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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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wird, aber in Wahrheit macht er alles nur schlimmer. «
    Alan kippte mit aggressivem Schwung den zweiten Champagner hinunter. »Weißt du, Mummie, ich hätte eine gute Idee, wie du dir die Langeweile des Alters vertreiben könntest«, sagte er böse. »Werde doch Prediger bei den Anonymen Alkoholikern. Du hast echtes Talent für den Job. Du wirst eine Menge gefallener Schäfchen auf den rechten Weg zurückbringen. Und ... «
    »Alan, du solltest...«
    »Ich hätte ein geeignetes Objekt für deine Ambitionen. Es geht zwar nicht um Alkohol, aber um etwas Ähnliches.« Er schaute sich um, wies schließlich in eine Ecke, wo Franca Palmer auf einem Stuhl kauerte und sich aus angstvollen Augen umsah. Ein Mann, der ein paar Sätze mit ihr gewechselt und sich offensichtlich um eine Unterhaltung bemüht hatte, ging gerade entnervt davon. Es war äußerst schwierig, mit Franca in ein Gespräch zu kommen.
    »Franca Palmer ist tablettenabhängig, Mummie. Sie nimmt starke Beruhigungsmittel. Sie hat Angstzustände und Panikattacken. Du könntest sie wundervoll therapieren.«
    Beatrice schaute zu Franca hinüber. »Wie du gerade sie aufgabeln konntest, ist mir ein Rätsel. Sie hat überhaupt nichts mit den Frauen gemeinsam, die du sonst anbringst.«
    »Ich sagte dir doch, es war Zufall. Sie ist mehr oder weniger in mein Auto gefallen. Kümmere dich um sie! Vielleicht nimmt sie deine Bemühungen dankbarer an als ich.«
    Er drehte sich um und ging davon, griff sich demonstrativ ein weiteres Glas mit Champagner. Er blieb bei Helene und Maja stehen und begann einen von etwas fahrigen Gesten begleiteten Monolog zu halten.
    »Dummer Kerl«, sagte Beatrice inbrünstig. Es reichte ihr endgültig. Sie hatte keine Lust, noch länger auf einem Fest zu bleiben, auf dem sie sich nur ärgerte. Vielleicht sollte sie die arme Spitzmaus Franca Palmer aus ihrer Ecke ziehen und zu einem kleinen Spaziergang im Garten überreden. Es interessierte sie, mehr über die Frau zu erfahren, die Alan aufgelesen und mit nach Hause gebracht hatte. Auch wenn er sie nur zufällig kennengelernt hatte, so
mußte doch irgend etwas an ihr ihn genug gefesselt haben, daß er ihr seine Hilfe angeboten hatte. Vielleicht ließe sich da etwas ausbauen. Beatrice hätte eine Menge dafür gegeben, ihren Sohn von der unmöglichen Maja Ashworth loszueisen, und sie dachte, daß es nicht schaden konnte, die junge Deutsche ein wenig unter die Lupe zu nehmen.
    Außerdem wollte sie ohnehin gern nach draußen. Es herrschte herrliches heißes Sommerwetter, aber es war typisch für Helene, daß sie im Haus blieb und dadurch die Gäste zwang, ebenfalls auf die Sonne zu verzichten. Helene jammerte einfach immer über das Wetter. Es war ihr entweder zu kalt oder zu heiß, zu naß oder zu trocken. Beatrice hatte noch nie erlebt, daß sie ein einziges Mal zufrieden gewesen wäre.
    Sie griff sich zwei Gläser Champagner und ging damit auf Franca zu. Sie hatte keine Lust, noch länger zuzusehen, wie Helene sich feiern ließ und Alan Maja anhimmelte. Und sich dabei betrank. In spätestens zwei Stunden würde er nicht einmal mehr wissen, wie er hieß.

4
    »Ich habe heute ein interessantes Buch gelesen«, sagte Franca. »Die Geschichte eines Mannes, der die deutsche Besatzungszeit auf den englischen Kanalinseln erlebt hat.« «
    »So?« gab Michael zurück, müde und lustlos. Es war spät am Abend, er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Er wollte längst im Bett sein, aber er war zu erschöpft, sich aufzuraffen, die Treppe hinaufzugehen, sich auszuziehen und die Zähne zu putzen. So kauerte er am Küchentisch und hielt sich an einem Glas Rotwein fest. Franca saß ihm gegenüber, wacher und weniger frustriert als sonst. Durch das geöffnete Fenster strich die noch immer samtene Wärme der Septembernacht herein, und eine eigentümliche Stille lag über dem Haus - eigentümlich, weil sie ein wenig geheimnisvoll war und weil sie ein unbestimmtes Versprechen zu bergen schien, die Verheißung einer Veränderung.

    Eine Nacht, die etwas verspricht, dachte Franca, ein dummes Gefühl von mir wahrscheinlich nur... jede Wette, daß Michael nichts dergleichen empfindet.
    Es schien eine Ewigkeit her zu sein, daß sie zuletzt so beieinandergesessen hatten: müde, Wein trinkend, ohne Erwartungen aneinander. Ab und zu sprachen sie, dann schwiegen sie wieder, aber dieses Schweigen war frei von jenem lähmenden Unbehagen, das sich Francas für gewöhnlich bemächtigte. Vielleicht lag es daran, daß Michael

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