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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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geduldet - wie eine arme, alte Tante, die niemanden hat auf der Welt und um die man sich deshalb kümmern muß. Sie wäre sie lieber heute als morgen losgeworden, und das wußte Helene auch. Ihr Leben war vertan. Und niemand gibt ihr diese verlorene Zeit jetzt zurück.«
    »Vielleicht hat sie sie gar nicht als verloren empfunden.«
    » Oh - natürlich hat sie das! Sie haben sie nur nicht lange genug gekannt, sonst hätten Sie es auch gewußt. Helene war enttäuscht und einsam und wußte, daß sie alles verspielt hatte.«
    »Aber deswegen sollten Sie jetzt nicht...«, setzte Franca an, doch Maja unterbrach sie sofort: »Helene ist doch nur ein Beispiel! Ich sehe an ihr, wie ein verpfuschtes Leben aussieht. Ich sehe an ihr, wie mein Leben sein wird!«
    Franca betrachtete sie verblüfft. » Ihr Leben? Aber Maja, Ihr Leben läßt sich doch an keiner Stelle mit dem von Helene vergleichen! Sie sind eine junge, ungemein attraktive Frau, der alle Herzen, vor allem die der Männer, zufliegen. Sie werden sich noch ein paar Jahre lang austoben, und dann werden Sie einen netten Mann heiraten und eine Familie gründen. Es gibt nicht die geringste Parallele zu Helene! «
    »Ach, reden Sie doch nicht solchen Unsinn!« rief Maja. Sie war
ungerecht, aber das schien ihr gleichgültig zu sein in diesem Moment. Sie suchte ein Ventil, und Franca war gerade zur Stelle. »Ich habe doch schon alles verdorben! Ich habe keinen Schulabschluß. Ich habe keine Ausbildung. Ich habe keinen Job. Ich muß bei meiner Großmutter um Geld betteln und mir von ihr sagen lassen, daß sie von mir enttäuscht ist. Jeder behandelt mich, als sei ich ein Versager. Ich...«
    »Das stimmt nicht, und das wissen Sie auch. Aber was Schulabschluß und Ausbildung angeht, so hindert Sie doch niemand daran, diese Dinge nachzuholen. Sie sind zweiundzwanzig! Sie sind so jung. Ihnen stehen doch alle Wege noch offen.«
    Maja wandte sich ab. Sie war noch blasser geworden während der letzten Minuten und sah viel jünger aus, als sie war.
    »Aber nicht der Weg zurück zu Alan«, sagte sie leise.
    Arme Kleine, dachte Franca, wie allein sie auf einmal ist.
    Sie trat einen Schritt näher an Maja heran und legte nun doch den Arm um sie. Maja schmiegte sich an sie und begann zu weinen, heftig und immer heftiger, bis das Schluchzen ihren ganzen Körper schüttelte.
    »Es ist alles so schrecklich«, jammerte sie, »ich habe ihn verloren. Er wird sich nie wieder auf mich einlassen, nie wieder. Die ganzen Jahre wußte ich, daß ich tun konnte, was ich wollte, er würde mich immer wieder zurücknehmen. Immer, egal, wie sehr ich ihm weh getan hatte, wie sehr ich ihn gekränkt hatte. Er nahm mich in die Arme und verzieh mir, und ich... « Sie konnte nicht weitersprechen, die Tränen strömten nur so. Franca strich ihr sanft über die Haare.
    »Sie haben ihm oft weh getan in den vergangenen Jahren, stimmt das?« fragte sie leise.
    Maja nickte. »Ich habe alles getan, was mir in den Sinn kam«, schluchzte sie, »alles, wie es mir gerade paßte. Manchmal habe ich mich mit furchtbaren Typen eingelassen. Sie würden es kaum glauben, mit Trinkern, mit Kriminellen, mit richtigem Pack. Irgendwie hatte ich nie Angst dabei. Alan stand hinter mir. Es war immer so, als ob er mich beschützte. Ich wußte, daß mir nichts passieren konnte. «
    »Aber passieren kann Ihnen immer noch nichts.«

    »Er ist nicht mehr da.«
    »Er ist noch da. Vielleicht ist im Augenblick eine Menge Schmerz und Verbitterung zwischen euch, aber das wird vergehen, und das, was zwischen euch tragfähig ist, wird übrigbleiben. Er wird für immer Ihr Freund sein, Maja. Nicht Ihr Liebhaber, aber Ihr Freund.«
    »Aber ich liebe ihn«, stieß Maja hervor. Ihr Schluchzen verebbte. Sie sah sehr traurig aus. »Ich liebe ihn wirklich!«
    »Er ist fast doppelt so alt wie Sie, Maja. Deswegen hat jeder von Ihnen beiden eine andere Lebenseinstellung. Sie wollen Ihr Dasein genießen, flirten, tanzen, Ihre Wirkung auf Männer ausprobieren. Alan ist über vierzig. Er sieht das Leben jetzt anders. Er will etwas anderes. Und das ist genauso normal. Nur läßt es sich schwer miteinander vereinbaren.«
    Maja starrte auf den Grabstein, mit einem Gesichtsausdruck, als sehe sie in ihm die ganze Trostlosigkeit verkörpert, die das Leben bereithalten konnte.
    »Er ist auch am I. Mai gestorben«, sagte sie, »genau wie Helene. «
    »Ja«, stimmte Franca zu, »das fiel mir auch vorhin auf. I. Mai 1945. Und genau wie Helene ist er eines gewaltsamen

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