als eine der Geiseln ausgewählt, die nach Deutschland gehen sollten. Es tut mir leid, dass Ihr davon keine Ahnung hattet.«
    Ida schüttelte den Kopf. Übelkeit stieg in ihr auf.
    »Nein«, erwiderte sie. »Nein, mir hat niemand etwas gesagt.«
    »Soll ich Eure Zofen rufen?«
    Alexanders Stimme schien wie aus weiter Ferne an ihr Ohr zu dringen. Hugh starrte sie mit großen Augen an.
    »Nein«, wehrte sie ab. »Aber entschuldigt mich jetzt bitte.«
    Sie zitterte, als sie die Treppe emporstieg, und scheuchte ihre besorgt herbeieilenden Zofen fort. Dann betrat sie ihre Schlafkammer, setzte sich auf das Bett und barg das Gesicht in den Händen. So sehr war sie damit beschäftigt gewesen, zu verhindern, dass Hugh ihr genommen wurde, dass sie die Gefahr von anderer Seite überhaupt nicht bemerkt hatte. Wie lange hatte Roger schon davon gewusst, und warum hatte er es ihr nicht gesagt? Hatte er geglaubt, sie würde es nicht herausfinden? War sie ihm so wenig wichtig? Sie fühlte sich verraten und ausgeschlossen… und zornig.
    Was sollte sie tun? Ida stellte sich die Frage immer wieder wie ein stummes Gebet. Endlich stand sie auf und nahm ein kleines emailliertes Schmuckkästchen aus ihrer Truhe – ein Kästchen, das Henry ihr in einem anderen Leben geschenkt hatte. Als sie es aufschloss und öffnete, stieg ihr der Duft von Zedernholz in die Nase. Sie griff nach dem winzigen Paar Ziegenlederschuhe und entfernte von dem rechten die dunkle, mit roter Seide zusammengebundene Haarlocke. Als sie damit sacht über ihre Wange strich, sah sie ihren ältesten Sohn vor sich, wie er an dem Tag ausgesehen hatte, an dem sie ihm

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