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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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überhaupt nicht zurecht.«
    »Sie verkompliziert da etwas, was gar nicht kompliziert ist. Sie ist Deutsche, na und? Die alten Feindschaften existieren doch schon lange nicht mehr.«

    »Nicht für dich und deine Generation, und das ist gut so. Aber auf Guernsey leben viele Menschen, die den Krieg noch sehr bewußt mitbekommen haben. Helene kam als Frau eines Besatzungsoffiziers hierher. Das kann sie nicht vergessen, und eine ganze Reihe von Leuten vergißt es auch nicht.«
    »Sie ist inzwischen eine von hier. Niemand wirft ihr irgend etwas vor. «
    Beatrice sah zu Helene hinüber, die gerade mit einem kleinen Mädchen sprach, das ihr einen Blumenstrauß überreicht hatte.
    »Die Zeit damals«, sagte sie, »hat uns alle auf eine gewisse Weise traumatisiert. Jeder geht anders damit um, aber da ist manches, was nie vergessen sein wird.«
    Majas Blick verriet, daß ihre Gedanken abschweiften. Beatrice kannte das schon. Die jungen Leute mochten nichts hören vom Krieg, von der Zeit der deutschen Besatzung auf den Kanalinseln. Das war lange her und hatte mit ihnen nichts mehr zu tun. Es interessierte sie nicht, was damals geschehen war, und Maja, mit ihrer Leidenschaft für Nachtclubs, Männer und Affären, interessierte es schon gar nicht.
    »Ich bringe das mit Helene jetzt hinter mich«, sagte sie. »Wir sehen uns noch, Beatrice, bis nachher!«
    Sie trat auf Helene zu, und deren Miene verdüsterte sich sofort.
    Sie und Maja werden nie zueinanderfinden, dachte Beatrice.
    Sie hatte inzwischen größte Lust, ihre eigene Geburtstagsparty unauffällig zu verlassen, da sah sie, daß Alan den Raum betrat. Den ganzen Morgen über hatte er sich noch nicht blicken lassen. Sie seufzte tief. Sie konnte nicht in dem Moment verschwinden, da ihr einziger Sohn zum Gratulieren kam.
     
    Alan sah seinem Vater immer ähnlicher, je älter er wurde. Er hatte dunkle Haare und dunkle Augen und wirkte manchmal wie ein südfranzösischer Lebemann. Er war attraktiv, doch von den Spuren seines exzessiven Alkoholgenusses deutlich gezeichnet. Seine Haut neigte bereits zur Schlaffheit, obwohl er erst zweiundvierzig Jahre alt war, und er hatte auffallend starke Tränensäcke unter den Augen. Er war längst Alkoholiker, da machte sich Beatrice nichts vor, auch wenn sein Leben nach außen hin noch funktionierte, er
seinem Beruf erfolgreich nachging und seine Sucht noch immer recht gut vertuschen konnte. Beatrice wußte, daß er einige Jahre zuvor eine Affäre mit Maja gehabt hatte - zumindest hatte sie geglaubt, es habe sich nur um eine Affäre gehandelt. Aber irgendwann war ihr klargeworden, daß Alan sich in die Geschichte mit dem jungen Mädchen viel tiefer verstrickt hatte, als er jemals zugeben würde. Er war wie besessen von dieser Frau. Beatrice konnte nicht verstehen, wie ein interessanter und gebildeter Mann sich so stark zu einer so oberflächlichen Person hingezogen fühlen konnte, denn so hübsch Maja war, kein Mann von Verstand würde ernsthaft eine längerfristige Verbindung mit ihr anstreben wollen. Maja würde sich nie zu einer treuen Ehefrau wandeln können. Sie würde dem Mann an ihrer Seite ohne Unterlaß Hörner aufsetzen - und Beatrice hoffte, daß Alan dies irgendwann erkennen und sich davon angewidert zeigen würde.
    »Hallo, Alan«, sagte sie, als er vor ihr stand, »es ist Sonntag, es ist elf Uhr am Vormittag, und du bist schon wach. Soll ich das als besonderes Zeichen deiner Zuneigung zu mir werten?«
    Alan hauchte ihr einen Kuß auf die Wange. Sein Atem roch stark nach Pfefferminz, aber die Bonbons, die er ganz offensichtlich aus Tarnungsgründen gelutscht hatte, konnten die darunter schwingende Whiskyfahne nicht verbergen.
    »Meinen Glückwunsch zum Geburtstag, Mummie. Du siehst gut aus für dein Alter, wirklich!«
    »Das ist wahrscheinlich als Kompliment gemeint. Danke, Alan.« Sie sah, daß sein Blick suchend im Raum umherschweifte. »Maja steht dort drüben bei Helene, falls du herausfinden möchtest, ob sie da ist«, sagte sie. »Du wirst Gelegenheit haben, sie zu begrüßen.«
    Alan lächelte, aber er sah dabei ein wenig gequält aus. »Ich habe gar nicht nach Maja geschaut, Mummie. Ich habe mich nur umgesehen, wer überhaupt so da ist. Jede Menge alter Damen, so scheint es. Hast du so viele Freundinnen? Oder eher Helene?«
    »Es sind Bekannte. Keine von den alten Schachteln steht mir besonders nahe, aber wenn es irgendwo gratis etwas zu essen und zu trinken gibt, strömen sie in Scharen herbei. Ehrlich gesagt, könnte

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