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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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war.
    »Was ist?« fragte er stirnrunzelnd. »Gefällt dir der Ring nicht?«
    »Er ist zu groß.«
    »Wir müssen ihn natürlich enger machen lassen. Du hast aber wirklich schlanke Finger, das muß ich sagen. Da wird eine Menge Gold wegfallen. Nun, vielleicht kann man einen Kettenanhänger daraus arbeiten lassen.«

    »Oder einen zweiten Ring«, bemerkte Helene spitz, »einen für mich.«
    Erich begriff, daß beide Frauen ihn nicht mit dem Enthusiasmus empfingen, den er sich vorgestellt und ausgemalt hatte. Lächelnd kramte er in einem Tornister, den er zuvor ein wenig achtlos in einer Ecke abgestellt hatte.
    »Vielleicht entfacht dies ja ein Leuchten in euren Augen«, sagte er und zauberte nacheinander eine Reihe von Herrlichkeiten hervor, die man auf der Insel schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte.
    »Echter Bohnenkaffee!« pries er seine Errungenschaften an. »Schokolade! Seidenstrümpfe. Seife. Tee. Köstliche Biskuits. Was sagt ihr dazu?«
    Helene schien von diesen Geschenken tatsächlich mehr angetan zu sein als von ihrer Perlenkette. »Meine Güte«, sagte sie ehrfürchtig. »Leben die Menschen in Frankreich noch so in Saus und Braus?«
    »Die meisten nicht. Aber es gibt noch Vorratslager. Und treusorgend, wie ich bin, habe ich natürlich an euch gedacht.«
    »Wie steht es mit dem Krieg?« fragte Beatrice, nicht bereit, sich von etwas Kaffee und Schokolade korrumpieren zu lassen.
    »Oh, mit dem Krieg steht alles zum besten«, entgegnete Erich sofort. »Natürlich ist so ein Krieg nicht von heute auf morgen zu entscheiden, und zwischendurch verschieben sich die Dinge immer wieder einmal, aber insgesamt sieht es großartig aus. Einfach großartig.«
    »Wie man so hört, weichen die Deutschen an allen Fronten zurück«, sagte Beatrice provozierend. »Und wieso kriegen wir hier auf den Inseln fast nichts mehr zu essen, wenn alles so gut läuft?«
    Erichs Miene verfinsterte sich. »Zum Teufel mit der feindlichen Propaganda! Natürlich versucht man, den Kampfeswillen und die Durchhaltemoral zu schwächen, indem man Hiobsbotschaften durch die Sender schickt. Aber davon ist kein Wort wahr.« Er seufzte ärgerlich. »Wenn man nur endlich alle Radioapparate auf dieser Insel konfiszieren könnte! Aber offenbar scheint das ja nicht möglich zu sein.«
    Er trank viel an diesem Abend, was Beatrice beruhigte, denn so
würde er tief schlafen. Helene, die sich offenbar nicht besonders wohl fühlte, sprach ebenfalls dem Rotwein reichlich zu, und als sie sich verabschiedete, um ins Bett zu gehen, schlug ihre Zunge schwer an.
    Es war schon nach elf Uhr, als Beatrice sich sicher genug fühlte, aus dem Haus zu schleichen und den Weg zur Petit Bôt Bay einzuschlagen. Sie wußte, daß zwei Wachtposten um das Grundstück patrouillierten, aber die beiden waren noch nicht ein einziges Mal von ihrem gewohnten Rhythmus und von den üblichen Zeiten abgewichen, und so war es kein Problem, auf den Moment zu warten, da Haustür und Auffahrt unbeobachtet waren. Trotzdem war ihr bewußt, daß sie ein viel zu hohes Risiko einging und daß sie standhaft genug hätte sein müssen, sich von Julien nicht zu diesen nächtlichen Ausflügen überreden zu lassen.
    Wie dumm von mir, dachte sie beinahe wütend, während sie durch die Dunkelheit huschte, etwas so Verrücktes zu tun!
    Aber wie immer fielen Ärger und Wut in sich zusammen, als sie Julien gegenüberstand und er sie mit der Ungeduld und Heftigkeit, die ihm seine Verzweiflung eingaben, in die Arme schloß. Er hatte unten in der Bucht auf sie gewartet, ein regloser Schatten zwischen den Felsen, der sich aufrichtete und auf sie zukam, als sicher feststand, daß ihr niemand gefolgt war.
    Sie standen eng aneinandergepreßt, und Beatrices Herz klopfte stürmisch, weil sie so schnell gelaufen war. Die Nacht war warm und von einer samtigen Schwärze, und noch immer glitten Wolken über den Himmel, ließen nur hin und wieder den Mond sichtbar werden oder Sterne aufblitzen. Das Meer rauschte ruhig und geheimnisvoll. Es schien kein anderer Mensch als sie beide auf der Erde zu sein.
    Julien sagte ein paar zärtliche Worte auf französisch zu ihr und strich ihr die Haarsträhne zurück, die ihr immer wieder in die Stirn flatterte. Hier draußen war er ein anderer Mann als auf seinem Dachboden. Es war, als fließe sein Blut sofort schneller, als beschleunigten sich Herzschlag und Atmung, als durchströme ihn eine Kraft, die sich aus unbekannten Quellen speiste. Seine Augen leuchteten, sein Lachen

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