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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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nie so konkret darüber gesprochen. Ich sagte nur immer wieder, daß ich gerade diese oder jene Summe bräuchte.«
    »Wollte sie nie wissen, wofür?«
    »Doch, aber ich hatte immer den Eindruck, es handle sich dabei eher um rhetorische Fragen. Präzise interessierte es sie nicht. Ich sagte ihr im Prinzip die Wahrheit, nämlich, daß ich Bankschulden hätte. Nur kannte sie eben die gesamte Höhe nicht.«
    »Und am Montag abend...«
    »...legte ich alle Karten offen auf den Tisch.«
    »Wie reagierte Helene?«
    »Sie war keineswegs so erschrocken, wie ich gefürchtet hatte. Sie schimpfte ein wenig, weil ich nicht von Anfang an offen mit ihr gewesen war. Sie meinte, ich hätte wohl kein Vertrauen gehabt, und so weiter. Und ich merkte, wie ich ruhiger wurde.« Er versuchte, den nächsten Schluck Kaffee zu nehmen, und beschmutzte erneut seine Hose. »Sie saß da in ihrem albernen, himmelblauen Kleid, viel zu stark geschminkt, die Haare zu lang, eine alte Frau, die vergeblich versucht, wie ein junges Mädchen auszusehen, aber auf einmal hatte sie etwas von einer gütigen Großmutter. Sie wirkte plötzlich so reif. Du weißt, bei Helene hatte man sonst eigentlich nie den Eindruck, sie sei erwachsen ...«
    Sie nickte. Wie oft hatte sie gereizt gedacht, daß Helene hundert Jahre alt werden könne, und sie würde sich immer noch kindisch benehmen.

    »Sie sagte, alles würde gut werden«, fuhr Kevin fort. Er mußte schlucken, die Tränen saßen locker bei ihm an diesem Tag, das bemerkte Beatrice deutlich.
    »Sie würde mir helfen, und ich solle aufhören, mir Sorgen zu machen. «
    »Was ja nett gemeint war von ihr«, sagte Beatrice, »aber da ging sie natürlich an jeglicher Realität weit vorbei. Dein Schuldenberg überstieg ihre Möglichkeiten bei weitem.«
    Er versuchte es erneut mit der Kaffeetasse, gab aber diesmal von vornherein auf. Er würde es nicht schaffen, die Tasse zum Mund zu führen. »Sie sagte, sie würde mir das Geld geben«, sagte Kevin. Seine Stimme klang brüchig. Er war so dicht am Ziel gewesen. Der Absturz hatte ihn hart und brutal getroffen. »Sie wollte am nächsten Tag zu ihrer Bank gehen. Ich sollte sie abholen und hinfahren. Sie wollte mir fünfzigtausend Pfund leihen.«
    Beatrice lehnte sich vor. Sie runzelte die Stirn. »Woher wollte sie soviel Geld nehmen?«
    Kevin sah sie an, sein Blick war müde und fast ausdruckslos. »Du weißt nicht alles über Helene«, sagte er, »so inbrünstig sie sich stets als deine beste Freundin und engste Vertraute bezeichnete, so geschickt hat sie dennoch ein paar wesentliche Details ihres Lebens vor dir verheimlicht. Beatrice, Helene war eine schwerreiche Frau. Sie saß auf einem Vermögen. Die bescheidene kleine Rente, auf die sie sich stets berief, um dir klarzumachen, daß du dich um sie zu kümmern hattest, war eine Farce. Die fünfzigtausend Pfund hätte sie mir aus der Portokasse gezahlt.«
    Beatrice spürte, wie sie blaß wurde. »Wie ist sie an das Geld gekommen? «
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Kevin. Er hörte sich nicht so an, als genieße er es, Überbringer einer sensationellen Neuigkeit zu sein und seine jahrelange geheime Komplizenschaft mit einer alten Frau zu enthüllen, die nun auf schreckliche Weise ermordet worden war. Er war zu erschöpft, um überhaupt irgend etwas außer seiner Müdigkeit zu empfinden. »Wenn du möchtest, erzähle ich sie dir.«
    »Ich bitte darum«, sagte Beatrice.

Dritter Teil

1
    Wenn man einen Menschen kennenlernt, kann sich das ganze Leben verändern, dachte Alan, und wenn man einen Menschen verliert, ist es das gleiche.
    Er saß in The Terrace am Hafen von St. Peter Port und versuchte zu begreifen, daß Helene nicht mehr am Leben war.
    Es herrschte reges Leben und Treiben um ihn herum, das Cafe war voll besetzt mit Touristen. Die Sonne brannte vom Himmel, die Menschen drängten sich unter den Sonnenschirmen, versuchten alle, ein Stück Schatten zu erhaschen. Die Luft roch nach Pommes frites, nach Hamburgern und nach gegrillten Würstchen; dazu schleppten die Café-Gäste Wasser- und Weinflaschen heran und riesige Eisbecher. Unten im Hafen machten die Yachtbesitzer ihre Schiffe startklar. Angesichts der nahezu vollkommenen Windstille waren die Motorboote im Vorteil; sie schlängelten sich aus dem Hafen hinaus, um dann über das Meer zu brausen, an ihren Steuern sonnenbebrillte, braungebrannte Menschen mit wehenden Haaren und einem Ausdruck geballter Lebensfreude in der Haltung ihrer Körper. Sie würden in

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