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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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einzunehmen.
    »Dann wollen wir einmal sehen, was in dir steckt.«
    Der junge Mann ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und griff nach den Würfeln. Ein konzentrierter Ausdruck trat auf sein Gesicht, als das Spiel begann. Er bewies einen scharfen Verstand und begriff die Strategie sehr schnell. Nach kurzer Zeit entspannte er sich sichtlich, seine nervöse Wachsamkeit ließ nach. Roger, der mehr auf sein Gegenüber als auf das Spiel achtete, verlor die erste Partie, woraufhin ein Funke in Williams Augen aufglomm, der Roger schmerzlich an Ida erinnerte. Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit auf die Partie zu richten, und diesmal gewann er. Das dritte Spiel ging trotz Williams Scharfblick knapp zu Rogers Gunsten aus, weil er über die Fähigkeit verfügte, die Züge des Gegners vorauszuahnen, doch der Junge nahm seine Niederlage ohne Bitterkeit hin, was Roger als gutes Zeichen wertete, bewies es doch, dass William auch die weniger pompösen Seiten höfischen Benehmens verinnerlicht hatte. Er war ehrgeizig und trachtete danach, stets zu gewinnen, erwies sich aber, wenn er sich geschlagen geben musste, als guter Verlierer – was man nicht von allen Spielern sagen konnte.
    Als der Regen nachließ, ging William wieder ins Freie, um den Seeleuten bei der Arbeit zuzuschauen.
    »Er ist seefest«, bemerkte Anketil anerkennend, als Roger das Spielbrett an zwei andere Männer weiterreichte.
    Roger lächelte in sich hinein. Anketil entstammte einer Seefahrerfamilie, und diese Bemerkung war das größte Kompliment, das er einem anderen Mann machen konnte.
    »Er wird sich bewähren«, meinte er, die Arme vor der Brust verschränkend. »Ich hatte immer vor, ihn für eine Weile zu uns zu holen, ihn mit seiner Mutter und seinen Brüdern und Schwestern zusammenzubringen, aber die Gelegenheit war nie günstig.« Er spähte durch einen Spalt in dem Segeltuch zu dem grauen Himmel empor, dann blickte er über das aufgewühlte
Meer hinweg. William beobachtete, wie einer der Seemänner eine Rah justierte. Roger sah ihm förmlich an, wie er jede Einzelheit in sich aufsog und in seinem Gedächtnis verankerte. Diese spezielle Intensität war allein Henrys Erbteil. »Aber vermutlich wird keine Gelegenheit je günstig sein.«
    »Ihr meint, Ihr werdet ihn nicht mehr einladen?« Erstaunen spiegelte sich in Anketils blauen Augen wider.
    Roger schüttelte den Kopf.
    »Doch«, sagte er. »So schnell wie möglich, sobald wir wieder daheim sind. Ich habe es schon viel zu lange vor mir hergeschoben.«

    An einem heißen Augustnachmittag nahm Ida dankend den Becher mit kühler Buttermilch entgegen, den Alditha, eine der Spinnerinnen des Dorfes, ihr reichte. Idas Eskorte hatte ihre Pferde an Weidenbäumen am Fluss angebunden und wartete im Schatten auf die Rückkehr ihrer Herrin.
    Ida ließ sich mit einem Seufzer auf einer Bank nieder. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, und auf den Steinen stand ein irdener Topf, in dem ein Eintopf aus Hammelfleisch und Gemüse brodelte. Einer der Hauptgründe für ihren Besuch, Aldithas eine Woche alte Tochter, schlummerte in einem Weidenkorb auf dem Tisch.
    »Ihr seid sehr großzügig, Mylady«, strahlte Alditha, als Ida ihr eine Länge salbeigrünen Stoff für ein Kleid überreichte.
    »Es freut mich, dass er dir gefällt.« Ida lächelte. »Ich dachte, ich bringe ihn dir schon jetzt, damit du das Kleid bis zu deiner Aussegnung fertig hast. Eine Frau sollte zu diesem Anlass immer ein neues Kleid tragen.« Sie hatte für das Baby auch einen an einem blauen Seidenband befestigten elfenbeinernen Zahnring mitgebracht. Alditha war eine geschickte Spinnerin, die gekämmte Vliese und Flachs mit beeindruckender Schnelligkeit
zu Garn verarbeiten konnte. Die Geburt ihrer Tochter hatte ihre Produktivität eingeschränkt, obwohl ihre Mutter ihr bei der Betreuung des Babys und ihrer beiden anderen Kinder zur Hand ging. Indem sie solche Besuche machte und Geschenke mitbrachte, hielt sich Ida über den Teil der Wirtschaft auf dem Laufenden, auf den sie Einfluss nehmen konnte, und tat, was in ihrer Macht stand, um an den guten Willen der Leute zu appellieren und sie zur Arbeit anzuhalten. Da Roger als Geisel festgehalten wurde, war sie entschlossen, ihren Teil dazu beizutragen, dass das Lösegeld für den König so schnell wie möglich aufgebracht wurde.
    Als sie erfahren hatte, dass die erste Welle von Steuern und Abgaben nicht genug eingebracht hatte, hatte sie ihre Schmuckkästchen geleert, ihre silbernen Becher und

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