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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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entsprechenden Zeit. Nicht daß diese Tätigkeit irgendeinen Sinn hätte, aber du bist beschäftigt und grübelst nicht von morgens bis abends über deine Neurosen nach. Ich habe früher immer gesagt, du solltest Journalistin werden, zumindest irgend etwas in dieser Richtung anstreben. Aber du wolltest ja...«
    » Ich weiß. Ich wollte unbedingt meine eigene Entscheidung treffen, und die war falsch, und damit muß ich nun leben. Wir haben oft darüber gesprochen.«
    »Man muß mit gar nichts leben. Man kann alles ändern.«
    »Ich bin vierunddreißig. Ich...«
    » Ich sage doch: Man kann alles ändern. Mit vierundsechzig, mit vierundachtzig - man muß es nur wollen. Verstehst du, eine Spur von Willen ist natürlich die Voraussetzung. Und Wille ist erlernbar. Kraft ist erlernbar!« Er sah sie an, geballte Entschlossenheit in den Augen.
    Diese erschlagende Stärke, dachte sie, diese gnadenlose Energie. Immer wenn er mich so ansieht, verliere ich auch noch den letzten Rest meines kläglichen Selbstvertrauens.
    Auf einmal sehr erschöpft, sagte sie leise: »Darüber wollte ich gar nicht reden. Ich wollte dir eigentlich erzählen...«
    »Wir sollten aber darüber reden.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Darum«, sagte sie störrisch.

    Michael schüttelte den Kopf. Er hatte seinen toten Punkt überwunden, war jetzt wach und klar – und damit wieder gefährlich. »Du redest manchmal wie ein kleines Kind. Nur ein Kind sagt einfach ›darum‹, wenn ihm kein Argument mehr einfällt. Herrgott noch mal, kannst du nicht einfach einmal erwachsen werden?«
    »Ich...«
    »Im übertragenen Sinne, Franca, bist du ein Mensch, der nur noch mit hängenden Armen dasteht. Du hast dich aufgegeben, und du tust dir entsetzlich leid. Dir ist etwas schiefgegangen, und nun hast du nicht den Mumm aufzustehen und einen neuen Anfang zu wagen. Du legst dich auf die Analytikercouch und jammerst und dröhnst dich im übrigen mit Tabletten zu, die dir vorgaukeln, die Dinge seien halbwegs in Ordnung. Du wirst darüber immer schwächer ... «
    »Auf Guernsey«, sagte Franca mit nun schon recht kraftloser, verzagter Stimme, »bin ich drei volle Tage ohne die Tabletten ausgekommen. «
    Er wischte den Einwurf mit einer unwirschen Handbewegung vom Tisch. »Und das siehst du nun als großen Sieg an? Dir blieb nichts anderes übrig, also hast du es irgendwie durchgestanden. Mehr schlecht als recht übrigens, nach allem, was du erzählt hast. Mußtest du nicht – von meinem Geld – eine Menge zerschlagenes Geschirr in einem Restaurant bezahlen, nachdem du dort einen hysterischen Anfall bekommen hattest? Ich finde, das hört sich nicht gerade so an, als hättest du deine Abhängigkeit plötzlich in den Griff bekommen!«
    »Ich hatte keinen hysterischen Anfall. Ich hatte eine Panikattacke. Das kannst du nicht...«
    »Das ist doch Haarspalterei! Hysterie, Panik... Tatsache ist, daß es Tausende von Frauen gibt, die in ein Restaurant gehen und sich ganz normal benehmen können, oder? Die nicht wieder hinausgehen und die halbe Einrichtung zertrümmert hinter sich zurücklassen!«
    Irgendwo hinter ihren Augen begann es zu brennen. Das erste Anzeichen dafür, daß die Tränen aufzusteigen begannen. Er übertrieb maßlos, und er war gemein in seinen Übertreibungen. Und es war nicht nur, was er sagte. Auch wie er es sagte verstärkte die
bösartige Wirkung seiner Worte. Giftpfeile, mit besonderer Härte und Präzision abgeschossen.
    »Ich habe nicht die ganze Einrichtung«, begann sie, brach den Satz dann aber ab. Es hatte keinen Sinn, er würde ihr nicht zuhören. Ihre Therapeutin hatte gemeint, sie lasse sich viel zu schnell in die Defensive treiben. »Verteidigen Sie sich nicht immer! Ein Kind stellt sich hin und rechtfertigt sich. Oder ein Beschuldigter vor Gericht. Beides sind Sie nicht. Sie sind eine erwachsene Frau, die nicht ständig nach allen Seiten hin Erklärungen für ihr Verhalten abgeben muß.«
    Sie kennt Michael nicht, dachte sie, sie kennt seine Vorwürfe und Angriffe und Attacken nicht. Sie kennt nicht das Gefühl, an die Wand gedrückt zu werden und hilflos mit Armen und Beinen zu rudern.
    »Und was deine Nachforschungen über diesen Erich Feldmann angeht«, fuhr Michael fort, und sein Ton ließ keinen Zweifel offen, wie überflüssig und sinnlos er ihr Interesse an einem toten Nazi-Offizier fand, »so werden auch sie völlig im Sande verlaufen. Es ist ohnehin Zeitverschwendung, sich damit zu beschäftigen, aber wie ich schon sagte, es hätte

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