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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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majestätischen Wälder hinter den Mauern von Speyer trieb. Er wusste, dass König Richard irgendwo vor ihm war, denn er hatte noch vor einem Moment das Hinterteil seines weißen Hengstes und seinen hinter ihm herwehenden, mit
Hermelinpelz gesäumten roten Umhang zwischen den Bäumen gesehen.
    »Hah!«, rief er erneut, seine Stute noch stärker antreibend.
    Hundeführer und Treiber liefen schwitzend neben den Jägern her. Das Gebell der Spürhunde erfüllte die Luft. Das Hufgetrommel ließ den Boden erzittern und den Raureif von den Bäumen rieseln. Rogers Stute durchquerte einen seichten Flusslauf. An einem über das Ufer ragenden Felsvorsprung hingen nadelscharfe Eiszapfen. Das Hundegebell wurde lauter, und Roger spürte, wie das Blut heißer durch seine Adern zu fließen begann.
    König Richard stand zwar unter Hausarrest, durfte jedoch auf die Jagd gehen und sogar von seinen Gemächern in Speyer aus seine Hofgeschäfte erledigen. Das Einzige, was ihm verwehrt blieb, war die Heimkehr nach England, bevor die Lösegeldsumme in die Truhen des Kaisers geflossen war. An Flucht war nicht zu denken. Auch wenn er in den dunklen Wäldern hinter den Stadtmauern Keiler, Wölfe und Hirsche jagen durfte, wurde Richard streng bewacht.
    Roger war vor fünf Monaten zu ihm gestoßen und hatte sich während dieser Zeit an das Leben am deutschen Hof mit seinem strengen Protokoll, den Ritualen und Zeremonien und dem fast byzantinischen Prunk gewöhnt. Die Tage mochten dunkel, kurz und bitterkalt sein, aber in den vor Gold und Seide strotzenden Kammern prasselte Tag und Nacht ein helles Feuer, und die Weine waren süffig und stark. Manchmal fiel es ihm schwer, sich daran zu erinnern, wie sein Heim und seine Familie aussahen. Wenn er versuchte, Idas Gesicht heraufzubeschwören, erschien häufig nur ein leeres Oval, und er musste ihren Sohn anblicken, um seine Erinnerungen aufzufrischen. Manchmal half das, aber manchmal sah er Henry vor sich und musste sich abwenden.
    Der junge Mann lenkte sein Pferd jetzt an seine Seite. Sein kleiner kastanienbrauner Wallach atmete schwer, Dampf stieg von seinen Nüstern auf.
    »Ich brauche ein schnelleres Pferd«, keuchte William frustriert. Seine Stimme schwankte unkontrolliert zwischen Höhe und Tiefe, als er sie erhob, um den Jagdlärm zu übertönen.
    »Wenn wir nach England zurückkehren, wirst du sicher eines bekommen«, erwiderte Roger. Der Junge gab keine Antwort, er war zu sehr damit beschäftigt, das Letzte aus seinem Pferd herauszuholen und nicht den Anschluss zu verpassen, als sie scharf nach rechts und dann nach links abbogen. Beide Tiere setzten über einen Baumstamm hinweg, wobei Roger einen kleinen Vorsprung hatte. Zu beiden Seiten ritten deutsche Edelleute, die ihre Pferde in ihrer Muttersprache antrieben. Vor ihnen verrieten von ohrenbetäubendem Gequieke begleitete Schreie, dass das Wild erlegt war.
    »Wir sind zu spät!«, rief William enttäuscht.
    Roger vermied es, ihn darauf hinzuweisen, dass das bei einer Jagd häufig der Fall war, vor allem, wenn man einem König folgte und sich noch andere Möglichkeiten ergeben würden, seinen Mut und seine Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. Der junge FitzRoy schien die Vorliebe seines Vaters für die Jagd geerbt zu haben, er befand sich gerne im Herzen des Geschehens, daher auch seine Enttäuschung über sein langsames Pferd. Aber niemand würde einer halbwüchsigen Geisel eines der besten Tiere überlassen, auch dann nicht, wenn es sich um den Halbbruder des Königs von England handelte.
    Die Jäger waren eifrig damit beschäftigt, einen riesigen Keiler auszuweiden. Die Hunde jaulten aufgeregt, die Pferde schlugen mit den Schweifen, stampften und rollten angesichts des Blutgestanks mit den Augen. Richard, der von einem Ohr zum anderen grinste, unterhielt sich mit einigen der deutschen Edelleute,
schlug ihnen auf den Rücken und teilte die Freude des Augenblicks mit ihnen. Den Hut hatte er sich über die Ohren gezogen, sodass nur ein paar kupfergoldene Locken darunter hervorquollen, Wangen und Lippen waren von der Kälte gerötet. Seine Zähne blitzten weiß auf, als er lachte. Roger sah zu, wie er seinen ganzen Charme spielen ließ, und bewunderte die Art, wie er die Männer für sich einnahm. Der Kaiser mochte seine Pläne und Ziele verfolgen, aber niemand würde Richard davon abhalten, sie zu untergraben oder sich zumindest einen Puffer zu verschaffen, indem er sich am deutschen Hof Freunde und Sympathisanten schuf.
    Richard

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