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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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verschob das Vorhaben, ihn anzurufen, und zog sich in ihr Zimmer zurück, wo sie bis zum Abend blieb. Schließlich hörte sie, wie sich Helene im Bad zurechtmachte. Wie meistens summte die alte Frau dabei vor sich hin und vermittelte einen Eindruck von Selbstzufriedenheit, der Beatrice aggressiv machte.
    Franca geht es nicht gut, und mir geht es nicht gut, dachte sie zornig, aber sie merkt nichts und tut so, als sei die Welt in Ordnung.
    Franca zog schließlich zu dem Treffen mit Michael ab; sie trug das neue, kurze Kleid, das Helene ihr in St. Peter Port gekauft hatte. Mit ihrer leicht gebräunten Haut, den frisch gewaschenen Haaren und ein wenig Farbe auf den Lippen sah sie besser aus denn je, obwohl sie ernst und traurig wirkte.
    Ihr Mann wird einige Hebel in Bewegung setzen, um ihr Herz zurückzugewinnen, dachte Beatrice, aber ich glaube nicht, daß er erfolgreich sein wird.
    Und nun lief sie über die Klippen, weil sie sich unfähig gefühlt hatte, einen Abend mit Helene zu ertragen. Hätte sie mit Kevin allein sein können, sie hätte ihm von dem Telefonat erzählt, hätte mit ihm über die Dinge gesprochen, die sie beschäftigten. Aber Helenes Kommentare hätte sie nicht anhören können. Sie wollte ihr nichts erzählen. Alans schrecklicher Zustand ging Helene nichts an. Schlimm genug, daß sie etwas ahnte; sie hatte das Telefonat mitbekommen, und natürlich konnte sie sich manches zusammenreimen. Sie wußte um sein Problem. Jeder auf Guernsey wußte es. Und eine Menge Leute in London vermutlich auch.
    Gott, ich wußte es, dachte sie, ich wußte es, ich wußte es. Als ich hörte, Maja ist zu ihm gegangen, da wußte ich, was passieren würde.
    Sie war schnell gelaufen, ihr Atem ging heftig. Sie stieg den Felsen hinauf, der unmittelbar vor ihr aufgetaucht war. Ihre Hände legten sich auf das rauhe Gestein, das noch warm war von der
Sonne des Tages. Wie immer war es ihr, als ströme etwas von der Kraft des Steins in sie. Der Zauber versagte nie, und selbst an diesem fürchterlichen Tag erwies er sich als Trost. Sie wurde ein wenig ruhiger, ein wenig entspannter. Sie setzte sich auf einen Stein am höchsten Punkt des Felsens und stützte den Kopf in die Hände.
    Verdammt, dachte sie, er wird nicht davon loskommen. Er schafft es nicht. Es geschehen immer wieder Dinge, die ihn zurückreißen.
    Es hatte sie so entsetzt, ihn ins Telefon lallen zu hören, weil sie seine Stimme kannte, wenn er in diesem Zustand war, wenn er zu betrunken war, um noch gerade stehen zu können, wenn ihm die Sprache versagte, wenn er sich wie ein Kleinkind anhörte, kaum einen Gedanken fassen und ihn schon gar nicht zu Ende denken konnte. Sie hatte ihn so oft so erlebt, daß sie es nicht mehr hätte zählen können.
    Wann war es das erste Mal? überlegte sie. Sie kramte in ihrem Gedächtnis: Er mußte einundzwanzig oder zweiundzwanzig gewesen sein. Er hatte schon studiert und war während der Ferien auf Guernsey gewesen. Es hatte Probleme gegeben, mit denen er nach und nach erst herausgerückt war; es war, soweit sie sich erinnerte, um mißglückte Prüfungsarbeiten gegangen. Nachdem er es einmal gesagt hatte, konnte er nicht mehr aufhören, davon zu reden, es hatte ihn umgetrieben und beschäftigt, Tag und Nacht. Weder Helene noch Beatrice hatten dieses Ereignis, das sich für ihn als Katastrophe darstellte, als eine solche empfunden, aber Beatrice dachte heute, daß sie hellhöriger hätte sein müssen.
    Ein Mensch sprach nicht ständig über ein Thema, wenn es ihn nicht zutiefst beschäftigte. Eines Nachts hatte sie ihn nach Hause kommen und auf der Treppe schwer stürzen hören, sie war hinausgelaufen und zurückgezuckt vor der Alkoholfahne, die ihr entgegenschlug. Alan lag über die beiden untersten Stufen gebreitet und stöhnte. Sein Hemd war aus der Hose gerutscht, sein Jackett hatte er im Flur verloren. Seine Haare standen wirr und struppig um den Kopf, sein Gesicht war gerötet.
    »H... hallo, Mummie«, lallte er, versuchte aufzustehen, brach aber sofort wieder zusammen.
    »Lieber Himmel, Alan, was hast du denn gemacht?« Sie neigte
sich zu ihm, hob seinen Kopf, strich ihm mit den Fingern über die glühenden Wangen.
    »Mir... ist schlecht«, murmelte Alan.
    Natürlich war inzwischen auch Helene wach geworden und eilte herbei. Sie reagierte geschockt, fast hysterisch.
    »O nein, was ist los? Ist Alan verletzt? Großer Gott, er ist doch nicht betrunken? Er stinkt ja fürchterlich nach Alkohol! Meinst du, er hat...?«
    »Er hat«,

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